Landeshauptstadt: Ziel: Brauhausberg und Drewitz Hauptausschuss wandte sich gegen Bädergutachten des Landes
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Von Detlef Gottschling „Eigentlich hatten wir uns gefreut über die Nachricht, dass Potsdam die einzige Neubaustelle für ein Freizeitbad im ganzen Land Brandenburg sein soll.“ Das sagte Potsdams Stadtsportbundvorsitzender Lutz Henrich am Mittwochabend im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung. Doch dann rechnete Henrich vor, dass man in Potsdam nach dem „Goldenen Plan Ost“ mit den beiden bestehenden Schwimmhallen am Stern und am Brauhausberg im Rahmen der Richtlinien sei, dabei aber die wahren Bedürfnisse der Menschen außer Acht gelassen habe. Und laut einer repräsentativen Umfrage stehe in Potsdam nun einmal das Schwimmen an erster Stelle. Schon deshalb halt er den Vorschlag des Bädergutachtens des Landes, das in der vergangenen Woche der Öffentlichkeit vorgestellt worden war (PNN berichteten), für absurd. Dort wird die Schließung der Stern-Schwimmhalle und der Um- und Ausbau des Komplexes auf dem Brauhausberg vorgeschlagen. Verloren gehen solle dabei das 50-Meter-Becken mit Wettkampfmaßen am Brauhausberg; auch der Schul- und Vereinssport sei völlig außen vor geblieben, so Henrich. Dazu dürfe es keinesfalls kommen: „Dann lieber kein Freizeitbad, und beide jetzigen Hallen bleiben.“ Man würde zwar ein zusätzliches Freizeitbad begrüßen, aber nicht unter den Voraussetzungen. Oberbürgermeister Jann Jakobs führte eine Untersuchung an, wonach Potsdam im Land Brandenburg gerade einmal sechs Prozent der Schwimmbecken-Wasserfläche des Landes stelle – vergleichbar mit Städten wie Eisenhüttenstadt oder Oranienburg. Berlin als Nachbar spezialisiere sich zunehmend auf den Sauna- und Wellness-Bereich und stelle eigentlich keine Konkurrenz dar. An der Stelle meldeten sich die Abgeordneten zu Wort: „Wir führen eine Gespensterdiskussion – unser Investor will in Drewitz bauen, und das ist für uns städtebaulich wichtig. Nichts anderes“, sagte Klara Geywitz von der SPD. Hans-Jürgen Scharfenberg legte nach: „Wir lassen uns das Projekt Brauhausberg vom Land nicht einreden.“ Und Mike Schubert (SPD): „Wir müssen auch an unseren Investor denken.“ Oberbürgermeister Jann Jakobs fasste zusammen, dass die Gespräche zu den Verträgen unbeirrt fortgesetzt würden, und dass es ein klares Ziel gebe: Die Halle auf dem Brauhausberg sanieren und Drewitz inklusive sporttauglichem Becken trotzdem bauen. Das Land habe bis heute keinen Kontakt zur Stadt Potsdam gesucht, deshalb gehe man davon aus, dass das Bädergutachten noch nicht fertig sei. Nach Informationen Jakobs'' müssten nun sogar weitere Abstimmungen auf Ministeriumsebene aufgenommen werden, und man habe dringende Abstimmungen mit den betroffenen Städten wie Potsdam gefordert. Das habe eine Anhörung am Dienstag ergeben. Wie fehlerhaft das Gutachten möglicherweise ist, das wusste Jakobs gleich zu beweisen: Niemand habe von Potsdam Daten angefordert, den Investitionsbedarf für die Schwimmhalle am Luftschiffhafen – die längst saniert sei – habe man angeführt. Dagegen habe eine Verkehrslösung für ein Freizeitbad auf dem Brauhausberg überhaupt keine Rolle gespielt; und völlig vergessen habe man offenbar, dass die Halle am Luftschiffhafen gar nicht öffentlich genutzt werden könne. Angesichts derartig löchriger Argumente blieb dem Hauptausschuss nichts anderes übrig, als das Landesgutachten abzulehnen und an der eigenen Variante – dem Freizeitbad Drewitz mit Schulsportnutzung – festzuhalten.
Detlef Gottschling
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