
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Ziel erreicht, die Rettung noch nicht
3500 Besucher auf der 15. Baumesse bescheren insolventem Veranstalter eine Atempause
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Babelsberg - Deutlich mehr als 3000 Besucher wollte Messe-Potsdam-Geschäftsführer Michael Schulze am Wochenende in der Metropolis-Halle bei der 15. Landesbaumesse sehen. „Sonst wird es schwierig“, hatte er erklärt. Noch immer hofft Schulze darauf, das Unternehmen zu retten. Die Messe Potsdam GmbH ist – wie berichtet – in Finanznot geraten und hat Insolvenz angemeldet. Die Baumesse „Schöner Wohnen“ sollte nun zeigen, dass ein verändertes Konzept greift und auch schönen Messeerfolg bringt.
Doch der hielt sich in Grenzen. Mit 3 500 Besuchern bewegte sich der Messeveranstalter gerade mal so auf das angestrebte Ziel zu. Auch die Zahl der Aussteller blieb unter den Erwartungen. Statt der beim Pressegespräch am Donnerstag angekündigten 130 kamen laut Enrico Schulze von der Messe Potsdam nur 124. Im vergangenen Jahr hatten noch 135 Firmen ausgestellt. Enrico Schulze sieht für den Besucherschwund bei den Potsdam-Messen generell und bei der Baumesse speziell viele Gründe. Er nennt unter anderem abflauendes Interesse, gewachsene Konkurrenz und Schwierigkeiten mit Partnern. Am Veranstaltungsort Metropolis-Halle würde er jedoch bei weiteren Messeauftritten festhalten. Dagegen bezweifelt so mancher Aussteller, dass der Ort am Rande der Stadt gerade für Publikumsmessen, zu der auch die „Schöner Wohnen“ werden sollte, geeignet ist. Schon die Genussmesse „Salon Sanssouci“ hatte trotz ihres neuen Konzeptes nicht gerade einen Besucheransturm erlebt und war mit 2000 Gästen weit unter den Erwartungen geblieben.
„Wir waren bei der Landesbaumesse von Anfang an dabei“, erklärte Herbert Brun vom Potsdamer Baustoffhandel Brun & Böhm. Und er erinnert sich an die Zeiten, in denen die Messe noch in Zelten im Lustgarten residierte und sich die Besucherzahl der 10 000 näherte. Auch er kennt natürlich viele Gründe, warum eine Messe heute nicht mehr mit so vielen Besuchern rechnen kann. „Die Leute sind übersättigt“, sagt er. „Eigentlich finden sie schon im Internet alles Wissenswerte.“ Brun würde es aber trotzdem bedauern, wenn in Potsdam keine Baumesse mehr stattfände. „Es gibt genug Interessenten, die vorher anfassen wollen, was sie kaufen oder was sie sich einbauen lassen möchten. Wir haben zum Beispiel vor zwei Jahren junge Leute beraten, die sich ein Haus gekauft hatten und die sich jetzt nach Baustoffen für die Außenanlagen umsahen.“ Im Messegeschäft sei Kontinuität sehr wichtig, meint der Baustoffhändler. Für ihn ist die Messe aber nur ein Werbeträger. Auch Messebesucher Jan Kickinger vom Sanierungsträger Stadtkontor findet, dass Potsdam eine Baumesse braucht.
Viele Aussteller waren auch diesmal mit dem Messegeschehen durchaus zufrieden. Sie nannten „gute Gespräche“ und Anfragen, die spätere Aufträge nach sich zögen, als Grund. Felix Johannes von Dacheinkauf Potsdam findet, dass der Kontakt der Firmen untereinander und der zu potenziellen Kunden vor Ort ein Messegewinn sei. Thomas Köner, Chef von Naturboden Falkensee, nennt die Potsdamer Baumesse sogar „sehr wichtig“. Er bringt regelmäßig Aufträge mit nach Hause. Der Cegema Maschinenhandel Potsdam, der Gabelstapler und Arbeitsbühnen anbietet, wollte sich als Messeneuling eigentlich nur den anderen Baufirmen vorstellen und das klappte gut. Aber auch Privatbesucher nutzten das Angebot, ungewohnte Höhen per Hebebühne zu erklimmen. Als Clou gab es in der Eingangshalle dann noch die Möglichkeit, sich seinen Osterhasen aus dickem Brett selbst auszuschneiden. Die zierliche Anne Lehniger nutzte dazu hochwertiges Werkzeug von Endel & Dietze in Potsdam. Sie war eher zufällig in die Baumesse hineingeraten. Damit aber garantiert die Ausnahme.
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