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Von Jan Kixmüller: Zielführend

Der GFZ-Vorstand Reinhard Hüttl erhielt gestern das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse

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Die gute Nachricht hatte der Sohn überbracht. Schon seit einigen Tagen lag auf dem Schreibtisch in der Berliner Wohnung von Reinhard Hüttl ein ominöser Brief der Berliner Senatsverwaltung. Es hätte auch ein Strafzettel sein können. Als der 51-jährige Geowissenschaftler an jenem Samstagmorgen seine Lesebrille nicht zur Hand hatte, bat er spontan seinen Sohn Christoph, den Brief vorzulesen. Sollte doch der Drittklässler das Lesen unterschiedlicher Texte für die Schule üben. Als er verlesen hatte, dass Hüttl das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse erhält, war die Überraschung groß. Der Forscher glaubte seinem Sohn erst nicht recht. Und der Sohn fragte, ob sein Vater nun zurück in die „erste Klasse“ müsse.

Reinhard Hüttel, der seit Juni 2007 wissenschaftlicher Vorstand des Potsdamer GeoForschungsZentrums (GFZ) ist, erzählte diese kleine Anekdote gestern nach der Verleihung des Verdienstordens am GFZ. Auch sein Sohn war anwesend. Er musste an diesem besonderen Tag nicht zur Schule. Was wiederum den Präsidenten der BTU-Cottbus, Prof. Walther Ch. Zimmerli, auf eine Idee brachte. Hüttl hat an der BTU seit 1993 den Lehrstuhl für Bodenschutz und Rekultivierung inne. Zimmerli hafte sich oft gefragt, wie der Geoforscher es schaffe, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. „Nun kann ihn sein Sohn vielleicht in Zukunft vertreten“, scherzte Zimmerli in seinem Grußwort.

Und Hüttl scheint tatsächlich nicht nur ein außerordentliches Talent für die Geowissenschaften zu haben, sondern auch eine ungewöhnliche Fähigkeit zur Organisation. Wie anders lassen sich sonst all seine Aufgaben unter einen Hut bringen, die er neben der Professur und der GFZ-Führung bewältigt? Er ist nicht nur Berater des Bundesforschungsministeriums in Sachen Hightechstrategie Klimaschutz, sondern auch Vizepräsident des technikwissenschaftlichen Konvents Acatech, in der Schweizer und Österreicher Akademie der Wissenschaften und in zahlreichen anderen Gremien vertreten. Bis 2006 war der gebürtige Regensburger zudem im Wissenschaftsrat tätig, unter anderem auch als Mitglied im Präsidium. Dass er in dieser ehrenamtlichen Tätigkeit in insgesamt 38 Ausschüssen und Arbeitsgruppen mitgewirkt hat – in 18 davon als Vorsitzender – dürfte nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass man ihm nun das Verdienstkreuz verliehen hat. Habe er sich doch, hieß es gestern, neben der Wissenschaft auch für die Gesellschaft verdient gemacht.

Zielführend sei eines von Hüttls Lieblingswörtern, verriet Zimmerli. Es charakterisiere Hüttl treffend. Er wisse sehr genau, was er will, sei gut organisiert und in der Umsetzung erfolgreich. Allein 900 wissenschaftliche Publikationen habe sein Lehrstuhl schon hervorgebracht. Seine Mitarbeiter wiederum würden Hüttl als Chef „fantastisch“ finden. Sympathisch, warmherzig, freundlich und offen sind Worte, die über Hüttl gestern fielen. Wobei auch seine „beachtliche Standfestigkeit in der Sache“ nicht zu vergessen sei. An der BTU sei ein neues Verb kreiert worden, so Zimmerli: „hüttln“. Was soviel bedeute, wie eine Salami scheibchenweise zu genießen und sie am Ende dann doch ganz auf dem Teller zu haben.

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