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Landeshauptstadt: „Zielgerichteter Eingriff in die Schöpfung“

Bündnisgrüne wollen die Freilandversuche mit Gen-Kartoffeln nicht um jeden Preis verhindern

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Bündnisgrüne wollen die Freilandversuche mit Gen-Kartoffeln nicht um jeden Preis verhindern Golm. Die Potsdamer Bündnisgrünen wollen die in Kürze geplanten Freilandversuche des Golmer Max-Planck-Instituts für Molekulare Pflanzenphysiologie (MPIMP) mit gentechnischen behandelten Kartoffeln nicht unbedingt verhindern. Auf dem CDU-Bürgerforum „Transgene Pflanzen: Nötige Hilfe oder unnötiges Risiko?“ am Mittwochabend in der Golmer Gaststätte „Zum Schaffner“ wies Katrin Vohland (B90/Grüne) aber auf die denkbaren Risiken und auch die ethische Dimension solcher Genversuche hin. „Es ist doch etwas anderes, ob man die Arten traditionell kreuzt oder zielgerichtet in die Schöpfung eingreift“, sagte sie. Zudem befürchte sie als eines der Resultate der Genforschung einen Rückgang der genetischen Vielfalt. Diese Forschung erlange durch das direkte Eingreifen ein völlig neue Dimension. Sie sei daher vor allem auch ein gesellschaftliches Problem. „Die Besorgnis der Menschen sieht man ja an den aktuellen Umfragen, wonach kaum jemand gentechnisch veränderte Nahrungsmitteln essen möchte“, sagte sie. Marc Stitt, Direktor des MPIMP, sah das natürlich etwas anders. Natürlich gelte jetzt die strenge Kennzeichnungspflicht für transgene Produkte, aber „über den Weg als gentechnische veränderte Anteile im Tierfutter gelangen sie trotzdem zu uns auf den Tisch“, gab er zu bedenken. Für ihn stellt sich vor allem das Problem, dass Europa durch das fünfjährige Moratorium in der Anwendung der Genforschung gegenüber Amerika abgefallen sei. Stitt ist Verfechter der transparenten Forschung in seinem Institut und lud gleich noch zum Tag der offenen Tür Anfang September in sein Institut ein. Beim Freilandversuch handle es sich um die Aussaat von 250 gentechnisch behandelten Kartoffeln auf einer Fläche von 400 Quadratmetern, erläuterte er das Vorhaben. „Wir haben die Forschungen im Gewächshaus abgeschlossen und müssen jetzt draußen testen“, sagte er. Ziel der Genbehandlung sei, durch einen besseren Sauerstofftransport in der Kartoffelpflanze den Stärkeanteil entscheidend zu verbessern und dadurch der Nahrungsmittelindustrie einen besseren Stärkelieferanten anzubieten. Zu den Risiken der Freilandversuche meinte er: „Eine Auswilderung dieser Sorte ist nahezu ausgeschlossen, da sich Kartoffeln über die Knollen vermehren und weit und breit keine anderen Kartoffelfelder in der Nähe sind.“ Die grundsätzliche Frage der Ethik bei solchen Versuchen nähme man im Max-Planck-Institut bei jeglicher Forschung ernst. CDU-Kreischef Wieland Niekisch zeigte sich angenehm überrascht von der Sachlichkeit in der Diskussion und der offenherzigen Bereitschaft des Instituts, sich der Öffentlichkeit zu öffnen. „Wissenschaft und Forschung sollten auf keinem Gebiet anonym bleiben“, sagte er. Nur dadurch könne auch die Genforschung eine größere Akzeptanz erlangen. Immerhin soll der Wissenschaftstandort Golm mit seinen vier Instituten und der Universität gerade durch eine große Öffentlichkeit weiter bekannt werden, so Niekisch. Eines hatte die Veranstaltung jedoch kaum erreicht, nämlich die Aufmerksamkeit der Bürger. „Wir haben mehr als 2000 Handzettel in Grube, Golm und Eiche verteilt, gekommen sind jedoch 20 Leute, davon sind die meisten Fachleute aus den Instituten“, sagte Ortsverbandsvorsitzender Horst Heinzel den PNN am Rande der Veranstaltung. Die Sorgen der Menschen lägen eben momentan ganz woanders als bei den Gen-Kartoffeln, so Heinzel. Winfried Gutzeit

Winfried Gutzeit

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