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Landeshauptstadt: Zigarren, Stil und Seidenunterwäsche

Wie kleidet Mann sich korrekt? Eine Stilberatung für Herren im Zigarrenhaus „Rauchzeichen“

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Wie kleidet Mann sich korrekt? Eine Stilberatung für Herren im Zigarrenhaus „Rauchzeichen“ Sind abgesetzte weiße Ärmel nun eigentlich ein Zeichen von Sportlichkeit? Nein. Damit sieht man doch wohl eher aus wie ein italienischer Mafiosi. Und ein Snob ist jemand, der mit einem Cocktailshaker auf das nächste Erdbeben wartet. Das waren zwei Dinge, auf die sich die wohlgekleidete kleine Runde, die sich im Raucherzimmer versammelt hatte, mehr oder weniger ernsthaft einigen konnte. Begonnen hatte der Mittwochabend im Zigarrenhaus „Rauchzeichen“ mit einem Crashkurs in Sachen Farbenberatung. „Es gibt genau zwei Typen von Menschen“, erklärte die Imageberaterin Dagmar Wenzel. Den einen stünden kalte, also blaugrundige Farben besser, die anderen würden in warmen, also gelbgrundige Farben interessanter wirken. Man müsse also nur ergründen, was für ein Farbentyp man ist, und würde so genau wissen, nach welchen Farben man in Zukunft Ausschau halten muss und welche man meiden sollte. Die Skepsis der Zuhörer gegen diese Theorie war deutlich spürbar. Konnte es sein, dass jedem Menschen tatsächlich nur eine Art von Farben steht? Doch je länger Wenzel erzählte und je mehr verschiedenfarbige Tücher sie um den Hals ihres Beispiel-Mannes legte, desto mehr Zustimmung bekam sie. „Wissen Sie, ich wollte schon immer einen braunen Anzug haben, weil ich finde, einige Leute sehen darin einfach fabelhaft aus. Letztes Jahr hab“ ich mir dann endlich selber einen angeschafft. Aber wenn ich ehrlich bin, trag“ ich ihn so gut wie nie“, sagte Holger Lüging. Vielleicht sei er ja tatsächlich ein blaugrundiger Typ. Wenzels Kollegin, die Berliner Maßschneiderin Dorothee Warning, hatte ihren Mann als „Versuchskaninchen“ mitgebracht. Während sie ihm verschiedene Jacketts an- und auszog, erklärte sie den Rotwein schlürfende Gästen die Feinheiten der offiziellen Etikette. Welche Art von Anzug wird zu welchem Anlass getragen, welche Farben darf man kombinieren und welche nicht, wie muss eine Fliege sitzen und wie nicht. Interessant war es auch zu erfahren, wie weit die Etikette geht. „ Zu einem Frack sollte man traditionell Seidenunterwäsche tragen“, erzählte Warning leicht verlegen. Mit jedem Glas Rotwein lockerte die Stimmung ein wenig weiter auf, und die Diskussionsrunden, die den Vortrag immer wieder unterbrachen, wurden länger. War es nun mutig eine Mickey-Mouse-Krawatte zu tragen, oder einfach nur schlichtweg peinlich? „So, nun darf endlich gepafft werden“ , forderte Frank Bock, der Geschäftsleiter von Rauchzeichen, im Anschluss an den Vortrag seine Gäste auf, die edle kubanische Zigarre der Marke „1461“ anzuzünden. Und während sich der Raum langsam mit dickem, süßlich Qualm füllte, diskutierte die Gruppe über alles von Anzug bis Zigarre. Und ob weißer Kragen oder nicht, bei all den Herren in Anzügen und dicken Zigarren war der Gedanke an die italienischen Mafiosi doch nicht mehr weit. Jakob Hien

Jakob Hien

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