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Liebevoll betreut. Tierpfleger Uwe Fanke vom Zoo in Eberswalde mit einem Löwenbaby.

© Patrick Pleul/lbn

Von Antje Scherer: Zootiere halten im Winter die Ohren steif

Betreiber der märkischen Zoos und Tierparks sehen die kalte Jahreszeit insgesamt gelassen

Stand:

Eberswalde/Cottbus - Bis vor kurzem hatten kleine Exoten noch eine Schonfrist: Da durfte das wenige Wochen alte Gibbon-Äffchen im Zoologischen Garten Eberswalde (Barnim) regelmäßig an die frische Luft. Damit ist es bei allzu großer Kälte allerdings vorbei, auch wenn Zoodirektor Bernd Hensch feststellt: „Für unsere Tiere ist das normalerweise kein Problem. Sie können selbst wählen, ob sie sich im Freien oder in den beheizten Innengehegen aufhalten wollen.“ Nur um den seltenen Gibbon-Nachwuchs habe er Angst gehabt. Aber: „Die Mutter schätzt sehr gut ein, wie viel Kälte das Kleine aushält.“ Die Betreiber der märkischen Zoos und Tierparks sehen die kalte Jahreszeit insgesamt gelassen. Zwar seufzt Hensch wie die meisten seiner Kollegen über hohe Energiekosten im Winter. Wie stark die aber tatsächlich zu Buche schlagen, entscheide sich erst im Februar.

Derzeit werden im Zoo noch Häuser gedämmt. Aufwendiger ist vor allem der Speiseplan, der jetzt aus 130 Komponenten besteht: „Wir füttern besonders energiereiches Futter, wichtig sind auch ausreichend Vitamine und Spurenelemente“, erklärt Hensch. Gerade Löwen und Tiger hätten bei Kälte gesteigerten Appetit.

Ab stabilen minus fünf Grad bauen sich etwa Bären ein Nest. Zwar kommen Hensch zufolge im Winter generell weniger Besucher, doch dieses Mal locken zwei Löwenbabys nach Eberswalde.

Kaum Sorgen wegen hoher Energiepreise macht sich Tierparkleiter Peter Mancke vom städtischen Tierpark Neuruppin. Die Wölfe, Luchse, Fischotter und anderen heimischen Wildtiere leben in Gehegen unter freiem Himmel. Mancke ist für etwa 500 Tiere verantwortlich. Auch im kleinen Heimattierpark Luckenwalde (Teltow-Fläming) sind bis auf die Papageien im beheizten Haus alle die Kälte gewohnt. Dazu zählt gleichfalls Storch Jakob, der vor 20 Jahren den Flug gen Süden verpasste, und seitdem ganzjährig im Tierpark bleibt.

Beide Einrichtungen haben, wie fast alle Zoos im Land, durchgehend geöffnet. 50 000 Besucher begrüßt der Luckenwalder Direktor Michael Geißler pro Jahr. „Im Winter hängt es noch mehr als sonst vom Wetter ab, wie viele kommen. Wir hoffen auf schöne und trockene Wochenenden.“ Im Tierpark Cottbus, der mehr als doppelt so viele Tiere beherbergt, hat Direktor Jens Kämmerling ein Winterquartier für frostanfällige Exoten eingerichtet. „Die Flamingos waren die letzten, jetzt haben wir alle drin“, sagt der Tierarzt. Diese Wärmestube steht tropischen Vögeln offen, während die Säugetiere ihr Außengehege direkt am Haus haben.

Kämmerling hat beobachtet, dass nicht alle Tiere einschätzen können, wann es für sie zu kalt wird. „Die Elefanten gehen gern raus und werfen sich den kalten Sand auf den Rücken. Davon können sie Bauch- und Gliederschmerzen bekommen.“ Pfleger müssten je nach Wetter über die Länge des Ausgangs entscheiden, schließlich seien die Dickhäuter nicht mehr die Jüngsten.

Weitergehenden Luxus wie beheizte Steine für Löwen, die es in manchen Zoos gibt, hält der Tierpark-Chef für übertrieben. „Eine dicke Strohmatte reicht völlig aus.“ Bei klirrendem Frost seien vor allem Ohrspitzen und Schwänze gefährdet. Insgesamt passten sich die Tiere gut an die für sie ungewohnten Bedingungen an. „Wenn etwa die Elefanten wirklich nur kurze Zeit raus können, bewegen sie sich besonders intensiv.“ Glücklich sind derzeit die Rentiere im dicken Winterfell. „Das ist jetzt ihr Wetter“, stellt Kämmerling fest. Für einige Cottbuser Tierpark-Bewohner ist allem Winterzauber zum Trotz die Zeit der Fruchtbarkeit angebrochen. So hat etwa für exotische Störche und Marabus die Brutzeit begonnen. Im warmen Winterquartier gewöhnen die Tierpfleger Paare aneinander, bauen ihnen Nester - und hoffen von Ende Dezember an auf zahlreiche Eier.

Weiteres im Internet:

www.zoo.eberswalde.de

www.tierpark-kunsterspring.com

www.luckenwalde.de

www.zoo-cottbus.de

Antje Scherer

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