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Landeshauptstadt: „Zu 18 Prozent ein Nazi“ Sieger des Plakatwettbewerbs „Alltagsrassismus“ gekürt

Das lächelnde Gesicht wird beschrieben mit den Worten: „49 Prozent Orchideenzüchterin, 33 Prozent Mama, 18 Prozent Nazi“. Dem Betrachter fällt weiter nichts auf.

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Das lächelnde Gesicht wird beschrieben mit den Worten: „49 Prozent Orchideenzüchterin, 33 Prozent Mama, 18 Prozent Nazi“. Dem Betrachter fällt weiter nichts auf. Ein alltägliches Gesicht. Das Gesicht vom Siegerplakat des Wettbewerbs „Alltagsrassismus“. Entworfen hat es Daniela Jordan. „Ich wollte deutlich machen, dass Vorurteile in jedem noch so sympathischen Menschen stecken können - und dazu anhalten, sich selbst zu überprüfen“, sagt sie. Die Fachhochschule Potsdam hatte in Zusammenarbeit mit Camino, der Servicestelle zur Umsetzung des lokalen Aktionsplanes für Toleranz und Demokratie gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, zu Beginn des Wintersemesters 2003/04 den Plakatwettbewerb ausgerufen und die ersten drei Platzierungen mit 600 Euro, 500 Euro bzw. 400 Euro dotiert. Hinzu kam ein Sonderpreis von 200 Euro. Die Idee zum Wettbewerb kam damals von der Servicestelle, die in ihm eine Möglichkeit zur Umsetzung des lokalen Aktionsplanes sah. Man wollte „Alltagsrassismus“ öffentlichkeitswirksam thematisieren, also kooperierte man mit dem Fachbereich Design der Fachhochschule, dessen Studenten unter der Leitung von Professor Lex Drewinski ein Semester lang Zeit hatten, sich mit der Gestaltung der Plakate auseinander zu setzen. Als dann gestern Nachmittag in der Galerie Schaufenster der FH am Alten Markt die Gewinner gekürt wurden – Zweiter wurde Sebastian Richter, Dritte Anke Hohmeister, Sonderpreisträgerin ist Ramona Unguranowitsch – war neben dem Schirmherrn Oberbürgermeister Jann Jakobs noch ein anderer prominenter Gast anwesend: Yehude Simon Munaro, Präsident der Region Lambayeque in Peru und dessen designierter Staatspräsident. Seine spanischen Begrüßungsworte an die Gäste und Künstler waren nicht weniger eindringlich als jenes Plakat: Er komme aus der Dritten Welt und trotz der reichhaltigen Kultur seines Landes sei es von Rassismus geprägt. Dieser Wettbewerb sei für ihn ein Beweis, dass man von Europa und Deutschland viel lernen könne und dieses Projekt ein Ereignis, das er sich von den Studenten seiner Region gewünscht hätte – er wolle versuchen, es auch dort zu initiieren.Steffi Kahmann

Steffi Kahmann

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