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Potsdamer Absolventen: Astrophysiker Frank Hübner betreibt eine Internetfirma / Theorie war ihm zu trocken

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Potsdamer Absolventen: Astrophysiker Frank Hübner betreibt eine Internetfirma / Theorie war ihm zu trocken Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Das Studium ist beendet, die Ausbildung abgeschlossen. Doch was kommt dann? Diese PNN-Serie verfolgt das Schicksal von einzelnen Absolventen der drei Potsdamer Hochschulen, so genannten Alumni. Mit welchen Vorstellungen haben sie ihr Studium betrieben? Was haben sie in Potsdam gelernt? Und wie sieht ihr Alltag heute aus? Von Marcel Kirf Um Sternengucker zu werden, muss man Physik studieren. Das wurde Frank Hübner schon erzählt, als er noch ein kleiner Junge war. Später einmal als Astronom zu arbeiten war sein Kindheitstraum. Für einen, der alle zwei Jahre „auf der Achse zwischen Harz und Berlin“ umziehen musste, und es inzwischen auf sechzehn Wohnungswechsel in dreißig Lebensjahren gebracht hat, war der Sternenhimmel eine rare Konstante in einem ansonsten eher unruhigen Leben. Die Frage nach Herkunft und Zugehörigkeit stellte sich früh. Heute nach dem Gefühl für Heimat gefragt, nennt Hübner das Harz-Städtchen Ballenstedt bei Quedlinburg als gefühlsmäßige Wiege, weil die Familie dort lange genug verweilte, um den Ort mit Erinnerungen an entscheidende Jahre zu verbinden, an die Entwicklung eines Acht- zum Vierzehnjährigen. Aha-Effekt Ein treuer Gefährte an wechselnden Orten war Frank Hübner zudem „Aha“, die Astro-Reihe im DDR-Fernsehen, die der kleine Frank mit anhaltender Begeisterung verfolgte. Die Leidenschaft für Himmelsobjekte und Weltraum überdauerte die Schulzeit, glomm durch die Lektüre der bemerkenswert umfang- und facettenreichen russisch-osteuropäischen und DDR-Science-Fiction-Literatur fort, welche der spezifischen Suche eines Heranwachsenden mehr zu bieten vermag als deren westliche Variante, da sie die philosophische über die technische Dimension stellt.1992 begann Hübner folgerichtig ein Physikstudium an der Potsdamer Universität, mit Spezialisierung auf Astrophysik. „Da sterben einige Illusionen“, weiß er heute. „Wenn du stundenlang vorm Rechner auf Datenkolonnen starrst anstatt in die Sterne zu gucken.“ Doch Hübner zieht das Studium durch, wird studentische Hilfskraft am Astrophysikalischen Institut Potsdam (AIP). Dort muss er „Photonen zählen“, Computerdaten auswerten, die ein Röntgenteleskop aus einem Satelliten funkt. So entsteht im Mai 1998 auch die Diplomarbeit am AIP zum gleichen Thema. Titel: „Großräumige Struktur der Röntgenquellen aus der ROSAT-Himmelsdurchmessung“. Er beginnt sogar noch eine Promotion, nachdem sein Betreuer und Wunsch-Doktorvater Leiter des Instituts wird. Nach ein paar Monaten bricht er ab. Er ist unzufrieden: „Die theoretische Astrophysik war noch trockener. Ich habe mich gefragt, ob ich mir meinen Alltag so vorgestellt hatte. Und hab es dann sein gelassen.“ Ihm, der sich so oft hatte neu eingewöhnen müssen, der ein offener, kommunikativer Mensch geworden war, der gerne und mit einiger Leichtigkeit neue Leute kennen lernte, entsprach es nicht, zehn Stunden am Tage alleine vor Rechenmaschinen zu sitzen, erzählt Hübner. Doch er verfügte über eine Fähigkeit, mit welcher er nun Geld verdienen wollte. Für die komplizierten Berechnungen der Astrophysik hatte er Programmieren lernen müssen, was nebenbei zu einem Hobby geworden war. Start ins Internet Als 1999 „jede zweite Fernsehsendung begann: Wir brauchen Green Cards, wir brauchen Inder“ gründete Hübner die Firma fh-onlinedienst.de, und begann Internetseiten zu erstellen. Anfangs arbeitete er zu Hause, nach der Geburt von Sohn Julian im Frühjahr 2002 bezog er separate Büroräume in der Feuerbachstraße. Mitte dieses Jahres zog die Internetdesign-Firma jacobssite.de mit ein, mit der Frank Hübner die Keimzelle der Kooperation „Partner fürs Netz“ bildet, zu der im losen Verbund auch noch Netzwerktechniker, Fotografen und Computergrafiker gehören. Derzeit denkt Hübner darüber nach, auch noch einen lokalen Internet-Provider mit ins Boot zu nehmen, um „ein Rundum-Paket“ anbieten zu können. Frank Hübners Bekanntenkreis speist sich immer noch vorwiegend aus Studenten. Ihm gefällt der Lebensstil und das Studieren an sich noch immer sehr gut. Obwohl er sich als Selbständiger seine Arbeitszeiten selbst einteilen kann, ist die Freiheit durch den Termindruck von Auftragsarbeiten eingeschränkt. Die Geldsorgen eines Studenten allerdings stünden einem Familienvater nicht gut zu Gesicht, wie er glaubt. „Drum studiere ich aus Vernunftsgründen nicht mehr“, sagt Hübner verschmitzt. „Obwohl mich noch einiges interessieren würde.“ Sollte er im Lotto gewinnen, würde er aber noch einmal Studieren. „Aus Spaß“. Weiteres im Internet: www.fh-onlinedienst.de

Marcel Kirf

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