Der 2. Juni wird spannend. Denn bei der von linken Gruppen initiierten Großdemo für bezahlbaren Wohnraum drängt sich eine Frage auf: Wie viele Potsdamer sind tatsächlich von stetig steigenden Mieten so sehr frustriert, dass sie an einem Samstagnachmittag für zweieinhalb Stunden auf die Straße gehen? Leicht machen es sich die Demo-Planer nicht, der Aufruf zu der Demo polarisiert. Ein Auszug: „Und während sich unser Denken mehr und mehr um die Frage dreht ’Wie lange kann ich mir meine Wohnung noch leisten?’, bauen sich Stadt und Preußenfreaks Schlösser und gestalten die Stadt mit öffentlichen Geldern zu einem barock-militaristischen Freiluftmuseum um.“ Solche Sätze wirken abschreckend. Denn es gibt eben auch Potsdamer, die sich über den mit politischer Mehrheit beschlossenen Wiederaufbau der historischen Mitte freuen, ohne Preußen-Bezug und Militär-Faible – und die dennoch völlig zurecht Maßnahmen wünschen, dass Menschen nicht aus ihren angestammten Kiezen in Potsdam wegziehen müssen, weil sie sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können. Insofern verkennt der Aufruf zur Demonstration, dass die stetige Verschönerung der Stadt und das Ringen um bezahlbare Wohnen kein Gegensatz sein müssen: Besser ist es, Lösungen für beide Themen zu finden. Insofern droht, dass die geplante Demonstration viel von ihrem Potenzial verschenkt, wirklich Druck auf die Stadtpolitik auszuüben – weil allzu einseitig polemisiert wird, auch gegen den Boom, den Potsdam erlebt.
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