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Die Schätze des Königs. Groß war der Andrang am ersten Wochenende der „Friederisiko“-Ausstellung im Neuen Palais. Nach Angaben der Schlösserstiftung wurden allein in den ersten drei Stunden nach der Eröffnung am Samstag mehr als 1000 Tickets verkauft. Die Schau läuft noch bis zum 31. Oktober.

© Stefan Gloede

Potsdam: Zu Gast am Hofe

Die ersten Besucher der „Friederisko“-Ausstellung im Neuen Palais sind dem König sehr nahe gekommen – so wie es gewollt ist

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Sanssouci - Wer über den Eishof den Zugang ins königliche Schloss wählt, ist mittendrin im höfischen Theater. Denn dann steht man in den Räumen der Prinz-Heinrich-Wohnung, die als Bühne dient für die Komödie „Der Modeaffe“, die ein Stück vom höfischen Alltags des 18. Jahrhunderts erzählt. In jedem Raum spielt eine neue Szene, der Besucher ist Beobachter und stiller Mitwirkender zugleich.

Authentischer und näher dran geht es nicht. Und das gilt für die gesamte „Friederisiko“-Ausstellung im Neuen Palais, die seit vergangenem Samstag zu besichtigen ist und die anlässlich des 300. Geburtstags Friedrichs II. ein umfassendes und in diesem Ausmaß einmaliges Bild des Preußenkönigs zeichnen will.

Der Wunsch der Schlösserstiftung und der Ausstellungsmacher, dem Besucher Friedrich den Großen nahezubringen, gelingt allein durch die räumliche Nähe, die erlaubt wird. So wie Friedrich II. das Neue Palais als sein größtes und imposantestes Bauwerk für Touristen öffnete, damit alle Welt es bewundern konnte, bekommt der „Friederisiko“-Besucher mit seiner Eintrittskarte einen ganz persönlichen Zugang ins Schloss.

Fünf Jahre hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für die Vorbereitung gebraucht, rund 500 Exponate sind zu sehen, Leihgaben aus aller Welt, manche unbezahlbar, von den 72 Räumen sind zwei Drittel bislang gar nicht oder nur selten zu besichtigen gewesen. Für 19 Euro lässt sich nun das Privileg erkaufen, Gast am Hofe zu sein, das Barock in den Gemächern förmlich zu atmen, um 5.30 Uhr mit dem König aufzustehen, an seiner Tafel zu sitzen, mit ihm ins Gefecht zu ziehen, zu dichten und zu schreiben und mit ihm um 21.30 Uhr zu Bett – in Strümpfen und mit einem dünnen Kissen auf dem Kopf.

Es ist eine fremde, zuweilen befremdliche sowie faszinierende Welt, die sich den Besuchern eröffnet. Fast erschlagen von der Größe und Fülle des Prunks wandeln sie durchs Schloss, gefordert und ebenso unterhalten durch eine Flut an Informationen und Erklärungen. Wer nach Stunden des Flanierens und Wandelns über den 1 500 Meter langen, auberginenfarbenen Laufsteg wieder vor das Schloss tritt, dem schwindelt ein wenig wegen der Fülle der Eindrücke und der Pompösität der mit Vasen, Kronleuchtern, Puscheln, Ranken, Gold- und Silberschmuckstücken und Gemälden gefüllten Säle. „Das ist fast zu viel“, ist Jean-Jacques Dreier nach seinem Besuch der Ausstellung geneigt zu sagen.

Es sei überrascht von den vielen Aspekten und Facetten, die sein bisheriges Friedrich-Bild so nicht hergaben. Der Preußen-Monarch sei als wichtige historische Figur in der Schweiz durchaus bekannt. „Ich dachte, er sei ein sehr liberaler und sparsamer König gewesen“, meint Dreier. Jetzt kenne er Friedrich den Großen auch als Gourmet, Sammler, Patriarch, als machtbewussten und ruhmsüchtigen Herrscher. Das Klischee von Friedrichs Sparsamkeit habe sich für den Schweizer Gast schon beim Anblick des Neuen Palais’ erübrigt, im Detail beim Lesen eines „Preisschildes“ an einem Kronleuchter: 3 000 Taler hat der Deckenschmuck aus reinem Bergkristall gekostet. Zum Vergleich wird das Jahreseinkommen eines Rittergutes angegeben: 1 000 Taler.

Zweieinhalb Stunden hat ein Berliner Ehepaar im Erd- und Obergeschoss des Neuen Palais verbracht, um etwas über Friedrichs „Risiko und Ruhm“, „Horizonte“ des Königs, „Körper und Seele“ des Monarchen oder über den Blick von „Europa und der Welt“ auf Preußen zu erfahren. „Viel zu wenig Zeit“, befinden die beiden, „aber lang genug, um etwas mehr zu verstehen, wie Friedrich sich inszenieren wollte“, wie sie sagen. „Mehr zu wissen als zuvor, ist nicht schwer bei der Fülle“, meinte ein anderer Besucher. Aber um noch mehr zu verstehen, müsse er wiederkommen.

Er wird nicht der einzige bleiben: 35 000 Tickets sind laut Schlösserstiftung an den ersten beiden Tagen sowie an Vorverkaufskassen verkauft worden. Mit dem ersten Besucher-Wochenende zeigte sich Projektleiter Reinhardt Aldings mehr als zufrieden.

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