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Landeshauptstadt: Zu viele „Äähs“ trotz Spiegel-Probe

Über 500 Kinder bewarben sich um Rollen in Kika-Serie „Schloss Einstein“

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Über 500 Kinder bewarben sich um Rollen in Kika-Serie „Schloss Einstein“ Von Kay Grimmer Babelsberg. Die Menschentraube schlängelt sich durch das zweistöckige Treppenhaus hinaus und verliert sich in etwa 20 Metern. Die Sonne wärmt nur bedingt, die Temperaturen sind frostig, doch die Gesichter sind rot vor hitziger Aufregung. Die Jugend ist im Casting-Wahn. Was für Endverbraucher im Musikgewerbe manchmal Tortur sein kann, ist für den Herstellungsleiter der Kinderkanal (Kika)-Serie „Schloss Einstein“, Peter Rothkopf, ein wahrer Glücksfall. Der Chef der Kinder-Serie über eine Internatsschule kann aus geschätzten 500 Bewerbern für die neue Staffel auswählen. Und lässt sich überraschen von den Bewerbern! „Festgelegte Rollen haben wir nicht. Das Geschichtsgerüst steht zwar, aber die sechs bis sieben Rollen werden auf die Kinder zugeschnitten.“ Trotzdem gibt es beim Team natürlich Wünsche: Zwillinge wären schön, Akrobaten oder Kampfsportler. Und: „Mehr Jungs“, wünscht sich Rothkopf, denn 95 Prozent der Bewerbungen sind von Mädchen. Einer, der sich beworben hat und es schon geschafft hat, ist Philipp Gerstner. Der 14-Jährige ist seit zwei Jahren „Einstein-Schüler“. Und erinnert sich auch an sein Casting zurück. „Die Hoffnung kam erst nach dem zweiten Vorsprechen“, als er eine Szene spielen sollte. Doch dann hieß es zunächst zehn Wochen warten, ehe der Brief kam. Ein Gespräch mit Eltern und Regisseur folgte, dann war Philipp ein Schloss-Einstein-Mitglied. Ein Wunsch, denn die in der Kälte wartenden Bewerber alle haben. Im Treppenhaus kursieren Gerüchte, was hinter der Tür im zweiten Stock abläuft. Muss man was vorsprechen, gar schon schauspielern? Welche Fragen werden überhaupt gestellt? Ein Zwillingspärchen kam dem gezielten Aufruf der Schloss-Einstein-Macher nach und harrt in der Schlange aus. „Ich glaube nicht, dass wir schon spielen müssen“, sagt die 13-jährige Anna Schalow. Ihre Zwillingsschwester Laura vermutet – ziemlich richtig – dass die Jury die Fragen stellt, die man schon auf dem Casting-Bogen beantwortet hat, um Genaueres über die Bewerber herauszufinden. Immerhin, auch Fotos werden geschossen im geheimnisumwitterten Casting-Raum. Und eben Fragen gestellt. Dabei erlebt Jury-Chef Rothkopf immer wieder Überraschungen. Wir hatten hier Eiskunstläufer, die jeden Tag üben mussten. Da fragt man schon, wann noch Zeit für die Drehs sein soll.“ Auch die schulischen Leistungen werden abgefragt. Zwar werden keine 1,0-Kandidaten erwartet, aber: „Schule geht vor“, sagt Rothkopf, schließlich müsse der Direktor sein Okay geben, ehe Kinder zu Schauspielern werden. An zwei Nachmittagen in der Woche wird aufgenommen, dafür gibt“s einen Abhol- und Bringedienst für die kleinen Schauspieler. Häufig sieht Peter Rothkopf aber „seine“ Kamera-Kinder auch an den freien Tagen im Haus. „Die haben hier eine Gemeinschaft gefunden, fühlen sich wohl.“ Wohlgefühl stellt sich bei Sarah Lang und Jule Stange nicht ein, auch „wenn man erleichtert ist.“ Gerade haben beide den Casting-Raum verlassen. „Ich habe wohl ein bisschen zu viel ,Äääh!“ gesagt“, bemängelt Sarah. Dabei hatte sie zu Hause mit ihrer Freundin sogar vor dem Spiegel geübt. Nun heißt es für die zwei wie für alle anderen: warten. Aber nicht allzu lange. Ende März kommen die heiß ersehnten Briefe, die über eine zukünftige Fernsehkarriere entscheiden. Und wenn“s nicht klappt? Kein Problem, Peter Rothkopf braucht für seine Serien-Internatsschule jedes Jahr eine neue Klasse.

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