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Landeshauptstadt: Zu wenig Geld für Gewaltopfer-Hilfe

Beauftragte fordert bessere Gehälter und mehr Personal / Ausstellung eröffnet

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Potsdams Gleichstellungsbeauftragte Sabina Scheuerer will das Frauenhaus und die dazu gehörende Beratungsstelle stärken. Von den finanziellen Trägern Stadt, Land und dem Landkreis Potsdam Mittelmark fordert Scheuerer bessere Gehälter und personelle Unterstützung für die Sozialpädagoginnen und Psychologinnen, die sich dort um Gewaltopfer kümmern.

Bislang könnten die insgesamt vier Mitarbeiterinnen die Arbeit nur mit Überstunden leisten und seien zudem zu schlecht bezahlt. Auch fehle das Personal, um Kinder, die mit ihren Müttern im Frauenhaus leben, angemessen sozialpädagogisch zu betreuen, so Scheuerer: „Nur eine 20-Wochenstunden-Kraft – das ist zu wenig.“ Dabei bräuchten gerade die Kinder eine spezielle Fürsorge, so Scheuerer. Denn sie wurden teilweise selbst misshandelt und mussten zusehen, wie ihre Mütter zu Hause geschlagen oder vergewaltigt wurden. Sie sind fast alle traumatisiert. Derzeit wohnen im Potsdamer Frauenhaus sieben Frauen mit fünf Kindern, obwohl in der Einrichtung nur sechs Wohnräume zur Verfügung stehen. Wegen Personal- und Platzmangel mussten das Frauenhaus und die Beratungsstelle für Frauen und Mädchen in der Nansenstraße 5 Hilfesuchende bereits abweisen.

Anlässlich des heutigen Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen hisste Scheuerer gestern zusammen mit der Sozialbeigeordneten Elona Müller und engagierten Potsdamerinnen vor dem Rathaus in der Friedrich-Ebert-Straße die Flagge der Frauenbewegung Terre des Femmes. „Frei leben – ohne Gewalt“ steht auf der Fahne. Zudem eröffnete Müller dort eine Ausstellung zu den Frauenmorden in Mexiko, die Studentinnen aus Berlin und Potsdam organisiert haben. Auf einer gemeinsamen Studienreise nach Ciudad Juárez lernten sie Angehörige der Frauen kennen, die dort jährlich verschwinden. Gezählt werden sie erst seit 1993, so Mitorganisatorin Louisa Thiel. Mehr als 500 Frauen sind seitdem ermordet worden, zahllose weitere bleiben schlicht spurlos verschwunden. Bisher wurde niemand dafür bestraft. Die Müttern dieser Frauen hätten ihr erzählt, dass die Polizei Anzeigen gegen mutmaßliche Mörder verweigere und Beweismaterial vernichte, so Thiel. Denn oft seien die Polizisten selbst in die Morde verstrickt. Mit den Bildern mexikanischer Künstler, die bis zum 3. Dezember im Rathaus hängen, wollen sie darauf aufmerksam machen. Sie sammeln Spenden, um die Angehörigen zu unterstützen. Denn diese sorgen nicht nur für die Kinder der Ermordeten, sondern kämpfen trotz Bedrohung auch für eine gerechte Bestrafung der Täter. just

Spendenkonto: Stichwort: Unsere Töchter; BLZ: 200 100 20 Postbank Hamburg; Kto: 413 58 203.

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