Landeshauptstadt: Zu wenig Jobs für Behinderte
Die Hälfte aller Oberlinhaus-Lehrlinge findet Arbeit
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Babelsberg - In Potsdam und Umgebung sollen mehr behinderte Fachkräfte einen Job finden. Darum will die Arbeitsagentur jetzt spezielle Vermittler ausbilden. Das kündigte Margit Haupt-Koopmann, die Chefin der Landesagentur gestern bei einem Besuch des Oberlinhaus-Berufsbildungswerkes an. Ab Februar sollen in der Potsdamer Agentur Arbeitgeber-Betreuer den Unternehmen gezielt behinderte Arbeitnehmer anbieten, sagte Haupt-Koopmann. Schon jetzt gibt es an der Potsdamer Agentur Extra-Teams, die Arbeitsplätze barrierefrei umgestalten und behinderte Arbeitssuchende beraten.
Denn noch immer sei Brandenburg schlecht aufgestellt, was die Beschäftigung Behinderter angeht. Im Oktober waren 6212 der 157 575 Arbeitslosen in Brandenburg schwerbehindert. In Potsdam waren 261 Behinderte arbeitslos, rund acht Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Allerdings beschäftigen nur 3,3 Prozent der märkischen Betriebe Schwerstbehinderte. Und das, obwohl Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern ihnen mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze zur Verfügung stellen müssen. Tun sie das nicht, müssen sie einen Ausgleich zwischen 150 und 260 Euro pro Arbeitsplatz zahlen.
Dass Brandenburg unterhalb der vorgegebenen Quote liegt, erklärte Haupt-Koopmann auch damit, dass viele Arbeitgeber immer noch Vorurteile hätten: Es störe sie nicht nur, dass Behinderte einen höheren Kündigungsschutz genießen und ihnen eine Woche mehr Urlaub zustehe als nicht behinderten Arbeitnehmern. Sie fürchteten auch, dass Behinderte weniger leisten. „Dabei spielt die Behinderung in vielen Berufen gar keine Rolle“, sagte Haupt-Koopmann. So sei es egal, ob ein Informatiker im Rollstuhl sitze oder nicht. Zumal die Unternehmen für ihre behinderten Mitarbeiter Lohnzuschüsse erhielten, falls diese länger eingearbeitet werden müssten.
In Potsdam, wo es das laut Haupt-Koopmann einzige Berufsbildungswerk für Behinderte gibt, werden jedes Jahr 650 Jugendliche in 30 Berufen ausgebildet. 50 Prozent von ihnen fänden später einen festen Arbeitsplatz , sagte der Chef des Berufsbildungswerkes, Wilhelm Eichhorn. Bundesweit finden 63 Prozent der Absolventen von Berufsbildungswerken nach spätestens einem Jahr Arbeit. Aber im Osten gebe es nun einmal weniger Arbeitsplätze als im Westen der Republik, erklärte Eichhorn.
Damit in Potsdam mehr Jugendliche nach der Lehre einen Job bekommen, sollen sie mindestens drei mehrwöchige Praktika in den Betrieben absolvieren. So könnten die Arbeitgeber sehen, dass Menschen mit Behinderung wertvolle Mitarbeiter seien – gerade im Hinblick des bevorstehenden Fachkräftemangels. sagte Haupt-Koopmann. „Die BBW-Absolventen sind ausgebildete, kammergeprüfte Fachkräfte.“ just
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