Landeshauptstadt: Zu wenig Suchtberater
Chill Out e.V. möchte längerfristige Verträge mit der Stadt / Prinz-Schubert ab Januar nicht mehr Chef
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Auf Kritik ist das traditionelle Verfahren der Stadt gestoßen, den Betrieb der beiden Potsdamer Anlaufstellen für Suchtkranke nur jeweils für ein Jahr zuzusichern. „Wir benötigen mehr Planungssicherheit“, sagte Frank Prinz-Schubert vom Verein Chill Out e.V. Er unterzeichnete gestern einen Kooperationsvertrag zwischen seiner Suchtpräventionsstelle in der Schulstraße 9 und der ambulanten Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und -gefährdete der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in der Berliner Straße 61a.
Solche Verträge werden seit 2004 jährlich zwischen den beiden Trägervereinen abgeschlossen. „Wir würden langfristigere Vereinbarungen bevorzugen, da wir so nie sicher sein können, ob wir unsere Arbeit im nächsten Jahr noch fortsetzen können oder sich die Stadt nicht doch einen neuen Träger sucht, der sich dem Problem annimmt“, begründete Prinz-Schubert seine Kritik an der städtischen Drogenpolitik. Zudem müssten seine Mitarbeiter wegen der begrenzten Verträge in jedem Jahr neue Anträge schreiben: „Diese Zeit fehlt wiederum bei der Beratung.“
Verständnis für das Anliegen zeigte Sozialbeigeordnete Elona Müller. Sie wolle sich für eine größere Kontinuität in der städtischen Drogenpolitik einsetzen und versuchen die „Bürokratieverschwendung“ durch die begrenzten Verträge zu beenden. Die jährlich um rund 30 000 Euro sinkenden Mittel des Landes für die Arbeit würden aus dem städtischen Haushalt ausgeglichen, ergänzte Jugendamtsleiter Norbert Schweers. Insgesamt liege die Summe, die die Stadt im Kampf gegen Süchte jeder Art pro Jahr ausgibt, bei rund 150 000 Euro. Allerdings befinde sich die Zahl der Suchtberater in Potsdam noch deutlich unter der notwendigen Größe. So gingen Fachleute von einem Berater aus, der für jeweils 10 000 Menschen zuständig sein müsste. In Potsdam mit knapp 150 000 Einwohnern gäbe es dagegen nur rund sechs volle Stellen, sagte Schweers: „Wir denken jedoch, dass wir mit AWO und Chill Out eine gute Grundlage für den Umgang mit dem Problem besitzen.“
Prinz-Schubert selbst wird sich auch weiter mit den Themen Drogen und Sucht auseinandersetzen – allerdings in anderer Funktion. Denn mit dem 1. Januar 2007 gibt er den Chefposten bei Chill Out auf und macht sich selbstständig. Dann werde er als freischaffender Dozent arbeiten und zum Beispiel Weiterbildungskurse für Lehrer anbieten. Allerdings werde er dem Chill Out-Verein als Mitglied des Vorstands erhalten bleiben. Sein Nachfolger steht mit dem Berliner Rüdiger Schmolke schon fest. Bis jetzt hat Schmolke in der Fachstelle für Suchtprävention der Hauptstadt gearbeitet. Henri Kramer
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