Landeshauptstadt: Zu wenige Rauchmelder in Wohnungen
Mehr Tote bei Bränden: Gewoba traf Vorsorge / Bei PWG 1956 und „Karl Marx“ müssen Mieter nachrüsten
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Bereits drei Atemzüge hochgiftigen Brandrauchs können tödlich sein, die Opfer werden im Schlaf bewusstlos und ersticken dann. Rund 600 Menschen sterben jährlich in Deutschland an Bränden, die Mehrheit davon in Privathaushalten. Tödlich ist bei einem Brand in der Regel nicht das Feuer, sondern der Rauch. Jüngst hatte Brandenburgs Infrastrukturminister Reinhold Dellmann die landesweit steigende Zahl von Brandopfern im Land angemahnt. Gab es vor fünf Jahren noch landesweit vier Todesopfer, so waren es 2005 schon zehn und ein Jahr später 14. In Potsdam kam zuletzt 2004 ein Mensch bei einem Brand ums Leben.
Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme empfiehlt der Infrastrukturminister den Einbau von Rauchwarnmeldern. Zu einer gesetzlichen Auflage, wie in anderen Bundesländern, will Dellmann dies allerdings nicht machen.
Potsdams größter Vermieter, die Gewoba, hat dennoch schon Vorsorge getroffen. In diesem Jahr seien sämtliche Objekte, die noch nicht auf dem neuesten Sicherheitsniveau waren, mit Rauchmelder ausgestattet worden – immerhin 11688 von insgesamt 18 000 Wohnungen der Gewoba. Die Kosten für die Umrüstung beliefen sich auf rund 65000 Euro, sagte Gewoba-Sprecher Andreas Wandersleben. Die Geräte würden monatlich auf ihre Funktionstüchtigkeit hin überprüft. Damit der jährliche Akkuwechsel entfalle, habe man sich für Langzeitbatterien mit einer Lebensdauer von mindestens acht Jahren entscheiden, so Wandersleben.
Ein Aufwand, den die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft (PWG) 1956 vorerst nicht betreiben will. Dies aufwendigen Wartungsarbeiten könnten sie nicht leisten, erklärt ein Techniker der PWG, die in Potsdam knapp 4000 Genossenschaftswohnungen unterhält. Dies gelte für den normalgeschossigen Wohnungsbau, so der Techniker. Für die Hochhäuser gebe es ja in Bezug auf den Feuerschutz eine gesonderte Richtlinie.
Ebenso wie die PWG 1956 hat auch die Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ Potsdam diese bereits umgesetzt. Die sieben Hochhäuser in „Karl Marx“-Besitz am Schlaatz und am Stern sowie in der Gluckstraße und der Neustädter Havelbucht, aber auch die so genannten „Wohnscheiben“ in Zentrum-Ost und der Zeppelinstraße seien mit einem Rauchsystem ausgestattet, sagt der Mitarbeiter der Bautechnik, Hans-Georg Meyer. Sobald Rauch ins Treppenhaus dringe, schlössen sich die Türen, während sich im Dach eine Luke öffne. Eine Sicherheitsüberdruckanlage drücke dann Luft durch das Treppenhaus ins Freie, so dass ein rauchfreier Fluchtweg entstehe, erläutert Meyer. Parallel werde der Havariedienst der Genossenschaft alarmiert, der dann die Feuerwehr verständigen könne. Bereits im Jahr 2000 habe die „Karl Marx“ mit der Umrüstung begonnen, inzwischen sei sie abgeschlossen. Solcherlei Sicherheitsvorkehrungen im Brandfall gebe es nur in den Vielgeschossern, das gelte aber nicht für alle 6500 Wohnungen der „Karl Marx“. Hier seien die Mieter selbst gefragt, sagt der Mitarbeiter der Bautechnik. Wer Rauchwarnmelder haben möchte, muss sie selbst erwerben und montieren. Nicola Klusemann
Nicola Klusemann
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