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Potsdamer Studenten treffen auf Facebook-Chef: Zuckerberg: "Ich behaupte nicht, dass wir perfekt sind"
Facebook-Chef Mark Zuckerberg sprach in Berlin über Hass-Kommentare. Ein Potsdamer Student vom Hasso-Plattner-Institut durfte ihn dazu befragen, doch Zuckersbergs Anwort überzeugte nicht.
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Berlin - Graues T-Shirt, Jeans, Lächeln auf den Lippen: So präsentiert sich der 31-jährige Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in der Öffentlichkeit – und auch aktuell bei seinem zweitägigen Berlin-Besuch. Mit seiner positiven Ausstrahlung und der Weltverbesserer-Einstellung scheint es, als ließe er jede Kritik an sich abprallen.
Potdamer Student durfte Zuckerberg befragen
Doch während des „Townhall“-Meetings am Freitagmittag in Berlin, an dem 1400 ausgewählte Gäste, darunter auch 60 Studenten des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (HPI), teilnahmen, wurden ihm auch ein paar kritische Fragen gestellt. Darunter auch von Jonas Umland, einem 19-jährigen Informatik-Student des HPI. Umland wollte wissen, wie Facebook mit Hasskommentaren umgeht und wie das neue Team, das auf Forderung des Bundesjustizministers Heiko Maas ins Leben gerufen wurde, Kommentare in Deutschland filtern und rassistische Inhalte löschen wird.
Zuckerberg zeigte Verständnis, antwortete aber sehr allgemein: „Es gibt noch viel zu tun, wir werden es besser machen.“ Er sagte weiter, dass Deutschland derzeit ein spezieller Fall sei, was Hasskommentare und Hetze im Netz betreffe und dass Hassrede definitiv keinen Platz auf Facebook habe. Jonas Umland war mit der Antwort Zuckerbergs allerdings nicht zufrieden. „Mark hat betont, dass die Beseitigung von Hasskommentaren maßgeblich von der Facebook-Community abhänge“, sagte Umland nach der Veranstaltung. Mit Programmen wie „Text-Mining“ könne man allerdings schon eine Vorauswahl von negativen Kommentaren treffen und dann entscheiden, welche man löscht, so der IT-Student. Auch am HPI sind Hass-Posts seit längerem ein Thema. Ein Forschungsprojekt arbeitet derzeit an einer Software, die solche Einträge in Sozialen Medien ausfindig machen und gegebenenfalls löschen soll.
Auch private Fragen an den Facebook-Chef
Andere Teilnehmer fragten Zuckerberg zum Thema Privatsphäre auf Facebook, künstlicher Intelligenz und zum Dislike-Button. Beim Beantworten wirkte der 31-Jährige authentisch. Es blieb auch nicht bei beruflichen Fragen. Einige Besucher wollten vom Facebook-Gründer wissen, wie es ist, Vater zu sein, wie es seinem Hund geht und wie er es schafft, die Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu halten.
Mit seiner lockeren Art schuf der Unternehmer eine entspannte Atmosphäre, zu großen Anschuldigungen kam es nicht. Auch die Anklage, die Zuckerberg gerade wegen Duldung von Hasskommentaren auf Facebook am Hals hat, wurde nicht erwähnt.
285.000 Nutzer verfolgten das "Townhall"-Meeting
Die Veranstaltung war nicht öffentlich, allerdings konnten Nutzer das Meeting im Livestream auf Mark Zuckerbergs Facebookseite verfolgen. Dort kommentierten Tausende Nutzer das Video: Herzen, applaudierende Hände, Komplimente, aber auch ein paar Missbilligungen waren zu sehen. Insgesamt verfolgten 285.000 Zuschauer den Livestream.
Die Zeitvorgabe von einer Stunde hielt Zuckerberg genau ein. Nach der letzten Frage aus dem Publikum verließ der Facebook-Chef die Bühne und der Livestream auf der Facebookseite endete ganz abrupt. Doch seine Worte, die Welt zu einem besseren Ort zu machen und seine Überzeugung, dass die "community" es gemeinsam schaffen kann, schwebten noch im Raum.
Eine ausführliche Reportage zum Thema lesen Sie in der Wochenendausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten
Emelie Brummel
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