Links und rechts der Langen Brücke: Zukunft der Szene
Henri Kramer über Exemplarisches am Fall Uhlandstraße 24
Stand:
Vereinbartes weiteres „Stillschweigen“ bei Verhandlungen kann viel heißen. Im Fall der Uhlandstraße 24 scheint es nun, dass es Gutes heißt. Denn stürbe das Wohn- und Kulturprojekt, wäre in kurzer Zeit ein weiterer bunter Fleck von der Stadtkarte getilgt. Dass dabei nun die Stadtverwaltung als Moderator zwischen den Fronten Hausbesitzer und Hausbesetzer eingesprungen ist, war überfällig. Nicht nur zur Bewahrung der kulturellen Vielfalt in Potsdam.
Denn eigentlich ist die Verwaltung für die verfahrene Situation verantwortlich: Noch 1994 war die Uhlandstraße 24 als Modellprojekt für die Befriedung der damals aktiven Hausbesetzerszene geplant, das so wohl auch gut funktioniert hat. Doch dann wurde das Haus fünf Jahre später an die heutigen Eigentümer rückübertragen, die Uhlandstraßen-Bewohner mit dem nun logischen Streit offenbar allein gelassen. Es scheint, dass die für die Stadt Potsdam daraus erwachsene Verantwortung für das einstige Prestige-Projekt nunmehr in konkrete Hilfe umgeschlagen ist.
Wichtig ist, dass in diesem Zusammenhang gleichfalls der Wert anderer linksalternativer Objekte in der Stadt gesehen wird, die ohne Kosten für den Stadthaushalt viele junge Leute an sich binden, die sonst offenbar keinen Raum für sich sehen. Doch gleichzeitig zeigt der Fall Uhlandstraße eine andere Facette: Für ihre eigenen Freiräume müssen auch die Alternativ-Projekte etwas tun. Aus Kreisen des Kommunalen Immobilien Service (KIS) ist immer wieder einmal Missmut darüber zu hören, dass die alternativen Häuser nicht so saniert und in Stand gehalten würden, wie einst zwischen Szene und Verwaltung vereinbart. Irgendwo in diesem Spannungsfeld zwischen „fordern“ und „geben“ liegt die Zukunft der linksalternativen Szene von Potsdam – wichtig ist eben nur, dass die Stadt sich des Wertes dieser Subkultur bewusst ist und sie nicht erst unterstützt, wenn es schon fast zu spät ist.
Seite 12
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: