zum Hauptinhalt

Von Henri Kramer: Zukunft der Treberhilfe ungewiss

Harald Ehlert tritt zurück / Stadtverwaltung erwägt Neuausschreibung des Tierheimneubaus

Stand:

Potsdam/ Berlin/ Caputh - Erneut haben sich am Freitag die Ereignisse rund um die Finanzaffäre bei der Treberhilfe überschlagen. Die Konsequenzen für das Vorhaben des Berliner Sozialträgers, von der Tochterfirma Treberhilfe Brandenburg ein neues Tierheim im Potsdamer Ortsteil Eiche errichten zu lassen, sind nicht absehbar.

Noch am Freitagabend legte der umstrittene Chef der Organisation, Harald Ehlert, sein Amt als Geschäftsführer der Treberhilfe Berlin gGmbh mit sofortiger Wirkung nieder. Zur Begründung heißt es in einer Mitteilung der Treberhilfe, er wolle damit verhindern, „dass die öffentliche Diskussion über seine Person die unbestrittene gute Arbeit der Treberhilfe als solches überstrahlt“. Bisher hatte Ehlert seine Ämter lediglich ruhen lassen. Sein Rücktritt betrifft auch seinen Chefposten bei der für die Potsdamer Tierheim-Pläne verantwortlichen Treberhilfe Brandenburg gGmbH, sagte Treberhilfen-Sprecherin Juliane Friese gestern Abend den PNN: „Am Montag werden wir einen Nachfolger benennen.“ Ehlert beherrscht allerdings als Gesellschafter die Treberhilfe weiter, weil er persönlich die Hälfte der Anteile hält.

Wie berichtet hatte Potsdams Stadtverwaltung wegen des Skandals bei der Treberhilfe am Donnerstag die weiteren Vertragsverhandlungen zum Tierheim-Bau auf Eis gelegt. „Wir bedauern diesen Schritt“, sagte Friese. Rechtliche Maßnahmen gegen die Entscheidung seien „bis dato“ nicht geplant, so die Sprecherin: „Vielmehr wollen wir in einen Dialog eintreten, der die Perspektive dieses sinnvollen Projektes sichert.“ Der dafür zuständige Prokurist Jochen Becker war gestern nicht zu erreichen.

Innerhalb der nächsten vier Wochen soll nun geklärt werden, so gestern eine Sprecherin der Potsdamer Stadtverwaltung, inwieweit die Brandenburger Treberhilfe von der Affäre bei der Berliner Muttergesellschaft betroffen ist. Die gemeinnützige Firma wurde nach Angaben der Treberhilfe vor einem Jahr gegründet und verfügt über ein Stammkapital von 350 000 Euro. Bislang betreibt sie nur ein Wohnprojekt in Eberswalde. Die von der Treberhilfe erworbenen Geschäftsräume sollen sich in der Hebbelstraße 53 befinden, einem Klinkerhaus am Rande des holländischen Viertels. Die Räume sind im Haus nicht ausgeschildert, auf Klingeln oder Anrufe reagierte niemand. In der gegenwärtigen Situation sei ein Unterschreiben der fast fertigen Verträge nicht zu verantworten, sagte die Stadtsprecherin. Selbst eine neue Ausschreibung werde erwogen. Für den Tierheim-Vertrag war eine Laufzeit von 15 Jahren vorgesehen.

In Berlin war der Druck auf Ehlert gestern stündlich gewachsen. Am späten Nachmittag machte die Berliner Senatsverwaltung für Soziales ihre Drohung wahr und stellte Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft. Ehlert werde die Veruntreuung öffentlicher Mittel vorgeworfen, teilte eine Sprecherin von Berlins Sozialsenatorin Carola Bluhm (Linke) mit. Zugleich strebe sie die Fortsetzung der bislang von der Treberhilfe geleisteten sozialen Arbeit unter einem neuen Dach an. „Wir wollen eine Auffanggesellschaft“, so Bluhm. Zuvor hatten sich bereits 120 der 280 Treberhilfen-Mitarbeiter mit einem Offenen Brief von Ehlert distanziert und verlangten von ihm, „seine Ämter mit sofortiger Wirkung niederzulegen“. Unterdessen leitete nach dem Rauswurf der Treberhilfe aus dem Paritätischen Wohlfahrtsverband auch die Diakonie ein Ausschlussverfahren ein.

Ehlert war in die Schlagzeilen geraten, weil er einen Maserati als Dienstwagen besaß. Der teure Dienstwagen, Ehlerts Chauffeur, eine Villa mit Seeblick in Caputh und das angebliche Monatsgehalt des Treber-Chefs in fünfstelliger Höhe hatten die Zweifel an der rechtmäßigen Verwendung öffentlicher Gelder geschürt. (mit dpa/ ddp/ Tsp.)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })