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Landeshauptstadt: „Zukunft und Herkunft sind unteilbar“

Gedenken an die jüdischen Opfer der Pogromnacht am 9. November 1938

Stand:

Innenstadt - Hunderte Potsdamer haben gestern an der Stelle der einstigen Potsdamer Synagoge am Platz der Einheit der Opfer der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 gedacht. Die Zwillinge Hannah und Julian Zehner, Kinder des Potsdamer Superintendenten Joachim Zehner, verlasen die Namen von jüdischen Potsdamern, die im Nationalsozialismus verschleppt und ermordet wurden. Teils Kerzen tragend zogen die Gedenkenden an den Ort der künftigen neuen Synagoge an der Schlossstraße.

In Ansprachen versuchten Redner, die Ereignisse des 9. November 1938, die für den Beginn des Holocausts stehen, und die des 9. November 1989, dem Tag der Maueröffnung, zu verbinden. „Zukunft und auch Herkunft sind unteilbar“, so Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller. Bei beiden Ereignissen stünden „Werte der Menschheit im Mittelpunkt – Freiheit, das Recht auf Selbstbestimmung, Glauben und Kultur“. Elona Müller zählte Namen von Stätten auf, in denen jüdisches Leben millionenfach vernichtet wurde – Auschwitz, Belzec, Treblinka – und erklärte: „Das geschah in deutschem Namen, durch eine deutsche Regierung, durch deutsche Offiziere und Soldaten.“ In Potsdam seien noch in der Pogromnacht 23 jüdische Mitbürger sofort deportiert worden. 1943 habe der letzte jüdische Potsdamer die Stadt verlassen. Der Gegenwart zugerichtet sagte Elona Müller: „Wir sind stolz darauf, dass es in dieser Stadt erneut jüdisches Leben gibt.“

Auch der jüdische Dirigent Ud Joffe bezog sich auf die Maueröffnung: Durch sie hätten die Juden in der DDR eine Chance erhalten, „nach ihrer Identität zu suchen“. Joffe: „Heute darf man wieder Jude sein.“ Der Musiker wob auch Kritisches ein: Potsdam sei stolz auf sein Rabbiner-Kolleg: „Wir liefern Rabbiner nach ganz Deutschland.“ Gleichsam könne sich die Jüdische Gemeinde Potsdam nur einen ehrenamtlichen Rabbiner leisten. „Wir steuern auf eine neue Synagoge zu. Daher ist es wichtig, an unseren Strukturen und Visionen zu arbeiten.“ gb

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