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ATLAS: Zum Auswandern

Kay Grimmer weiß jetzt, wer die 9. Sinfonie komponiert hat

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Meinen Pass habe ich abgegeben. Test nicht bestanden, als Deutscher bin ich durchgefallen. Selbst die Sonne hat sich gestern zeitweise verfinstert – ob der Scham wegen meiner falschen Antwort. Nicht Johann Sebastian Bach war der gesuchte Komponist, sondern Ludwig van Beethoven. Dies ist die richtige Antwort auf die Frage, wer in seiner 9. Sinfonie am Schluss Schillers „Ode an die Freude“ vertont hat – eine der 100 Fragen, die Hessen künftig im Einbürgerungstest stellen will. Allen PNN-Lesern, die mir nach der gestrigen Lektüre an selber Stelle musikhistorisch auf die Sprünge helfen wollten, sei gedankt. Auch jenen, die sich empörten. Sie alle haben den Test bestanden. Die falsche Antwort offenbart, dass bei Arbeit unter großem Druck Verwechslungen passieren: Man meint Beethoven und schreibt Bach. Das geht Zeitungsredakteuren ebenso wie Menschen, die Deutsche werden wollen. Dies ist das eigentliche Problem: Welche Schlussfolgerung kann aus einer, in diesem Fall meiner, falschen Antwort gezogen werden: Bin ich als Deutscher – obwohl hier geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen und studiert – noch immer nicht integriert? Oder eben: Sollte ein Ausländer die deutsche Staatsbürgerschaft nicht bekommen, weil er Beethoven mit Bach verwechselt? Ich kann meinen Fehler hiermit korrigieren. Ein Mensch, der ihn im Einbürgerungstest macht, kann das nicht.

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