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Von Erhart Hohenstein: Zum Pflaster kommt Asphalt

Brandenburger Vorstadt feierte „Affe, Schaf und Känguru“ / Stadt will Holperstraßen begehbarer machen

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Brandenburger Vorstadt - Die Bewohner der Brandenburger Vorstadt müssen weiter mit den beiden baulichen Schandflecken an der Zeppelinstraße leben. Für das frühere Kino „Charlott“ mit der schräg daneben stehenden Villa sowie dem einst von der Eckkneipe Berthold, dann einer Bibliothek genutzten Eckhaus an der Sellostraße liegen keinerlei Signale der Berliner Privateigentümer für eine Sanierung vor. Dies erklärte Bürgermeister Burkhard Exner (SPD) am Samstag am Rande des 11. Stadtteilfestes „Affe, Schaf und Känguru“ in der Brandenburger Vorstadt. Aus seiner Sicht sei ein Eingreifen der Stadtverwaltung jedoch wenig erfolgversprechend. Da müsse von den verfallenden Gebäuden schon eine „Gefahr für Leib und Leben“ ausgehen, und dies sei nicht der Fall.

Exner äußerte sich nicht zu den ruinösen Häusern Zeppelinstraße 25 und 26, die sich in städtischem Besitz befinden. Sie sind an zwei Vereine vermietet, die hier alternative Wohnformen praktizieren. Nach Auskunft von Sabine Albrecht, die den Vorsitz des Stadtteilvereins von Manfred Menning übernommen hat, schließt der auf 15 Jahre ausgelegte Mietvertrag die Verpflichtung zur Sanierung der Gebäude ein. Davon ist knapp fünf Jahre vor Ablauf der Frist nichts zu erkennen. Das Angebot eines Investors, das Gelände aufzukaufen und mit einem Hotel zu bebauen, war von der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt wurde.

Radlern, Müttern mit Kinderwagen, behinderten und alten Kiezbewohnern konnte Exner Hoffnung machen: Die größtenteils mit wertvollem, aber holprigem historischen Pflaster belegten Straßen sollen Asphaltbänder erhalten, um sie besser begehbar zu machen. Damit werde noch in diesem Jahr im östlichen Teil der Lennéstraße begonnen. Auch genügend Bordsteinabsenkungen mit besserer Kennzeichnung soll es künftig geben. Die Stadtverwaltung folgt damit Vorschlägen einer von Sabine Albrecht geleiteten Arbeitsgruppe für Barrierefreiheit. Aber auch die durch Sprecherin Saskia Hüneke vertretene „Argus“ kann als Vorkämpferin für historisches Pflaster damit leben. Zudem könnte auch der Bahnhof Charlottenhof nach jahrelangem Drängen künftig für Behinderte zugänglich sein. Laut Exner hat die Deutsche Bahn AG auf Anfrage der Stadt für 2011/2012 den Einbau eines Aufzugs angedeutet.

Nicht unterschlagen sei, dass der Rudolf-Tschäpe-Platz an der Erlöserkirche am Samstagnachmittag keineswegs nur eine Börse kommunaler Informationen war, sondern ein echtes Volksfest erlebte. Von der Kindernothilfe bis zum „Ritterfechten“ des Preußischen Fechtclubs, von den Stadtwerken über die Wohnungsgesellschaften 1903 und 1956 bis zu örtlichen Unternehmen, von der CDU bis zu den Linken trugen fast 60 Teilnehmer mit ihren Ständen zum Erfolg bei. Wer wollte, konnte den Turm der Erlöserkirche besteigen oder dem benachbarten Pflegeheim Hasenheyerstift einen Besuch abstatten.

Kämpferisch gaben sich die Kita-Kinder der Evangelischen Erlösergemeinde: Sie baten um Unterstützung für ihren Sternmarsch, mit dem sie am 26. Juni für bessere Bildungsbedingungen demonstrieren wollen.

Erhart Hohenstein

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