Landeshauptstadt: Zunehmender Platzmangel am „Premium-Standort“ Potsdam ist bei Unternehmen immer gefragter. Für Handwerker aber ist die Stadt fast unerschwinglich
Potsdams Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs hat ein Luxusproblem: Während in anderen brandenburgischen Kommunen Gewerbegebiete brachliegen, gehen Frerichs langsam die Immobilien für Unternehmensansiedlungen aus. Berechnungen der Stadt zufolge fehlen bis 2020 rund 40 Hektar Gewerbeflächen, um der Nachfrage gerecht zu werden.
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Potsdams Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs hat ein Luxusproblem: Während in anderen brandenburgischen Kommunen Gewerbegebiete brachliegen, gehen Frerichs langsam die Immobilien für Unternehmensansiedlungen aus. Berechnungen der Stadt zufolge fehlen bis 2020 rund 40 Hektar Gewerbeflächen, um der Nachfrage gerecht zu werden. Allein im vergangenen Jahr hat das Team der Wirtschaftsförderung rund 250 Standortberatungen durchgeführt. „Wir haben zwar noch viele Flächen. Die Frage aber ist, ob diese qualitativ den Ansprüchen genügen“, erläutert Frerichs. Mit einem sogenannten Gewerbeflächensicherungskonzept, das in Arbeit ist, sollen nun weitere Areale festgelegt und zudem branchenspezifisch ausgewiesen werden.
Hintergrund für den Flächenengpass ist die gewachsene Bedeutung der Stadt als Wirtschaftsstandort. Längst gilt Potsdam im Land Brandenburg als die Top-Adresse; vor allem für Unternehmen aus den Bereichen Gesundheitswirtschaft, Medien sowie der Informations- und Kommunikationstechnologie. „Potsdam ist landesweiter Spitzenreiter bei Ansiedlungen und Innovationen“, meint auch Steffen Kammradt, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB). Eigenen Angaben zufolge betreute die landeseigene Wirtschaftsförderung in den zehn Jahren ihres Bestehens in Potsdam 535 Ansiedlungsprojekte. Mehr als 6000 neue Arbeitsplätze seien dadurch entstanden. So viel wie in keiner anderen Kommunen im Land. „Ein Premium-Standort“, so Kammradts Fazit.
Derzeit gibt es in Potsdam rund 12 000 Unternehmen. Mit dem Tandem-Verlag gelang es der Stadt 2010, eines der größten deutschen Verlagsunternehmen für Print- und elektronische Medien anzusiedeln. Für Schlagzeilen sorgte jüngst die Entscheidung des Software-Riesen SAP, in Potsdam sein neues Innovationszentrum zu bauen. 14,3 Millionen Euro will das Unternehmen am Jungfernsee investieren. „SAP, Oracle, VW-Designcenter, Studio Babelsberg oder Katjes. Das sind alles Aushängeschilder ihrer Branchen“, findet Kammradt.
Zu verdanken hat Potsdam seinen guten Ruf, etwa als Top-Standort der Gesundheitswirtschaft, nach Kammradts Meinung der ausgeprägten Forschungslandschaft. So habe sich der Campus in Golm in Anlehnung an den US-amerikanischen Software-Standort „Silicon Valley“ bei San Francisco zu einem „Life-Sciences-Valley“ entwickelt. Ein zweiter wichtiger Standort sei die Halbinsel Hermannswerder. Ähnliches Potenzial sieht der ZAB-Chef auch für den Bereich Klimaschutz und Umwelttechnologie. Mit den Instituten auf dem Telegrafenberg oder dem Institut für Klimawandel, Erdsystem und Nachhaltigkeit unter der Leitung des ehemaligen Bundesumweltministers Klaus Töpfer verfüge Potsdam über beste Voraussetzungen.
Fehlendes Potenzial aber ist nicht die Sorge von Potsdams Wirtschaftsförderer Frerichs. 2010 genehmigte die Investitionsbank des Landes (ILB) insgesamt 47 Millionen Euro Fördergelder für Erweiterungen und Neuansiedlungen. So begehrt ist die Stadt, dass sie für kleine Handwerksbetriebe und Gewerbetreibende kaum noch erschwinglich ist. „Wir haben Probleme, passende Flächen zu marktfähigen Preisen zu finden“, bestätigt Frerichs. An der Babelsberger Fritz-Zubeil-Straße soll deshalb noch in diesem Jahr ein Handwerker- und Gewerbehof mit 13 Einheiten entstehen. „Die ersten Anfragen liegen schon vor“, so der Wirtschaftsförderer.
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