
© Wolfgang Tobehn
Sport: Zur Weiterentwicklung in die USA
U20-Nationalspieler Robin Jorch wird aus dem Basketball-Team des RSV Eintracht an ein College in Virginia wechseln. Dort lassen sich Sport und Studium besser verbinden
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Wenn die Basketball-Punktspiele für den RSV Eintracht wieder beginnen, am 28. September beim Heimspiel gegen die Rostock Seawolves, dann wird Robin Jorch noch dabei sein. Irgendwann im Laufe der Saison, vielleicht auch erst an ihrem Ende, wird der deutsche U20-Nationalspieler die Sporthalle in Kleinmachnow wohl hinter sich lassen und der 2. Bundesliga Pro B, der dritthöchsten deutschen Spielkasse, den Rücken kehren. Jorch zieht es in die USA an ein College im Bundesstaat Virginia.
„Natürlich ist es mein Ziel, auch für die Herren-Nationalmannschaft zu spielen. Daran arbeite ich“, sagte Jorch, der seit seinem 16. Lebensjahr zum Nationalkader gehört und seit drei Jahren für den RSV spielt, kürzlich. Am US-amerikanischen College „gibt es bessere Möglichkeiten als hier, ein Studium und meine Ziele im Basketball zu vereinbaren. Ich denke, es ist auch für eine persönliche Entwicklung gut. Was ich studiere, muss ich noch sehen“. Jorch, 2,08 Meter groß, hatte kürzlich bei der U20-Europameisterschaft auf Kreta mit dem Nationalteam das Spiel um Platz 13 mit 47:52 gegen Russland verloren. „Das war sehr anstrengend, wir konnten nicht mehr zusetzen. Immerhin haben wir gegen einige hochklassige Teams nur knapp verloren“, erinnert sich der gebürtige Berliner, der 14 Punkte im Finale beisteuerte.
Wie lange RSV–Trainer Peter Günschel noch mit ihm planen kann, ist derzeit offen. Im November endet Jorchs Freiwilliges Soziales Jahr beim RSV, im November beginnt auch auch die College-Basketball-Saison. „Sollte er in der Saison wechseln, wird uns ein sehr wichtiger Spieler fehlen“, weiß sein Trainer. In 90 Prozent der Spiele stand er in der Startformation, im Schnitt spielte er 25 Minuten pro Spiel – 40 Minuten dauert eine Basketball-Begegnung. Es wären wohl noch mehr gewesen, wenn er nicht „ausgefoult“ worden, also nach dem fünften Foul disqualifiziert worden wäre. „Er ist eine zentrale Stütze, als Nationalspieler sehr gut ausgebildet“, lobt Günschel.
Der Trainer, der selbst US-Erfahrung hat, kann die Faszination, die vom Cellege ausgeht, verstehen. Studium und Sport lassen sich in gut strukturierter Weise verbinden, um sich ein zweites Standbein zu schaffen, alles findet auf einem Campus statt, das Essen wird organisiert und die Wäsche gewaschen. Die sportlichen Bedingungen, sagt Günschel, seien bei einigen Bundesligisten aber besser als an jedem College. Basketball hat in den USA neben American Football den Stellenwert, den in Deutschland der Fußball einnimmt. In der vergangenen Saison gab es 351 Colleges, die in 32 Regionalgruppen einen College-Basketballmeister ausspielten.
Beginnen wird Robin Jorch die Saison beim RSV. Bange ist dem Center vor der Saison nicht, auch wenn eine Einordnung der Liga noch schwer fällt. „Unser Team ist klasse. Die Play-Offs zu erreichen und wieder ins Viertelfinale zu kommen, ist natürlich das Ziel. Die Stärke unseres Teams war, dass alle gut zusammengearbeitet und vor allem in der Defensive sehr gut ausgeholfen haben“, sagt er. An die langen Reisen bis hinter Hamburg und ins Ruhrgebiet hat sich der gebürtige Berliner gewöhnt. „Das geht schon, im Bus legen wir uns quer, da hat jeder eine Sitzreihe für sich.“
Für den RSV steht ab dem 28. September die achte Saison in der zweiten Bundesliga Pro B Nord an. Erstmalig hatten sie zuletzt das Viertelfinale erreicht, wo sie an City Bike Messingschlager Baunach scheiterten. Die Euphorie hat ihre Wirkung noch nicht verloren. „Das Grundgerüst des Teams konnten wir halten. Wir haben gute Verstärkungen mit David Herwig und Travis Smith bekommen. Ziel ist es, wieder die Play-Offs zu erreichen und vielleicht die Platzierung zu wiederholen“, bekräftigt auch Günschel.
Favoriten der Liga mit 13 Mannschaften seien noch schwer zu benennen. „Dresden und Leipzig sind stark, Rostock hat seinen Kader sehr aufgerüstet.“ Die Aufgabe des Kapitäns wird Kellen Williams übernehmen, was er zuletzt bereits zeitweise getan hatte. „Neben ihm habe ich dafür zwei Kandidaten im Auge, mit denen ich darüber aber noch sprechen muss“, kündigte Günschel an. Zwei weitere Zugänge sollen in dieser Woche bekannt gegeben werden. Verlassen haben den Verein Kapitän Tim Modersitzki (Karriereende), Richard Thomas (USA), Daniel Mixich (Chemnitz) und Michael Haucke (AstroStars Bochum) sowie Leon Bahner. Der 2,09 Meter große Center wechselte zu den San Jose Spartans und wird an der Universität studieren – so, wie es auch Ropbin Jorch plant.
Der RSV-Vorsitzende Michael Grunwaldt will in der neuen Saison gern mehr Zuschauer in die Halle der Berlin Brandenburg International School in Kleinmachnow locken. „Wir wollen gern einen Schnitt von 400 Zuschauern erreichen.“ Offiziell wird das Team am Samstag, 6. September, auf dem Sportplatz an der Heinrich-Zille-Straße vorgestellt. Dort können die Basketballer für sich werben.
Doch falls sich tatsächlich der nächste große Schritt mit einer Meisterschaft und dem Aufstieg in die Pro A andeuten würde, müssten die Anstrengungen intensiviert werden. „Wir wollen keine Fahrstuhlmannschaft sein. Zudem muss man einen Pflichtetat von 350 000 Euro nachweisen, ein Parkettspielfeld haben und eine Hallengröße für 1 200 Zuschauer anbieten“, erläuterte Grunwaldt die dann anstehenden Herausforderungen.
Auch er ist froh, dass Publikums-Liebling Kellen Williams ein viertes Jahr zum Team gehört. „Kellen hat sich besonders bei den Schul-Arbeitsgemeinschafen eingebracht und Trainings geleitet. Er ist zuverlässig, zeigt besonders bei wichtigen Situationen immer große Einsatzbereitschaft und gibt immer 100 Prozent. Ein toller Typ.“ Der Amerikaner gibt das Kompliment an den Vorstand und den Verein zurück. „Ich fühle mich hier wohl, das Team und die Trainer sind klasse, auch die Nähe zu Berlin ist attraktiv“, sagte Williams. „Ich baue darauf, dass wir wieder eine gute Rolle in den Play-Offs spielen werden.“
Jörg Funke, Ingmar Höfgen
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