Landeshauptstadt: Zurück zur Party
Chill out plant Gesundheitsvorsorge im Nachtleben
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Sie wollen zurück auf die Partys. Vor einem Jahrzehnt habe „Chill out“ mit Partydrogenarbeit begonnen. Jetzt wollten sich die Mitarbeiter wieder verstärkt auf ihre Anfänge konzentrieren, sagte Annett Bauer, Vorstandsvorsitzende des Vereins für akzeptierende Drogenarbeit, bei der gestrigen offiziellen Feier zum Zehnjährigen.
„Wir nutzen die Besuche in Clubs und Diskotheken auch, um zu beobachten“, erklärt die Streetworkerin. Für die eigene Arbeit sei es wichtig zu wissen, welche Drogen gerade Trend seien und wie sie konsumiert würden. Man fühle sich als „Szeneorganisation“, die über Gefahren und Risiken bestimmter Substanzen aufklären möchte, sagte Rüdiger Schmolke, Leiter der Suchtspräventionsfachstelle in Trägerschaft von Chill out. Dazu müsse man aber auch zuverlässige Daten über das Konsumverhalten gerade junger Menschen haben. Die letzte Studie für Potsdam ist inzwischen drei Jahre alt. Zu alt, um noch repräsentativ zu sein. In anderen Städten, so Schmolke, gebe es so genannte lokale Monitorings, in denen Konsumenten und sogar Dealer Auskunft über die im Umlauf befindlichen Substanzen geben. So etwas würde sich der Leiter der Fachstelle für die Landeshauptstadt auch wünschen. Derzeit müsse man sich einfach auf die eigenen Beobachtungen verlassen. Für die Partygänge wünschte sich der Verein Chill out an seinem gestrigen Geburtstag außerdem ein „Partymobil“. Man wolle bei Bedarf die Besucher mit Obst, Gemüse und Infomaterialien versorgen. Das ganze laufe unter „gesundheitsfördernde Maßnahmen“ in Potsdams Nachtleben, gehöre derzeit aber noch in das Reich der Ideen, so Schmolke.
Chill out heißt in der Jugendsprache „Abhängen“ und ist ganz das Gegenteil von dem, was der Verein seit zehn Jahren praktiziert. Akzeptierende Drogenarbeit ziel auf den entspannten Umgang mit Substanzen, klärte Schmolke auf. „Wir wären schlechte Berater, wenn wir Ratschläge gäben“, sagte sein Vorgänger Frank Prinz- Schubert, der die Leitung Anfang des Jahres abgab. Chill out verbiete Drogen nicht, sondern wolle den verantwortungsvollen und schadensarmen Umgang erreichen. Gearbeitet werde nicht mit Sanktionen, sondern vielmehr mit Aufklärung. Und das beginne seit neustem schon im Kindergarten. Nicola Klusemann
Nicola Klusemann
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