Landeshauptstadt: Zurückhaltung geübt
DGB-Berufsschultour 2004 startete im Potsdamer Oberstufenzentrum Technik
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DGB-Berufsschultour 2004 startete im Potsdamer Oberstufenzentrum Technik Von Dirk Becker Innenstadt - Die Bestandsaufnahme fiel ernüchternd aus: Politiker seien meist nur ältere, überbezahlte Menschen, die sich nicht wirklich für die Probleme in der Bevölkerung interessieren. Und was die eigene Zukunft betrifft, da dominiert auch Resignation: Viel Arbeit, wenig Geld, kaum Freizeit. Wer die kleinen, handbeschriebenen Zettel an den Aufstellern im Oberstufenzentrum Technik gestern las, der kam schnell zu dem Schluss, dass die jungen Menschen sich hier schon lange von Illusionen verabschiedet haben. Mit der Auftaktveranstaltung auf dem Gelände der ehemaligen Garde Ulanen Kaserne begann gestern die DGB-Berufsschultour „Jugendpolitik reloaded – Visionen für Brandenburg 2004“. Bis zum 12. November sollen an über 150 Projekttagen „Demokratie und Mitbestimmung“ mit mehr als 3000 Jugendlichen im gesamten Land Brandenburg durchgeführt werden. Ziel der jährlichen, vom Deutschen Gewerkschaftsbund organisierten Tour, sei die Solidarität als „gesellschaftliches Grundprinzip“ wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken, erklärte Alex Fischer, von der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg. Wo Arbeitslosigkeit und Konkurrenz schon in der Ausbildung ständige Begleiter seien, da sehe sich die Gewerkschaft in der Pflicht, auf die Rechte und Möglichkeiten der Mitbestimmung der Auszubildenden hinzuweisen. Mit den üblichen Sonnenschirmständen hatten sich Vertreter des DGB, von verdi und anderen Gewerkschaftsverbänden auf dem Innenhof aufgestellt und warteten auf zahlreiche und vor allem neugierige Lehrlinge, die mit dem Pausenklingeln auf den Hof kommen würden. Zahlreich kamen sie dann, aber ihre Neugier hielt sich in Grenzen. Kostenloser Kaffee, Kalender und Kartenspiele lockten nur kurz. Auch das so genannte „Lebensspiel“, ein Großfeldwürfelspiel, das Lebenslagen und Herausforderungen während der Ausbildung thematisieren soll, wirkte dann in Hinblick auf die 17- bis 19-jährigen Teilnehmer etwas hilflos. Wohlwissend wie es um die Freiwilligkeit bei derartigen Spielen bestellt ist, hatte die Schulleitung im Vorfeld schon Teilnehmer bestimmt. Gewerkschaften und Lehrlinge, so der Eindruck, fanden hier nur schwer zueinander. In einer anschließenden Podiumsdiskussion, an der nur noch zwei Klassen teilnahmen, stellten sich dann Vertreter verschiedener Parteien und der Gewerkschaften den Jugendlichen. Ein paar polemische Äußerungen von Arbeitgebervertretern und Politikern, die sich gegen Arbeitnehmerrechte und für Arbeitszeitverlängerung aussprachen, dienten als Vorlagen für gefällige Stellungnahmen auf dem Podium. Die Blicke bei den Jugendlichen blieben dagegen skeptisch. Und auch die wenigen Fragen zeigten, an schöne Worte glaubte hier niemand.
Dirk Becker
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