Landeshauptstadt: Zurückhaltung trotz Besucherrekord
Hans Otto Theater mit über 200 000 Euro Mehreinnahmen / Akustikproblem bis September behoben
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Berliner Vorstadt - Allein durch Eintrittsgelder hat das Hans Otto Theater (HOT) im vergangenen Jahr über 200 000 Euro Mehreinnahmen machen können. Das erklärte Volkmar Raback, geschäftsführender Direktor im HOT, den PNN gestern in einem Gespräch. Die insgesamt 542 Vorstellungen, davon 20 Neuinszenierungen, haben 132 000 Zuschauer gesehen. Das sei eine Steigerung um 25 Prozent gegenüber dem Jahr 2006 gewesen, als das HOT mit 106 000 Gästen zum ersten Mal die 100 000er Grenze überschritten hatte.
„Das ist ein voller Erfolg“, sagte Raback. Doch müssten diese Zahlen im Vergleich gesehen werden. „Noch liegt der komplette Jahresabschluss für 2007 nicht vor.“ Doch Raback geht davon aus, dass die Jahresbilanz „plus/minus Null“ ausfallen wird. „Wir haben allein für durch die Preissteigerungen im vergangenen Jahr über 108 000 Euro Mehrkosten bei den Betriebskosten gehabt“, so Raback. Weitere Kosten seien durch Tariferhöhungen entstanden. Daneben haben die Gastspiele 20 000 Euro weniger Einnahmen gebracht als noch im Jahr 2006.
Das Jahr 2007 mit dem Besucherrekord sei überproportional gut verlaufen, so Raback. Der Effekt der Eröffnung des neuen Hauses in der Schiffbauergasse im September 2006 habe sich auch auf das vergangene Jahr ausgewirkt. „Neben der künstlerischen Arbeit war es auch die Neugier auf das neue Haus“, erklärte Raback die hohe Besucherzahl. „2007 hatten wir eine durchschnittliche Auslastung von 84 Prozent.“ Zu den am meisten besuchten Produktionen zählte die Komödie „Raub der Sabinerinnen“ mit der Schauspielerin Katharina Thalbach. Raback hofft, dass in den kommenden Jahren eine durchschnittliche Auslastung von 80 Prozent gehalten werden kann. Für das Jahr 2008 rechnet er wieder mit einem Plus. „Doch im Vergleich zum vergangenen Jahr wird das bescheidener ausfallen.“
So erwartet Raback für 2008 etwa 135 000 Zuschauer und ein weiteres Plus an Einnahmen durch die Eintrittsgelder von 30 000 Euro. Doch wird es auf lange Sicht immer schwieriger werden, diese Zahlen noch weiter zu steigern. Die Kunst liege dann vor allem darin, das erreichte Niveau zu halten. Problematischer sieht Volkmar Raback jedoch die Preissteigerungen bei gleichbleibender Förderung.
Durch Stadt und Land wird das HOT jährlich mit knapp sechs Millionen Euro gefördert. „Diese Summe ist seit zehn Jahren unverändert geblieben. Anpassungen an Preissteigerungen hat es nicht gegeben.“ Da das HOT verpflichtet ist, Eigeneinnahmen zu leisten, fühlt sich Raback durch diese Auflage nicht selten wie ein „Gejagter“. „Noch schaffen wir es, die steigenden Ausgaben durch die Einnahmen aufzufangen“, sagte Raback. Doch ob das noch in vier bis fünf Jahren der Fall sein wird, kann er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. „Spätestens dann werden wir mit der Politik über eine Erhöhung der Zuwendungen sprechen müssen, um unser Niveau halten zu können.“
Optimistischer gibt sich Raback bezüglich der problematischen Akustik im Saal. „Eine Firma ist mit der Behebung beauftragt“, so Raback. Zwar seien die baulichen Maßnahmen überschaubar, doch können diese nicht im laufenden Spielbetrieb umgesetzt werden. „Dafür werden wir die Sommerpause nutzen. Ab September, so hoffe ich, ist das Thema Akustik im Saal dann endlich abgehakt.“ Volkmar Raback geht davon aus, dass im Frühjahr 2009 ein Nachfolger für den Intendanten Uwe Eric Laufenberg gefunden ist, der zur Spielzeit 2009/2010 an die Kölner Oper wechselt. In der kommenden Woche sollen den Stadtverordneten die Namen der Auswahlkommission genannt werden, so Raback.
Dirk Becker
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