Landeshauptstadt: Zuschüsse kommen gegen den Markt nicht an
Genossenschaft und Staatskanzleichef bei Investorenbeteiligung skeptisch. Förderung nicht durchsetzbar
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Skeptisch beurteilten Staatskanzleichef Albrecht Gerber (SPD) und Wolfram Gay, Vorstand der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG), den Vorschlag der Potsdamer SPD, Wohnungsbauunternehmen an den Kosten für die soziale Infrastruktur zu beteiligen. Sie trafen sich am Dienstag, um über die Vorteile von Genossenschaften für die regionale Wirtschaft zu sprechen.
Durch eine Umlage könnten die Mieten steigen. „Wir müssen sehen, inwieweit das sinnvoll ist“, so Gay. Außerdem könnten die Mieter am Ende die Frage stellen, wofür Stadt und Land eigentlich da sind, wenn diese die Kosten für Infrastruktur nicht tragen können. Der Vorschlag sei dennoch eine Diskussion wert, so Staatskanzleichef Gerber. Es müsse aber immer klar sein, welche Maßnahme wie viel koste. Welche Gebiete erschlossen werden und in welchem Umfang in die Infrastruktur investiert werde, müsse weiterhin demokratisch entschieden werden, so Gerber.
Auf zusätzliche Landesförderung zur Entlastung des angespannten Potsdamer Mietmarktes machte Gerber wenig Hoffnung. Die Mittel des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft müssten für das ganze Land reichen. Da sei es politisch kaum durchsetzbar, sie auf Potsdam zu konzentrieren. Und selbst das wäre zu wenig: „Gegen den Markt kommen wir nicht an“, so Gerber. Nach dem kürzlich vorgelegten Quartalsbericht der Stadtverwaltung hat die Landeshauptstadt zur Jahresmitte erstmals mehr als 158 000 Einwohner. Neben dem Zuzug sorgt der Geburtenüberschuss für steigende Einwohnerzahlen.
In kleinerem Maßstab sieht sich die PWG selbst in einer sozialen Verantwortung. Das entspreche ihrer Zielsetzung, sagte Gay. So veranstaltet die PWG Weiterbildungskurse, bietet eine Malgruppe an und organisiert Ausstellungen. Gut 1000 Wohnungen sind im Bestand der Genossenschaft mit etwa 5000 Mitgliedern. Statt einer Kaution zahlen die Mieter eine Einlage. Jedes Mitglied ist gleich stimmberechtigt und entscheidet in der Vertreterversammlung mit. Als einzige Potsdamer Genossenschaft ist die PWG auch eine Spareinrichtung. „Wir sind eine Bank“, so Gay. Damit unterliege die PWG den strengen Kontrollen der Bundesfinanzaufsicht. Inzwischen bringe es die PWG auf ein Anlagevermögen von etwa 35 Millionen Euro, das nur in den Zweck der Genossenschaft investiert werden darf. „Wir spekulieren nicht und müssen keinen Gewinn erzielen“, so Gay. Deshalb sei es auch möglich die Durchschnittskaltmiete bei derzeit 5,02 Euro pro Quadratmeter zu halten. Lediglich bei 350 Wohnungen liege der Quadratmeterpreis über sechs Euro. Die starke Nachfrage nach Wohnungen bekommt indes auch die PWG zu spüren: Mehr als 1000 Interessenten stehen auf der Warteliste für Wohnungen. Marco Zschieck
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