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Sport: Zuversicht im Schlamm getankt

Hanka Kupfernagel aus Werder und Philipp Walsleben aus Kleinmachnow wollen bei den Radcross-Weltmeisterschaften in Treviso aufs Medaillenpodest

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Deutschlands Asse sind für die Radcross- Weltmeisterschaften am kommenden Wochenende im italienischen Treviso gerüstet; auch die Querfeldeinfahrer aus der Potsdamer Region. Beim Weltcup „Adrie van der Poel“ am Sonntag im niederländischen Hoogerheide nördlich Antwerpens gewann die aktuelle Einzelzeitfahr-Weltmeisterin Hanka Kupfernagel aus Werder, die für das Team World Sports Star-Focus in die Pedale tritt, ihren zweiten Weltcup in Folge (PNN berichteten). Bei den Frauen kamen außerdem Stephanie Pohl – bisher Team Getränke Hoffmann Fichtenwalde, jetzt BRC Zugvogel Berlin – auf Platz vier und Birgit Hollmann vom RC Kleinmachnow auf Rang 14. Bei den U23-Männern konnte sich auch der Kleinmachnower Philipp Walsleben vom Team Palmans-Cras nach seiner verletzungsbedingten Zwangspause über den vierten Platz freuen; sein 17-jähriger Bruder Max (RC Kleinmachnow) fuhr bei den Junioren auf Rang 14.

„Der Kurs in Hoogerheide hat sehr viel Kraft gekostet, denn er war sehr schlammig“, erzählte Kupfernagel über ihren Sonntag-Sieg, bei dem sie fast eine Minute Vorsprung auf die amtierende CrossWeltmeisterin Maryline Salvetat (Frankreich) und die WM-Dritte Helen Wyman (Großbritannien) herausfuhr. „Durch so tiefen Morast zu kommen fällt vielen schwer – ich kann das aber ziemlich gut.“ Natürlich wäre es ihr am liebsten, wenn auch die WM-Strecke in Treviso am nächsten Sonntag in diesem Zustand wäre. „Ganz so wird es wohl nicht sein, obwohl es da jetzt auch geregnet hat“, meint die 33-jährige Ausnahme-Radsportlerin. 2006 war sie dort Zweite eines Weltcups geworden, „und damals war das eine richtige Rennpiste“, erinnert sich die Werderanerin. 2008 wollte sie sich mit Blick auf Olympia in Peking eigentlich ganz auf Straßen- und Mountainbikerennen konzentrieren; verspätet stieg sie aber doch noch in die Cross-Saison ein, und nach ihren letzten Erfolgen vor gut einer Woche im nordfranzösischen Lievin und nun in den Niederlanden sieht sie sich in ihrer Entscheidung bestätigt. „Das gibt Selbstvertrauen“, sagte Hanka Kupfernagel. „Vielleicht bin ich gegenüber der Konkurrenz nun sogar im Vorteil, weil ich noch nicht so viele Rennen in den Beinen habe. Aber jede WM hat letztlich ihre eigenen Gesetze.“

Im vergangenen Jahr bekam Kupfernagel dies am eigenen Leib zu spüren. Seit der Einführung der Cross-WM für Frauen vor acht Jahren stand sie stets auf dem Treppchen – 2000, 2001 und 2005 sogar ganz oben –, doch beim Weltchampionat 2007 im belgischen Hooglede-Gits musste sie nach zwei Stürzen mit Rang fünf Vorlieb nehmen. „Natürlich wurmen mich meine damaligen Fahrfehler immer noch“, gestand sie. Nun hofft sie wieder auf Edelmetall, möglichst sogar auf ihren vierten Querfeldein-Weltmeistertitel. Sie will in Treviso mit den beiden gleichen Rädern wie an den letzten beiden Sonntagen fahren und kann wieder auf ihre beiden Mechaniker Daniel Resch und Wolfgang Heer bauen. „Die beiden sind ganz wichtig für meine Erfolge“, meint Hanka Kupfernagel. „Außerdem profitiere ich davon, dass ich durch Mike in den letzten beiden Jahren technisch viel dazugelernt habe.“ Mike Kluge, einst selbst dreifacher Cross-Weltmeister und heuer Kupfernagels Trainer und Lebenspartner, analysiere auch die Wettkampfstrecken vorab „so gut, dass ich dort maximal fahren kann“, erklärte das Rad-Ass. Nur einen Tag nach den WM wird die Werderanerin beim Berliner Sechstagerennen als „Deutschlands Radsportlerin des Jahres 2007“ geehrt, ehe Kluge und sie zunächst die Olympia- Strecken in Peking begutachten und dann ins Trainingslager nach Südafrika düsen werden. Der Einstieg in die Straßen-Saison ist für Anfang April vorgesehen.

Während Hanka Kupfernagel am Donnerstag nach Treviso reist, bezog Philipp Walsleben schon gestern das Mannschaftshotel in der Provinzhauptstadt nördlich Venedigs. Auch Walsleben hat aus seinem Rennen in Hoogerheide viel Optimismus mitgenommen. „Ich bin jetzt bei einem Weltcup mit WM-Besetzung Vierter geworden, da will ich nun auch möglichst aufs Podium“, sagte der 20-Jährige selbstbewusst den PNN. Besonders wichtig war für den Kleinmachnower außerdem, dass er sich nach seiner fast vierwöchigen Verletzungspause rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt in bester körperlicher Verfassung zurückmeldete. „Ich hatte keine Schmerzen vom Knochen her, sondern nur ein paar Muskelverspannungen“, freute sich der Radprofi nach überstandener Schlüsselbein-Fraktur.

Am Sonntag versuchte der amtierende Vize-Europameister der U23 auf der schlammigen Strecke, seinem Freund und Nationalmannschaftskollegen Paul Voß dabei zu helfen, noch den Sprung auf Platz drei der Weltcup-Gesamtwertung zu schaffen. „Doch auf diesem Kurs ging nicht viel mit Windschatten und Taktik“, meinte er. Am Ende blieb der Ex-Potsdamer Voß, inzwischen Profi der Team- 3C-Gruppe, hinter ihm. Nun konzentriert sich Philipp Walsleben auf den kommenden Samstag. Dann fällt um 14.30 Uhr der Startschuss zum WM-Rennen der U23, und dann will er erneut mit Paul Voß zusammenarbeiten. „Einer von uns beiden“, sagt er, „soll aufs Podium.“ Seine eigenen Chancen dazu sind keineswegs schlecht.

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