Von Michael Meyer: Zuversicht und Zweifel
Potsdams Kanuten gehen mit unterschiedlichen Vorzeichen in die zweite Qualifikation zu den EM und WM
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2004 in Peking führte sie den deutschen Viererkajak als Schlagfrau zum Olympiasieg, doch derzeit wird Fanny Fischer von einigen Zweifeln geplagt. „Im vergangenen Jahr gehörte ich zum Saisonauftakt zu den drei schnellsten Frauen – das ist diesmal anders“, sagt die 22-Jährige des KC Potsdam, die am kommenden Wochenende bei der zweiten nationalen Qualifikation in Duisburg – die erstmals zugleich Deutsche Meisterschaften in den Einern ist – wieder ins Nationalteam des Deutschen Kanu-Verbandes paddeln will.
Eine Sehnenscheidenentzündung im Februar im Wärmetrainingslager Sabaudia und eine anschließende Nasennebenhöhlenentzündung bremsten Fischers Übungseinheiten empfindlich, „und dieser Trainingsausfall wird mich schon noch ein Weilchen begleiten“, glaubt die Potsdamerin, die Mitte April bei der ersten Qualifikationsregatta ebenfalls auf der Wedau Dritte über 200 und Zwölfte über 1000 Meter geworden war. Das bescherte ihr in der vorläufigen Rangliste Platz sieben. „Diesen Platz will ich zumindest halten“, meint die Sportsoldatin, die mit Katrin Wagner-Augustin auf Rang zwei und Franziska Weber auf Platz vier auch zwei Klubkameradinnen noch vor sich hat. „In diesem Jahr klopfen mehr Mädels oben an, da wird es schwerer, einen Einsatz über die olympische Strecke zu bekommen“ ahnt Fischer. Spitzenreiterin ist bislang Nicole Reinhardt aus Lampertheim, die mit Fischer 2007 Zweierkajak-Weltmeisterin wurde und mit im olympischen Gold-Vierer paddelte. „Natürlich würde ich gern wieder mit Nicole fahren – das aber entscheiden andere, und dafür muss ich entsprechende Leistungen bringen“, erklärt Fanny Fischer.
Zuversichtlicher als sie kann Sebastian Brendel vom KC Potsdam dem kommenden Wochenende entgegenblicken. Der 21-Jährige führt nach zwei zweiten Plätzen bei der ersten Qualifikation über 200 und 2000 Metern die Rangliste der Canadierspezialisten an und will sich nun am kommenden Samstag über die olympischen 500 und Sonntag über 1000 Meter weitere seinem Saisonziel nähern, bei den Europameisterschaften vom 25. bis 28. Juni auf dem Brandenburger Beetzsee und den Weltmeisterschaften im kanadischen Dartmouth für Deutschland den Einer möglichst über beide Distanzen zu paddeln. „Ich bin sehr optimistisch“, meint der 1,92 Meter große Sportsoldat. Und sein Trainer Ralph Welke meint: „Sebastian muss nun dafür jeweils mindestens Zweiter werden. Das Zeug dazu hat er.“
Während sich Brendel gemeinsam mit den anderen Canadierfahrern und einigen Kajak-Frauen des KCP in Brandenburg auf die zweite Qualifikation vorbereitet, trainieren die anderen Potsdamer Asse bereits wieder direkt in Duisburg. Auch Ronald Rauhe, der nach seinem 200-Meter-Sieg Mitte April auch mit einem Einer-Start in diesem Boot bei den EM in Brandenburg liebäugelt. Priorität genießt jedoch der Zweierkajak, in dem Rauhe gemeinsam mit Tim Wieskötter seit 2001 zu Olympia-Gold und -Silber sowie sieben WM-Titeln paddelte. Wieskötters Start am kommenden Wochenende steht jedoch in den Sternen. Der 30-jährige Potsdamer laboriert seit einigen Wochen an einem Virusinfekt, dessen Ursache immer noch nicht endgültig gefunden wurde. „Pfeiffersches Drüsenfieber ist es nicht, und bei einer Herzecho-Untersuchung wurde ebenfalls nichts gefunden“, erzählte Wieskötter, der deshalb schon die erste Qualifikation verpasste und auch am vergangenen Wochenende noch Trainingsverbot hatte. Sein Start am kommenden Wochenende ist eher unwahrscheinlich. Trotzdem hofft der Erfolgspaddler, noch eine Chance zu bekommen, sich für die diesjährigen Saisonhöhepunkte zu empfehlen. Sein Klubkamerad Lutz Altepost erhielt 2007 nach langem Krankheitsausfall die Möglichkeit dazu und führte dann Mitte August den deutschen Viererkajak über 1000 Meter zum Weltmeistertitel
Nach dem kommenden Wochenende auf der Wedau werden die Kanuten für den Weltcup in Poznan, der ersten internationalen Qualifikation, nominiert. Derzeit sind dafür bis zu 10 Kajakfrauen und 14 Kajakmänner sowie 10 Canadierfahrer – je fünf Links- und Rechtsschläger – vorgesehen. Um den Sprung in diesen Kreis zu schaffen, werden von den Potsdamern nach der ersten Regatta im Kajak Torsten Eckbrett (9. der Rangliste) und Lutz Altepost (10.) nochmal zulegen müssen, ebenso Judith Hörmann (9.) und Diana Weber (11.), Birka Zimmermann (17.) sowie im Canadier Stefan Kiraj (8.), Kurt Kuschela (14.), Ronald Verch und Tom Siebeneicher (gemeinsam 15.).
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