zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Zwei Absagen für das Fritz-Jubiläum Dota Kehr und DJ Brezel Göring treten nicht auf

Missklänge bei der Vorbereitung zur Feier anlässlich des 300. Geburtstags von Preußenkönig Friedrich II.

Stand:

Missklänge bei der Vorbereitung zur Feier anlässlich des 300. Geburtstags von Preußenkönig Friedrich II.: Wie jetzt bekannt wurde, haben zwei Künstler ihre Auftritte für den Geburtstagsabend am 24. Januar in Potsdam abgesagt. Die Berliner Musikerin Dota Kehr – bekannt als „Kleingeldprinzessin“ – und DJ Brezel Göring von der Band „Stereo Total“ zogen ihre Zusage zum Auftritt bei der Feier unter dem Motto „Happy Birthday, Friedrich!“ im Nikolaisaal zurück – offenbar auch als Reaktion auf eine Mail-Aktion des linksalternativen Bündnisses „Fuck off Fritz“, das sich vor wenigen Wochen gegründet hat (PNN berichteten).

Der Friedrich-Geburtstag sei ihr „zu sehr Jubelveranstaltung“, begründete Dota Kehr am Freitag gegenüber den PNN ihre Absage. Sie habe ihr Kommen zunächst zugesagt, weil es laut den ersten Absprachen um „eine Art Volksveranstaltung zum Thema Friedrich“ und einen „Gegenentwurf zur ,Staatskunst’“ gehen sollte. Sie habe das als „Gegenveranstaltung“ gedeutet. Die Art und Weise der Ankündigung habe sie dann allerdings „sehr geärgert“: „Wenn es dabei auch um kritische Betrachtungen gehen soll, dann müsste das so angekündigt werden.“ Friedrich habe nicht nur Kriege begonnen, er sei auch Antisemit gewesen, betonte Kehr und verwies etwa auf die Weigerung des Königs, den jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufzunehmen. Sie wolle nicht, dass ihr Name mit dem Friedrich-Abend in Verbindung gebracht werde. Auf ihrer Internetseite erklärt sie dazu, sie spiele „auch sonst nicht für Despoten, ob aufgeklärt oder nicht, und sowieso nicht zu Ehren von jemand, der mehrere Kriege angefangen hat!“

Auch DJ Brezel Göring wird am Dienstag nicht wie geplant mit dem Elbipolis Barockorchester auftreten, bestätigte Brigitte Faber-Schmidt, Vorstandschefin des Vereins Kulturland Brandenburg, der die Veranstaltung organisiert, den PNN. Es gebe von Göring zwar noch keine „offizielle Absage“, man habe aber bereits einen Ersatz gefunden. Die Kulturland-Chefin bedauerte den Rückzug. Es gehe bei der Feier nicht darum, „Friedrich als ,dem Großen’ zu huldigen“, betonte sie. Das Wirken des Preußenkönigs werde „sehr differenziert beleuchtet“, auch „Brüche und negative Seiten“ würden thematisiert: „Es geht nicht darum, einem Kult aufzusitzen.“ Sie könne die Haltung der beiden Künstler aber nachvollziehen.

Auch Stadtmarketing-Chefin Sigrid Sommer betonte, dass es weder eine „Jubelfeier“ noch „preußisch-blaue Glorifizierung“ geben werde. Es sei aber „tolerierbar“, dass sich Künstler gegen das Fest entscheiden: „Auch hier muss jeder nach seiner Façon entscheiden.“

Applaus für die Absagen gab es vom Bündnis „Fuck off Fritz“, das sich zuvor nach eigenen Angaben mit Mails an die Künstler gewendet hatte: „Es tut gut zu wissen, dass wir mit unserer Ablehnung des Preußenquatsches nicht so allein sind, wie es hier in Potsdam oft den Anschein hat“, kommentierte die Initiative. Das Bündnis wendet sich gegen die „Totalität des Spektakels um den Geburtstag eines vordemokratischen Monarchen“. Das Wirken Friedrichs müsse „in einen emanzipierten Kontext“ gestellt werden. Die Karten für die kostenlose Friedrich-Veranstaltung im Nikolaisaal sind laut Kulturland bereits vergriffen. Es werde eine Leinwand-Übertragung im Hof geben.

Seite 23

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })