Aus dem GERICHTSSAAL: Zwei Brüder aus Polen zusammengeschlagen
Kontroverse Darstellung/Verhandlung wird am 29. November fortgesetzt
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Aus dem GERICHTSSAALKontroverse Darstellung/Verhandlung wird am 29. November fortgesetzt Schuld war wieder einmal der Alkohol. Die Gruppe Jugendlicher kam am Abend des 30. März 2003 aus ihrem Klub, machte dann noch Station an einem Döner-Imbiss. Irgendwann näherte sich den schwankenden Gestalten ein polnisches Brüderpaar. Das soll versucht haben, zwei Mädchen aus der Clique unsittlich zu berühren, habe sie dann in ihrer Sprache als „Huren“ bezeichnet. Das wollten die Deutschen nicht auf sich sitzen lassen. Auf einmal gab es die schönste Keilerei, an deren Ende die Ausländer ziemlich lädiert am Boden lagen. Jetzt ist es an Justitia, den Vorfall penibel aufzudröseln und die Schläger zu bestrafen. Als erster muss Max* (23) vor Gericht erscheinen. Seine als Zeugen geladenen Kumpels und vermutlichen Mittäter sind allesamt jünger. Für sie ist der Jugendrichter zuständig. Max – ohne Berufsausbildung, u. a. vorbestraft wegen besonders schweren Diebstahls, räuberischer Erpressung, Körperverletzung und Trunkenheit im Straßenverkehr – sitzt derzeit eine sechsmonatige Haftstrafe ab. Zum aktuellen Vorwurf möchte er sich zum Prozessauftakt nicht äußern. So sind die Zeugen gefragt. „Sie müssen nichts sagen, weil Sie sich demnächst ebenfalls wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung verantworten müssen“, erklärt die Vorsitzende einem jungen Mann namens Remo*. „Wenn Sie allerdings aussagen, muss es die Wahrheit sein. Der 19-Jährige nickt und berichtet, die Polen hätten sie zunächst eingeladen. Danach hätten sie die Mädchen bedrängt und beleidigt. Als sich die Gruppe zum Gehen entschloss, seien die Ausländer gefolgt. „Plötzlich bin ich gestolpert und gegen einen der Polen gefallen. Dann wurde ich von hinten gepackt und erhielt mehrere Schläge gegen den Kopf.“ Wer der Angreifer war, könne er nicht sagen, da er sich sofort mit den Armen geschützt habe. Er habe auch nicht mitbekommen, wer sich anschließend mit wem geprügelt habe. „Die Polen versuchten, Jenny an den Hintern fassen. Das wollte sie nicht“, erzählt Viola* 16) im Zeugenstand. „Sie haben uns auch mit Worten beleidigt, die wir aber nicht verstanden.“ Auf dem Heimweg sei es dann zu einem Handgemenge gekommen. Alle Jungs haben massiv auf die Polen eingeschlagen, auch Max. Zwei von ihnen waren an dem Größeren dran, die beiden anderen an dem Kleineren.“ „Die jungen Leute baten uns, ihnen etwas zu trinken zu besorgen, da sie nichts mehr bekommen würden“, berichtet Wladimir* (29) vor Gericht. „Das lehnten wir aber ab. Daraufhin sind wir von ihnen zuerst beschimpft, dann tätlich angegriffen worden.“ Das in der Auseinandersetzung gefallene Wort Kurwa (zu deutsch: Hure/Nutte) sei nicht als Herabwürdigung der Mädchen aufzufassen, sondern bedeute in etwa so viel wie ein im Deutschen sehr gebräuchlicher Fluch. Die Verhandlung wird am 29. November mit der Vernehmung der zum Tatort gerufenen Polizisten fortgesetzt. (*Namen geändert.) Hoga
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