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Landeshauptstadt: Zwei Gitter für ein Gefängnis

Sachspende für Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-Haftanstalt

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Sachspende für Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-Haftanstalt Von Kay Grimmer Innenstadt. Joachim Gessinger stapft ein paar Schritte in das Grüne Haus in der Lindenstraße 53. Die Wände des ehemaligen Verwaltungstraktes vom Stasi-Untersuchungsgefängnis in der Potsdamer Innenstadt würden, wenn sie reden könnten, Geschichten einer vergangenen Zeit preisgeben, die man nur wenige Meter nebenan im eigentlichen Gefängnistrakt versucht, wach zu halten. Doch Wände haben nur Ohren, keine Münder, deshalb werden sie jetzt rausgerissen, das gesamte Haus wird saniert. Außer dem Wahlkreisbüro der Grünen Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm und der Geschäftsstelle ist das Haus leer, die Vereine und die Kneipe ausgezogen. Gessinger rechnet im späten Frühling mit dem Ende der Sanierung, dann jedoch ohne die bekannten alten Mieter. Man werde wohl nur noch Gastronomie im Erdgeschoss finden. Ansonsten werde die Partei die sanierten Quadratmeter benötigen. Dann auch mit einem Blick aus unvergitterten Fenstern. Die Schutzvorrichtungen sind trotz geschichtsträchtiger Vergangenheit den vorgeschriebenen Auflagen im Weg. Doch Grünen-Landesvorsitzender Gessinger ist sich bewusst, welch historischer Wert dem Haus zufällt. So spendete man nun am vergangenen Sonnabend zwei der acht Fenstergitter der benachbarten Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefängnis, pünktlich zum 14. Jahrestag der Auflösung des DDR-Geheimdiensts. In der Gedenkstätte werden sie nun künftig einen Platz in der Häftlingskapelle finden. „Als Erinnerung und Mahnung!“ Eine Aufgabe, die für Gisela Rüdiger, Potsdams Außenstellenleiterin der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (BStU), auch 14 Jahre nach der Wende noch aktuell ist. „Das Interesse ist da. Die Aufklärung ist jedenfalls noch nicht abgeschlossen“, ist sich die Leiterin sicher. Zum 14. Jahrestag veröffentlichte die Außenstelle erstmals originale Vernehmungstonbänder der Stasi, passend zum Ort: Im Gefängnis in der Lindenstraße fanden die ersten Vernehmungen statt. Schon die Sichtung des Materials war schwere Kost, wie Gabriele Bernhardt, die die Tonbänder durchhörte, bestätigte. Und auch die ersten Besucher ließen die Hörstücke nicht kalt. Rüdiger hofft vor allem auf Schüler, denen man anhand dieser Dokumente Geschichte deutlich machen möchte. „Denn besonders Jugendliche haben erstmal nur wenig Wissen über die Zeit.“ Das zu ändern, sei ihr ein Anliegen, das den weiteren Erhalt der Gedenkstätte nötig macht. „Auch 14 Jahre danach.“

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