zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Zwei Jahre Spielgruppe in der Waldstadt

Die erste Potsdamer Spielgruppe feierte gestern ihr zweijähriges Jubiläum – auch Eltern profitieren von den Angeboten

Stand:

Waldstadt - Paul quietscht vor Vergnügen, als Sabine Dehnel ihn vom Wickeltisch hebt. Er ist jetzt fertig für die Party. Pauls Spielgruppe wird heute zwei Jahre alt, und das wird gefeiert. Zwei Jahre alt sind auch die meisten Kinder, die hier von Sozialpädagogin Sabine Dehnel und den mithelfenden Eltern im Ginsterweg betreut werden.

In einem beim Start noch einmaligen Projekt bietet die Stadt Potsdam mit dem Träger Potsdamer Betreuungshilfe e.V. Eltern eine neue Form der Kinderbetreuung. Die Gruppe ist für Kinder von Null bis drei Jahren offen, deren Mutter oder Vater arbeitslos ist. „Diese Kinder haben dann keinen Anspruch auf einen Krippenplatz“, erklärt Georgius Papadopoulos, Chef des Trägervereins. „Hier haben die Kinder die Möglichkeit, Gleichaltrige zu treffen und die Eltern, meist die Mütter, können sich austauschen.“ 22 Mütter konnten so sogar wieder eine Arbeit finden, erzählt Papadopoulos. Das kostenlose Angebot setzt außerdem die Mithilfe der Eltern voraus. „Es gibt ein Team aus vier bis sechs Müttern, die mich täglich bei der Betreuung unterstützen“; erklärt Sabine Dehnel. Aber nicht alle können oder wollen in der Gruppe direkt mithelfen. „Mütter, die weniger Zeit haben, gehen dann eben für die Gruppe einkaufen oder putzen die Räume“, erklärt Dehnel. 14 Kinder werden derzeit zwischen 9 und 15 Uhr betreut, seit der Gründung haben insgesamt schon 52 Kinder die Gruppe besucht. Und es geht weiter: Die Stadt hat die Stundenzahl von Sabine Dehnel wegen der großen Nachfrage vor Kurzem auf 30 erhöht. „Wir sind zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft das Angebot aufrechterhalten können“, sagt sie.

Doch es gibt auch Verbesserungsbedarf: Immer wieder kommt es vor, dass das Arbeitsamt Mütter in Ein-Euro-Jobs oder Weiterbildungsmaßnahmen „abberuft“. Damit haben ihre Kinder dann zwar Anspruch auf einen regulären Krippenplatz, oft bleibt jedoch kaum Zeit, sie umzugewöhnen. Auch Katrin Weniger musste ihre Tochter innerhalb von drei Wochen mit der neuen Umgebung vertraut machen. „Ich dachte, das würde klappen, aber meine Tochter wollte einfach nicht dableiben. Als meine Arbeit dann losging, war das für mich Dauerstress: Morgens war ich, so lange es ging, im Kindergarten, nach der Arbeit bin ich dann gleich wieder hin“, erzählt sie.

Zum Jubiläum gibt es auch Unterstützung von wissenschaftlicher Seite: Die Zweifel, die eine Professorin der Fachhochschule im Jugendhilfeausschuss 2005 an der Qualität der „unprofessionellen“ Betreuung durch die Mütter äußerte, wurden in einer Magisterarbeit entkräftet: Die Kinder der Gruppe im Ginsterweg entwickeln sich laut Studie genauso gut wie die der Vergleichsgruppe. Das freut nicht nur Paul.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })