Landeshauptstadt: Zwei Mark für die Beatles
Das Stern-Center zeigt Bilder von Manfred Thomas. Seine Fotografenkarriere begann in einer Garage
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Seine ersten Fotos machte Manfred Thomas von den Beatles. Oder von den Rolling Stones. So ganz genau kann er sich heute nicht mehr erinnern. Es waren jedenfalls die 1960er Jahre, Thomas noch Schüler in Kleinmachnow. Dort hatte ein Schulkamerad ein Fotolabor eingerichtet, in einer Garage. Die selbst entwickelten Filme wässerten die Freunde unterm Wasserhahn im Garten. „Wir haben Starbilder aus der ,Bravo’ abfotografiert und verscherbelt – Beatles, Stones und so weiter“, erzählt Manfred Thomas. Zu DDR-Zeiten war das begehrte Ware bei den Jugendlichen. Ein oder zwei Mark gab es pro Abzug, je nach Größe: „So hat man sich sein Taschengeld finanziert“, berichtet der PNN-Bildchef.
Die Vorliebe für Stars ist ihm geblieben, besonders der Film hat es ihm angetan. Manfred Thomas fotografiert heute am Roten Teppich bei Premieren und Festivals, am Filmset oder hinter den Kulissen in den Werkstätten von Studio Babelsberg. Zum 100. Geburtstag der Potsdamer Traumfabrik zeigt das Stern-Center jetzt die Ausstellung „Gesichter einer Filmstadt“ mit Bildern von Manfred Thomas. Gleichzeitig sind dort bis zum 3. März die zwölf „Filmfahnen“ des Gestalters Peter Rogge zu sehen, mit denen die Stadt im Filmjahr 2011 auf Drehorte hingewiesen hatte. Eröffnet wurde die Schau am Dienstag von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD).
Mehr als 140 Bilder von Manfred Thomas versammelt die Ausstellung: Von internationalen Stars, die in Babelsberg drehten, wie Kate Winslet („Der Vorleser“), Brad Pitt („Inglourious Basterds“), Natalie Portman („V for Vendetta“), Charlize Theron („Æon Flux“) oder Roman Polanski („Der Pianist“), über Potsdamer Filmemacher wie Volker Schlöndorff („Das Meer am Morgen“) oder Andreas Dresen („Halbe Treppe“) bis hin zum Nachwuchs von der Babelsberger Filmhochschule „Konrad Wolf“: „Man muss sich manchmal schon die Augen reiben: Ist das denn wirklich alles in Potsdam-Babelsberg?“, sagt Jann Jakobs, der mit der Schau auch das „wunderbare Schaffen“ des Studios Babelsberg gewürdigt wissen will.
Stellvertretend für das Studio bedankte sich Finanzvorstand Marius Schwarz bei Thomas – insbesondere dafür, dass er mit seinen Bildern auch die Arbeit der Film-Handwerker, die sonst nicht im Rampenlicht stehen, dokumentiert. „Ohne diese handwerklichen Fähigkeiten würden die großen Produktionen gar nicht bei uns landen“, betont Schwarz.
Handwerker ist auch Manfred Thomas. Nach der Maurerlehre arbeitete er unter anderem als Ausbildungsleiter bei der Kommunalen Wohnungsverwaltung, bis er irgendwann sein Hobby zum Beruf machen konnte. Über drei Ecken kannte er den Chef vom Dienst der „Fußballwoche“. In der DDR-Wochenzeitung erschienen schließlich die ersten Sportbilder von Thomas. „Ich habe nur Glück gehabt im Leben“, sagt er heute.
Für seine Bilder verliert der 59-Jährige auch schon mal die Stimme – wenn er mit den Kollegen am Roten Teppich um die Wette brüllt. „Da lässt man sich einfach anstecken“, sagt der Fotograf. Es gehe ihm aber nicht um gestellte Bilder: „Ich bin auf den Moment, den Augenblick scharf.“ Zu seinen schönsten Erinnerungen zählen Reisen zu Festivals im Ausland, etwa ins tschechische Karlovy Vary, wo Andreas Dresen für „Whisky mit Wodka“ ausgezeichnet wurde: „Wenn man mit Potsdams Künstlern im Ausland feiern kann, ist man einfach glücklich“, sagt Thomas.
Auch wenn er schon halb Hollywood vor der Linse hatte, eine Wunschkandidatin fehlt ihm noch im Archiv: Julia Roberts, die Thomas besonders für ihre Rolle in der romantischen Komödie „Notting Hill“ schätzt: „Ich würde gern sehen, wie sie sich auf dem Roten Teppich gibt.“
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