
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Zwei Problemviertel
Am Schlaatz und in Drewitz überwiegt laut einer Umfrage die Sorge, Opfer einer Straftat zu werden
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Schlaatz/Drewitz - Die Schlaatzer und Drewitzer fürchten sich deutlich mehr vor Kriminalität als Potsdamer, die in anderen dicht bebauten Wohngebieten leben. Das ist ein Ergebnis aus der sogenannten Zufriedenheitsbefragung der Gewoba-Wohnungsverwaltung, einer Tochter der kommunalen Bauholding Pro Potsdam. Für die Umfrage wurden den Angeben zufolge im vergangenen Jahr rund 16 000 Mieter der Gewoba gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, 2700 Personen nahmen teil.
Ein Großteil der Ergebnisse zeigt dabei vor allem Zufriedenheit mit der Lebenssituation (siehe Kasten) – mit zwei Ausnahmen: Das Sicherheitsgefühl in Schlaatz und Drewitz ist mit jeweils 25 bis 49 Prozent – das Detailergebnis wird nicht genannt – im Vergleich zu anderen Stadtteilen signifikant niedriger. Lediglich die Bewohner am Stern und in der Waldstadt II bewerten ihre Sicherheit mit 50 bis 74 Prozent, für alle anderen sieben ausgewerteten Regionen in Potsdam werden mehr als 75 Prozent angegeben.
Hinweise darauf, warum die Werte in Schlaatz und Drewitz so ausfallen, zeigen Daten der Polizei. Es handelt sich um die Plattenbaugebiete mit den meisten Straftaten pro Einwohner. Diese Einschätzung basiert dabei auf der sogenannten Kriminalitätshäufigkeitszahl (KHZ). Dieser Wert errechnet sich aus der Zahl der Straftaten bezogen auf 100 000 Einwohner. Für ganz Potsdam lag dieser Wert 2012 – die Statistik für 2013 stellt die Polizei erst in dieser Woche vor – bei 9899. Die KHZ-Vergleichszahlen für Schlaatz und Drewitz liegen wesentlich höher: Bei 14 579 beziehungsweise 12 176. Signifikant für den Schlaatz sind dabei die 186 Körperverletzungen, die die Polizei 2012 registrierte. Vergleichszahlen zu den vergangenen Jahren konnte die Polizei auf PNN-Anfrage nicht liefern. Für den Stern und die Waldstadt II liegen die KHZ-Werte bei unterdurchschnittlichen 6492 beziehungsweise 7647.
Die Bewohner im Schlaatz und in Drewitz haben auch bei früheren Gewoba-Umfragen die Sicherheit in ihrem Kiez beklagt – allerdings sind diese früheren Erhebungen aus den Jahren 2001, 2003, 2006 und 2009 mit der aktuellen Umfrage wegen einer anderen Methodik nur bedingt vergleichbar. Nach den früheren Auswertungen fühlten sich die Schlaatzer und Drewitzer tagsüber – bei über die Jahre steigender Tendenz – bedingt sicher. Allerdings war insbesondere beim Schlaatz die Angst, Opfer einer Straftat zu werden, höher als in anderen Stadtteilen.
Noch deutlicher fielen die Ergebnisse für die Abend- und Nachtstunden aus: Dabei überwog bei den Schlaatzern und Drewitzern stets das Gefühl der Unsicherheit – im Gegensatz zu allen anderen Stadtteilen. Allerdings zeigte sich auch bei diesen Werten zumindest über die Jahre hinweg ein leichter Trend, dass sich die Anwohner weniger vor Kriminalität fürchteten. Doch die aktuelle Gewoba-Umfrage verdeutlicht auch: Die Angst selbst ist längst noch nicht besiegt.
Bei anderen Themen der neuen Erhebung fallen die Antworten deutlich positiver aus – so sind insbesondere die Drewitzer dank des nahen Stern-Centers begeistert über ihre Einkaufsmöglichkeiten, ebenso überwiegt in beiden Vierteln die Zufriedenheit mit der eigenen Wohnung. Verbesserungsbedarf wird im Schlaatz bei der Müllentsorgung gesehen, in Drewitz bei der Grünflächenpflege – allerdings ist das ein Thema, was auch Gewoba-Mieter in Potsdam-Nord, in der Innenstadt und in der Waldstadt I bemängeln. Auffällig ist, dass am Schlaatz und in Drewitz mehr als 70 Prozent die Sauberkeit der Spielplätze negativ bewerten. Zumindest: In beiden Vierteln engagieren sich Stadt, soziale Träger und Einzelpersonen seit Jahren für ein besseres Zusammenleben, Drewitz wird gerade zur Gartenstadt umgebaut.
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