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Landeshauptstadt: Zwei Riesen zogen um Victoria-Haus des Botanischen Gartens wird erneuert

Vier Mangrovenbäume sind aus dem Botanischen Garten der Potsdamer Universität in die Biosphäre umgezogen, darunter auch ein Riese von vier Metern Höhe. Da der alte Standort, das Victoria-Haus, erneuert werden soll, musste für etwa zwei Jahre ein neuer Ort für die Tropengewächse gesucht werden.

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Vier Mangrovenbäume sind aus dem Botanischen Garten der Potsdamer Universität in die Biosphäre umgezogen, darunter auch ein Riese von vier Metern Höhe. Da der alte Standort, das Victoria-Haus, erneuert werden soll, musste für etwa zwei Jahre ein neuer Ort für die Tropengewächse gesucht werden. Auch ein rund sechs Meter hoher Eukalyptusbaum, der für die Uni-Gewächshäuser zu groß geworden war, hat seinen endgültigen Standort in der Biosphäre gefunden. Inzwischen sind alle „Umsiedler“ in der neuen Heimat angekommen und überstehen den Ortswechsel hoffentlich gut. Zwar steckt der Wurzelballen des Mangrovenriesen in einem Kübel, doch seit er ins Wasserbecken des Victoria-Hauses gepflanzt wurde, wuchs er um etwa das Fünffache und bildete zahlreiche Luftwurzeln, die sich nun erst am neuen Platz verankern müssen. Mit der Victoria cruziana selbst hat man beim Umbau des Hauses keine Probleme, sie wird ohnehin jedes Jahr aus Samen neu angezogen. Als die Gewächshäuser an der Maulbeerallee zwischen 1910 und 1913 gebaut wurden, war das heutige Wasserpflanzenhaus, das nach seiner schönsten Bewohnerin auch Victoria-Haus heißt, eines der ersten, das entstand. Bei der Restaurierung des Komplexes bildet seine Erneuerung nun den Abschluss. An Wasserpflanzen und ganz speziell an die Riesenseerose Victoria cruziana mit Blättern von 1,40 m Durchmesser war 1910 jedoch noch nicht zu denken. Das Doppelgewächshaus wurde zur Anzucht von Nelken für die kaiserliche Tafel oder als Knopflochblume verwendet. Blüten, die nicht am Hofe benötigt wurden, gingen auf den Blumenmarkt nach Berlin. Zuchtnelken waren Kostbarkeiten und kosteten pro Stück 2,40 Goldmark. So jedenfalls erinnert sich Gärtner Peter Hoffmann, der gerade dabei ist, das Victoria-Haus zu räumen. Ehe jedoch die Abbrucharbeiten voraussichtlich im Februar 2004 beginnen, müssen die Aquarien im „Grünen Klassenzimmer“ fertig sein, damit sie die Umsiedler unter den Wasserpflanzen und natürlich Fische aufnehmen können. Für die Kids, die im Botanischen Garten ihr Wissen erweitern, entsteht so gleich noch eine weitere Attraktion. „Wir haben versucht, so viele Pflanzen wie möglich in den anderen Gewächshäusern unterzubringen. Dort ist erst einmal urwaldartige Fülle entstanden“, schildert der Kustos des Botanischen Gartens Dr. Michael Burkart die derzeitige Situation. Doch gut gewässert und gepflegt werden sich die Kinder der Tropen und Subtropen sicher arrangieren bis das Victoria-Haus und die beiden Seitengewächshäuser neu entstanden sind. Die waren ebenfalls sanierungsbedürftig. Sie mussten aber auch weichen, damit es für das Wasserpflanzenhaus Baufreiheit gibt. Sie werden im Anschluss wieder errichtet – etwas größer als zuvor. Waren sie bisher nur für Forschende zugänglich, so werden sie nach dem Neubau eine Schauseite erhalten. Auf schrägen Pflanztischen kann man sich dann Sukkulenten ansehen. „Öffentlich zugänglich werden die Seitengewächshäuser auch künftig nicht sein. Wir müssen die kleinen Pflanzen vor Diebstahl schützen“, begründet das Burkart. Rings um das Baugeschehen ist der Botanische Garten aber gerade jetzt in der dunklen kalten Jahreszeit eine blühende Oase, die täglich von 9.30 bis 16 Uhr besucht werden kann. Von den allbekannten Azaleen, Riesenbegonien und Orchideen bis zu ausgesprochenen Seltenheiten wie einem australischen Grasbaum, der gerade einen kolbenartigen zwei Meter hohen Blütenstand treibt, oder einem Hängekaktus, der normalerweise auf anderen Pflanzen wächst und zurzeit mit Blütensternchen übersät ist, wird durchgeblüht. Sogar der Geldbaum (Crassula ovala) blüht – ein gutes Omen in Zeiten der Sparsamkeit? 2004, im Jahr der Parks und Gärten, wird es eine Reihe Veranstaltungen geben. Neu sind die Führungen an jedem dritten Sonntag im Monat jeweils ab 11 Uhr. Am 18. Januar wird es um „Raffinierte Anpassungen von Tropenpflanzen“ gehen, am 22. Februar ist eine Familienrallye angesagt. Ausstellungen und Pflanzenbasare sind in Vorbereitung und auch ein Wandelkonzert wird am 25. April durch Potsdamer Bläser gestaltet. Interessant für junge Leute dürfte noch sein, dass der Botanische Garten Gärtnerlehrlinge sucht. Anmeldeschluss ist der 13. Februar 2004. H.D.

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