
© Andreas Klaer
Von Kay Grimmer: Zwei spitze Zungen, ein stiller Moment
Tatjana Meissner traf beim „Nachschlag“ auf dem Theaterschiff auf die Wahlpotsdamerin Ulla Kock am Brink
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Eine gewisse Ähnlichkeit im Naturell konnte man den zwei Protagonisten vom Mittwochabend auf dem Theaterschiff nicht absprechen. Sowohl bei Tatjana Meissner, der Moderatorin des Abends, als auch beim Gast, der Moderatorin und Wahlpotsdamerin Ulla Kock am Brink, liegt das Herz auf der gern mal spitzen Zunge. Dem Unterhaltungswert des zweiten „Potsdamer Nachschlags“, der Promi-Talkreihe des Theaterschiffs, tat das keinerlei Abbruch. Und Meissner gelang es während der mehr als zwei Stunden Reden und Essen nicht nur, der wortgewaltigen, dabei nie langweiligen Kock am Brink genügend Raum zu geben, sondern auch, überraschend offene Meinungen von ihr zu Tage zu fördern. Kock am Brink, ein Ruhrpott-Kind erster Güte, begeisterte die Gäste des fast ausverkauften Theaterschiffs nicht nur durch ihre Art, sondern offenkundig auch durch das servierte Menü: die drei Gänge waren nach Wunsch und nach Kock am Brinck’schen Rezept zubereitet: Kartoffelsuppe, Königsberger Klopse sowie die Dessert-Mousse sahen immerhin gut aus
Die blonde 48-Jährige, die durch Sendungen wie „Die 100 000 Mark Show“ oder „Verzeih mir“ bekannt geworden ist, begeisterte einst auch die Showproduzenten Frank Elstner, Rudi Carell und John de Mol, die sie entdeckt haben. „Davor wollte ich Journalistin werden, hatte mich aber nicht getraut, als ich den schwierigen Bewerbungstest gesehen hatte“, erzählte Kock am Brink. Der Eignungstest zur Sprachtherapeutin, ein weiterer Berufswunsch, hatte einen besonderen Ausgang. „Ich sollte ein Gedicht aufsagen, kannte auf die Schnelle keins und begann zu singen.“ Und auch auf dem Theaterschiff legt Kock am Brink – trotz „totalen Hustens“ – los: „Oh Lord, won''t you buy me a Mercedes Benz.“ Das Fazit ihrer Prüfer einst: „Sie sind überhaupt nicht geeignet für die Logopädie – aber sie sollten selbst eine Sprechtherapie besuchen.“
Vor der Kamera steht sie derweil kaum noch, die Angebote waren „langweiliger Mist“. Mittlerweile konzipiert sie Sendungen, darunter für die RTL-Realitysoap „Mitten im Leben“. Kock am Brink betonte: „Ich bin für die ungeschriebenen, echten Fälle verantwortlich.“ Doch Tatjana Meissner mäkelte trotzdem. „Und aus dem Osten zeigt ihr dann immer die schlimmsten Fälle“, bekrittelte sie das „Schmierentheater“ der Reality-Soaps. Kock am Brink widersprach: „Wir geben uns Mühe, Menschen nicht zu veralbern. Und aus dem Osten kommen oft die anrührendsten Geschichten“, konterte sie.
Mit Meissner sprach Kock am Brink auch kurz über ihre „Scheißzeit“ um das Jahr 2001 – just auch der Zeitpunkt ihrer Ankunft in Potsdam. Die Negativ-Erlebnisse hatten nichts mit der Stadt zu tun, sondern mit den damaligen Beziehungsumständen von Kock am Brink, die Paparazzi auf den Plan riefen. „Die Boulevard-Fotografen sind in unser damaliges Haus in der Fontanestraße eingebrochen“, erzählt sie der sichtlich geschockten Tatjana Meissner. Die Paparazzi erzählten dort arbeitenden Handwerkern, sie hätten den Auftrag von Kock am Brink, die Räume für Einrichtungspläne zu fotografieren. „Die haben jeden Raum abgelichtet, das Haus war für mich vergiftet“, erinnerte sich die 48-Jährige. Ihr Leben sei damals „gebrochen“ worden, weil „Grenzen überschritten wurden“.
Kock am Brink zog in ein Haus in der Nachbarschaft, in dem sie heute noch lebt. Begeistert ist sie über die Architektur in Potsdam – Heimat bleibe allerdings weiterhin der Ruhrpott. „Auch wenn es wirklich hässlich dort ist.“ Sie bleibt pragmatisch: „Nein, ich kann nicht sagen, ob ich immer in Potsdam bleibe. Ich weiß doch nicht, was die Zukunft bringt.“ Ulla Kock am Brink scheint nichts darauf zu geben, Publikum nach dem Mund zu reden. Und schon gar nicht der Moderatorin. Als es um die Frisuren geht und Tatjana Meissner freimütig zugibt, weniger Geld in ihren Haarschopf zu investieren als ihre Gesprächspartnerin, meint Ulla Kock am Brink: „Das ist der einzige Moment an diesem Abend, an dem ich still bleibe“
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