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Gewaltsamer Tod in Potsdam: Zwei Tote im Kirchsteigfeld

Ein 49-Jähriger soll seine 45-jährige Frau getötet haben. Anschließend lief er auf der A 115 vor einen Lkw.

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Kirchsteigfeld - Die blonde Frau weiß bereits, dass etwas passiert ist, als sie am Freitagnachmittag nach Hause kommt. Dass es ihre Nachbarin ist, die ermordet wurde, erfährt sie erst, als sie ihre Haustür in der Anni-von-Gottberg-Straße 6 im Kirchsteigfeld aufsperrt. Um diese Zeit läuft die Nachricht von dem Familiendrama bereits im Radio: Zwei Potsdamer sollen am Freitagmorgen mutmaßlich bei einem Ehedrama ums Leben gekommen sein. Bei den beiden Toten handelt es sich um ein Ehepaar, er 49 und sie 45 Jahre alt.

Um 7.30 Uhr war die Polizei in die Wohnung in der Anni-von-Gottberg-Straße gerufen worden. Angeblich von der Schwester des Ehemannes. Die Polizei wollte das am Freitag nicht bestätigen. Dort fanden die Beamten eine leblose Frau. Am Körper der Toten fanden sich nach Polizeiangaben Spuren von Gewaltanwendung. Es soll sich um Würgemale handeln. Die Polizei fahndete daraufhin nach dem 49-jährigen Ehemann der Toten und suchte nach seinem Auto. Der Mann stehe unter Tatverdacht, sagte eine Sprecherin der Polizei.

Klar ist: Gegen 9.30 Uhr kam es auf der A 115 zwischen den Anschlussstellen Potsdam-Babelsberg und Potsdam-Drewitz in Richtung Dreieck Nuthetal zu einem Verkehrsunfall. Nach bisherigen Erkenntnissen betrat ein Mann unvermittelt die Fahrbahn und wurde von einem Lkw überfahren. Dabei wurde er tödlich verletzt. Ersten Ermittlungen zufolge handelte es sich bei dem Verunfallten um den 49-jährigen Ehemann der zuvor tot aufgefundenen Frau.

„Zuerst hieß es im Radio noch, dass der Mann auf der Autobahn entlangläuft, dann kam irgendwann die Meldung, dass er verunglückt ist“, erzählt eine Rentnerin, die in der Nachbarschaft des Tatortes wohnt.

Noch ermitteln die Kriminalbeamten der Polizeidirektion West zum genauen Unfallhergang, genauso wie zu den Todesumständen der Frau und zu möglichen Zusammenhängen zwischen den beiden Todesfällen. Auf der Autobahn mussten für Bergung und Unfallaufnahme drei Stunden lang mehrere Spuren gesperrt werden. Dadurch staute sich der Verkehr mehrere Kilometer zurück.

Im Kirchsteigfeld sind alle Spuren des möglichen Verbrechens am Freitagnachmittag bereits verschwunden: Kein rot-weißes Absperrband flattert im Wind, weder Polizei noch Schaulustige sind auf dem kleinen Platz an der Kreuzung Ricarda-Huch-Straße und Anni-von-Gottberg-Straße zu sehen. Auch die Wohnungstür des Opfers im ersten Stock der Nummer 6c ist nicht versiegelt, der Hausflur wirkt kühl und sauber.

Draußen auf dem Platz haben die Geschäfte geöffnet, eine junge Friseurin steht vor dem Laden und raucht, andere sitzen in der Sonne und essen Eis. Die meisten Geschäftsleute hier haben von dem Vorfall gehört – auch wenn sie nicht viel wissen. Auch nicht, um wen es sich bei dem Paar handelt. „Einer kam herein, der sagte: Ach, hat er sie jetzt doch umgebracht“, sagt die Bäckerin. Wer der Mann war und ob es tatsächlich Streit zwischen dem Ehepaar gab, kann sie selbst nicht sagen.

Eine junge Frau, die im selben Wohnblock wie das Opfer lebt, hat am frühen Morgen Schreie gehört. „Ich denke, das war die Frau, die sie gefunden hat“, vermutet sie. Streitereien, auch laute, habe es schon öfter mal im Wohnblock gegeben, sagt eine andere Nachbarin. „Aber wer das war, das kann man nur vom Hören ja nicht erkennen“, sagt sie. Jetzt ist es im Innenhof des Wohnblocks völlig ruhig. Bäume und Sträucher spenden Schatten, Kinder kommen und gehen zur Musikschule, die es hier im Erdgeschoss gibt. Die Tür zur Praxis einer Physiotherapeutin steht weit offen.

Die ersten Mieter kommen von der Arbeit nach Hause, viele haben noch nichts von den Todesfällen gehört, werden von der Nachricht überrascht. Auch sie wissen nicht, wer das Paar war. „Eigentlich kenne ich hier kaum jemanden“, sagen die meisten oder „Ich bin ja so selten zu Hause.“ Obwohl der Innenhof nur klein, dafür aber grün und lauschig ist, scheinen sich die Mieter nur selten zu begegnen.

Der mutmaßlich gewaltsame Todesfall ist nicht der erste, der in diesem Jahr im Kirchsteigfeld zu beklagen ist: Zuletzt war im Februar eine Potsdamerin unter Totschlagsverdacht geraten: Gegen eine 53-Jährige wurde ermittelt unter dem Verdacht, einen 61 Jahre alten Bekannten aus Berlin erstochen zu haben. Die stark alkoholisierte Frau rief damals nach Polizeiangaben bei einem Notarzt an. Diesem hatte die Frau erklärt, dass sich ein Bekannter, der sie besucht hatte, selbst mit einem Messer verletzt habe. Erst Wochen später entlastete sie das Ergebnis der Obduktion. Im Land Brandenburg registrierte die Polizei im Jahr 2011 insgesamt zwei Morde beziehungsweise Totschlagsdelikte und 58 Taten, die von der Polizei als Mord- oder Totschlagsversuch gewertet wurden.

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