ATLAS: Zweierlei Maß
Nun mal langsam mit den jungen Pferden, möchte man rufen. Fast unerklärlich ist die einhellige Begeisterung angesichts des Vorschlags, den Park Sanssouci im Falle der Austragung Olympischer Spiele in Berlin zur Spielwiese der Dressurreiter zu machen.
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Nun mal langsam mit den jungen Pferden, möchte man rufen. Fast unerklärlich ist die einhellige Begeisterung angesichts des Vorschlags, den Park Sanssouci im Falle der Austragung Olympischer Spiele in Berlin zur Spielwiese der Dressurreiter zu machen. Nicht irgendwo am Rand – nein: mittendrin. Zwischen Neuem Palais und dem Hauptweg durch den Park, auf dem Rondell vor Friedrichs größtem Schloss soll der Sand für Traversen, Galopp und andere Kunststückchen aufgeschüttet werden, einem Plätzchen also, dass erst vor Kurzem mit großem Aufwand wieder instand gesetzt wurde. Sicher ist der Gedanke reizvoll, Potsdam an etwaigen Olympischen Spielen teilhaben zu lassen. Es mag auch sein, dass es Möglichkeiten nahe dem Welterbe gibt. Würde man die Dressurreiter aber mitten durch Sanssouci traben lassen – und dies womöglich mit dem Segen der Schlösserstiftung –, müsste sich diese den Vorwurf gefallen lassen, mit zweierlei Maß zu messen. Denn man kann nicht einerseits das Fahrradfahren auf den unbefestigten Parkwegen mit der Begründung verbieten, das Welterbe trage Schäden davon – und auf der anderen Seite ernsthaft erwägen, Gartenflächen für ein Reitspektakel zu planieren. Potsdams Welterbe würde dem olympischen Kommerz geopfert.
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