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Landeshauptstadt: Zweifel an der Unabhängigkeit Heute eröffnet Klimaagentur der Stadtwerke

Eine neue Klimaagentur der Stadtwerke soll den Potsdamern helfen, Energie zu sparen. Am heutigen Montag eröffnet Agenturchef Enrico Bolduan die Räume der Servicestelle in der Wilhelm-Galerie, in der der kommunale Versorger bereits sein Kundencenter betreibt.

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Eine neue Klimaagentur der Stadtwerke soll den Potsdamern helfen, Energie zu sparen. Am heutigen Montag eröffnet Agenturchef Enrico Bolduan die Räume der Servicestelle in der Wilhelm-Galerie, in der der kommunale Versorger bereits sein Kundencenter betreibt. „Die günstigste Kilowattstunde ist die, die nicht verbraucht wird“, werben die Stadtwerke in ihrer aktuellen Kundenzeitschrift für die Eröffnung.

Doch es gibt Skeptiker. Dazu gehört der Geschäftsführer der Potsdamer Grünen-Fraktion, Andreas Walther. Er fürchtet: „Da die Stadtwerke die Klimaagentur bezahlt, werden sie auch maßgeblich ihre Richtlinien bestimmen.“ Dort würden dann wohl vorrangig die im Stadtwerke-Verbund angebotenen Leistungen angepriesen, sagte Walther den PNN. „Eine unabhängige Beratung wird so nur teilweise möglich sein.“ Auch im Klimaschutzkonzept der Stadt war für das Beratungszentrum eigentlich noch ein Trägerverbund aus Stadt, Stadtwerken und etwa der kommunalen Bauholding Pro Potsdam vorgesehen. Walther sagte, die Grünen würden eine Klimaagentur als unabhängige Schnittstelle zwischen Unternehmen, Investoren, Verwaltung, Wirtschaftsförderung und Politik bevorzugen, ausgestattet mit finanziellen Mitteln, um Klimaschutzziele voranzubringen. „Die Aussichten dafür sind leider nicht besonders erfolgversprechend“, sagte Walther.

Das sieht Klaus-Peter Linke anders, er ist Chef der Koordinierungsstelle Klimaschutz im Potsdamer Rathaus. „Aus meiner Sicht steht die Unabhängigkeit der Beratung nicht infrage.“ Denn die Klimaagentur verfolge ein Konzept, wonach insbesondere zertifizierte Energieberater, die gerade nicht Mitarbeiter der Stadtwerke seien, in den Beratungsprozess entscheidend einbezogen seien: „Die Berater sind den Kunden verpflichtet.“ Zudem gehöre Energieberatung zur Kernkompetenz der Stadtwerke, so Linke weiter. Ebenso verwies der Klimabeauftragte auf einen erst im Januar deutlich gescheiterten Antrag der Grünen im Stadtparlament, die Agentur unabhängiger zu gestalten. Ein Interview zu der Agentur vor der Eröffnung lehnte Stadtwerke-Sprecher Ralf Zeretzke ab.

Auf der Internetseite der neuen Stelle lassen sich indes schon wesentliche Angebote erkennen: So können sich Bauherren Tipps zur Wärmedämmung oder zur Installation von Photovoltaik-Anlage holen, für Privathaushalte werden Ratschläge zum Einsparen von Energie gegeben. Beraten wird ebenso zu verschiedenen Heizungssystemen, Lüftungsanlagen – und zu Möglichkeiten, wie sich umweltfreundliche Technologien vom Staat finanziell fördern lassen. Dazu verweisen die Stadtwerke auf verschiedene Partner, etwa die Verbraucherzentrale und diverse Potsdamer Energieberater.

Zur Einrichtung einer Klimaagentur hat sich die Stadt mit ihrem 2010 veröffentlichten Klimaschutzkonzept verpflichtet. Demnach hat sich Potsdam das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 die Kohlendioxidemission gegenüber der des Jahres 2005 um 20 Prozent zu senken. Dazu hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) rund 100 Maßnahmen vorgeschlagen – etwa den Ausbau des Fernwärmenetzes in zwölf Stadtgebieten oder den Neubau von Biogas-Anlagen. In den vergangenen Jahren hatten PIK-Forscher allerdings bereits die schleppende Umsetzung des Konzepts kritisiert – auch die Klimaagentur sollte eigentlich schon seit 2011 eingerichtet sein. Henri Kramer

Weiteres im Internet unter:

www.klimaagentur-potsdam.de

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