Landeshauptstadt: Zweimal Plakate
Mehr Fälle häuslicher Gewalt in Potsdam / Volkssolidarität ruft zu Spenden gegen Kinderarmut auf
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Innenstadt – Gleich zwei Plakataktionen starten am kommenden Dienstag in der Landeshauptstadt: Der Bundesverband der Volkssolidarität will mit einem Spendenaufruf auf Postern und Postkarten auf das Problem der Kinderarmut aufmerksam machen. Dem Autonomen Frauenzentrum Potsdam e.V. geht es um das Thema häusliche Gewalt.
Anlass für die zehntägige Plakatierung des Frauenzentrums ist der Internationale Aktionstag gegen Gewalt an Frauen am 25. November, erklärt Monika Kirchner, Mitarbeiterin in der Zufluchtswohnung des Frauenzentrums. Die schlicht gestalteten Plakate, die an 109 Litfaßsäulen ausgehängt werden sollen, wurden zusammen mit der Potsdamer Fotografin Simone Ahrend erarbeitet: Darauf sind die Rufnummern der Beratungsstelle für Frauen und Mädchen sowie des Frauenhauses zu lesen. „Eine anonyme Art, davon Kenntnis zu bekommen“, hofft Friederike Geißler, Mitarbeiterin im Frauenhaus.
In Potsdam ist die Zahl der Fälle, in denen die Polizei wegen häuslicher Gewalt gerufen wurde, im letzten Jahr stark angestiegen: Im Vergleichszeitraum erhöhte sich die Zahl der Anzeigen von 87 auf 142, wie Polizeisprecherin Angelika Christen gestern auf PNN-Anfrage mitteilte. Eine Entwicklung, die auch im Frauenhaus spürbar wird: So hätten in diesem Jahr mehr Frauen als bisher an andere Frauenhäuser, zum Beispiel in Berlin, weitervermittelt werden müssen, sagt Geißler. Im Durchschnitt fänden pro Jahr 60 Frauen und 30 Kinder vorübergehend Unterkunft im Frauenhaus und der Zufluchtswohnung des Autonomen Frauenzentrums. 17 Plätze und zwei Notbetten stehen im Frauenhaus zur Verfügung. In der Zufluchtswohnung, die zum Beispiel Frauen mit älteren Söhnen nutzen, gibt es acht Plätze. Die Aufenthaltsdauer der Frauen verlängere sich jedoch im Vergleich zu früheren Jahren: Schuld ist die Wohnungsmarktsituation in der Landeshauptstadt. Die Frauen müssen zunehmend länger im Frauenhaus bleiben, bis sie eine „kleine, bezahlbare Wohnung“ finden, so Geißler.
Die Plakatkampagne gegen Kinderarmut präsentierte Bernd Niederland, der Chef des Bundesverbandes der Volkssolidarität, gestern Vormittag zusammen mit Carola Ahlert, der Vize-Präsidentin des Wohlfahrtsverbandes, vor dem Hotel Mercure an der Langen Brücke. Ein Monat lang soll mit insgesamt 3400 Plakaten in 15 ostdeutschen Städten zu Spenden für sozial benachteiligte Kinder aufgerufen werden – in Potsdam werden 274 Poster geklebt.
Das Mädchen, das der Spendenkampagne ein Gesicht gibt, ist kein Model, betont der Volkssolidaritäts-Chef. Die sechsjährige Chantal wohne in einer Stadt in Brandenburg. Ihre Eltern leben von Hartz IV. Ohne Unterstützung der Familienhilfe der Volkssolidarität hätte sie keine Chance, glaubt Niederland.
Rund 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland wachsen laut Volkssolidarität in Armut auf. In Potsdam zählte die Arbeitsagentur im vergangenen Monat 3777 unter 15-Jährige, die auf Hartz IV angewiesen sind. Kinderarmut bedeute für die Heranwachsenden fehlenden Zugang zu Kultur, Bildung und gesunder Ernährung, erklärt Ahlert. In Potsdam bietet die Volkssolidarität unter anderem in der „Suppenküche“ auf dem Gelände der Stadtverwaltung ein Kinderzimmer an, sagt Petra Schmidt vom Regionalverband. Außerdem unterstütze die Volkssolidarität eine Heimeinrichtung der Kinder- und Jugendhilfe für 26 Kinder in Potsdam Eiche.
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