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Landeshauptstadt: Zweitbeste mit der Ziehklinge

Stukkateurin Cindy Schnitter aus den Babelsberg-Studios belegte Platz 2 beim Bundeswettbewerb des Handwerks

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Stukkateurin Cindy Schnitter aus den Babelsberg-Studios belegte Platz 2 beim Bundeswettbewerb des Handwerks Von Nicola Klusemann Mehrere Stunden am Tag hat sie ihre Hände in Gips. Mit dem Hauptmaterial eines Stukkateurs formt Gesellin Cindy Schnitter so genannte Profile oder gießt Formen aus. Mit ihrer Fertigkeit hat die 22-Jährige jetzt den zweiten Platz beim 52. bundesweiten Leistungswettbewerb der Handwerksjugend im bayerischen Feuchtwangen errungen. In zwei Tagen musste sie anhand einer Zeichnung ein Segel nachbauen. An dem Werkstück mit dreieckiger Grundfläche habe sie vor allem Schnelligkeit und Präzision beweisen müssen. Schon an den Werkzeugen der Mitstreiter habe sie ablesen können, dass ihre Chancen gar nicht so schlecht stehen. Die sieben Konkurrenten hätten gleich mehrere Glättkellen zum Wettbewerb mitgebracht; sie habe nur eine, erzählt Cindy Schnitter, dafür aber eine Vielzahl von Ziehklingen und Stukkeisen für die Feinarbeiten. Ihre Arbeitsstätte ist das Art Department von Studio Babelsberg. Hier hat die Abiturientin aus Jüterbog auch ihre Ausbildung gemacht und in diesem Jahr mit Bestnoten abgeschlossen. Darum habe sie gleich den Landeswettbewerb überspringen können, wie sie nach einer Weile fast bescheiden anfügt. Zum Bundeswettbewerb werden die landesbesten Prüflinge der jeweiligen Handwerkskammerbezirke geschickt. Auf dem Weg nach Bayern habe sie nicht mit einem Preis gerechnet. „Ich dachte, ich kann ja mal mitbauen“, erzählt die Gesellin. Und der erste Platz sei berechtigterweise an den Konkurrenten gegangen. „Der hat einfach wahnsinnig schnell und geschickt gearbeitet“, erkennt die junge Handwerkerin neidlos an. Die Ausbildung zum Stukkateur sollte ursprünglich ein Sprungbrett ins Restaurierungsstudium sein. Als sie die Adresse der Stukkateurwerkstatt für ihre Bewerbung aus den gelben Seiten schrieb, wusste sie nicht einmal, dass das Art Department Teil der Babelsberger Studios ist. „Das klang einfach gut.“ Jetzt ist sie froh, für den Film arbeiten zu können. „Stukkateur auf der Baustelle zu sein, ist ein Knochenjob.“ Wenn die großen Profile an der Decke gezogen würden, müssten manchmal schon drei, vier Männer mit anfassen. Außerdem kämen hier fast nur die Glättkellen zum Einsatz. Im Haus 301 auf dem Studiogelände hingegen sind die Arbeitsbedingungen optimal. Die Fassadenverkleidungen für die Außenkulisse „Berliner Straße“, die gerade für den Kevin Spacey-Film „Beyond the Sea“ umgestaltet werden, ließen sich leicht in der Werkstatt anfertigen. Mit einem Schablonenschlitten fährt Cindy Schnitter über die fünf Meter aufgehäuften Gips. Ihre bislang größte Herausforderung war der riesengroße Kopf der Freiheitsstatue für „In 80 Tagen um die Welt“. Wochenlang habe man mit mehreren Stukkateuren an dem etwa sieben Meter großen Koloss gearbeitet. Den Kontakt mit internationalen Kollegen ihrer Zunft schätzt sie dabei sehr. „Jeder arbeitet irgendwie anders.“ Natürlich werde sie sich „80 Days“ im Kino anschauen – auch wegen ihres Meisterstücks. Das besonders Tolle an ihrer Arbeit in den Studios sei, dass man zugucken könnte, wie sich die einzelnen Dinge zusammenfügten. Ab und zu dürfte man ins Atelier und sehen, wie die verschiedenen Gewerke auf dem Gelände eine Gesamtkulisse geschaffen hätten. „Das ist ein tolles Gefühl.“ Mittlerweile ist für die Handwerkerin Cindy Schnitter der Wunsch nach einem Studium in weite Ferne gerückt. Auch an eine Meisterprüfung denkt sie nicht. „Im Moment ist alles prima, wie es ist.“

Nicola Klusemann

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