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rbb-Aktion "Meine Entdeckung" in der Neuen Berliner Straße: Zwiesprache mit Fritz Lang

Normalerweise ist die „Neue Berliner Straße“ im Babelsberger Filmstudio nicht zugänglich. Der rbb durfte sich mit ein paar Besuchern und den PNN umschauen.

Von Sarah Kugler

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In der Außenkulisse des Filmstudios Babelsberg steht ein schmutziger Löffel. Zumindest wenn man den Namen des chinesischen Attrappen-Restaurants gleich vorne an der „Neuen Berliner Straße“ wörtlich übersetzt. Das heißt nämlich „Tientsin“, was eben schmutziger Löffel bedeutet. Diese kleine Anekdote erzählte Studiosprecher Eike Wolf am gestrigen Freitag. Im Rahmen der rbb-Aktion „Meine Entdeckung“, in deren Rahmen Besucher hinter die Kulissen verschiedener Orte schauen können, führte er gemeinsam mit Kinoexperte und Moderator Knut Elstermann durch die Babelsberger Filmstudios.

Dabei plaudert der Pressesprecher locker über vergangene Dreharbeiten und erzählt auch, dass Wes Anderson für seinen neuen Puppentrickfilm „Isle of Dogs“ („Insel der Hunde“) nicht nach Potsdam kommen werde. Wie berichtet dreht der „Grand Budapest“-Regisseur einen im Stop-Motion-Verfahren hergestellten Film, den das Studio koproduziert. Gedreht wird allerdings komplett in London. Dafür kann Wolf nun endlich bestätigen, dass Samuel L. Jackson für Dreharbeiten zum Film „Inversion“ von Regisseur Peter Segal ab dem Frühjahr nach Babelsberg kommen wird (PNN berichteten). „Die Vorbereitungen für den Film laufen“, so Wolf. Wenn alles nach Plan verläuft, wird auch in der „Neuen Berliner Straße“ gedreht werden – sogar den ganzen Sommer lang. Dafür werde die Außenkulisse dann auch in eine andere Stadt ummodelliert, wie genau das dann sein wird, darf allerdings noch nicht verraten werden.

Im Umdekorieren der erst im letzten Sommer eingeweihten „Neuen Berliner Straße“ ist das Studio inzwischen geübt. So wurde sie beispielsweise für den Science-Fiction-Thriller „Mute“ von Duncan Jones auf Zukunft getrimmt: Die Kulisse bekam dafür einen düsteren ghettoartigen Look, wie Wolf verrät. „In dem Film, der 2052 spielt, gibt es auch fliegende Autos, ähnlich wie in ,Das fünfte Element’“, erzählt er. Deshalb wurden Rohrsysteme zum Andocken an den Häuserdächern installiert, die Wände mit Graffiti verziert. „Innerhalb von fünf Tagen musste das dann alles wieder ab“, so der Studiosprecher. Genauso wie „Mute“ ist auch die von der Potsdamer Firma X-Filme produzierte Serie „Babylon Berlin“ – für welche die Kulisse gleich nach der Einweihung hergerichtet wurde – inzwischen abgedreht. Die Serie ist an vielen Ecken immer noch zu entdecken: So ist das besagte chinesische Restaurant extra für die Serie von Regisseur Tom Tykwer an die Häuserfassade gemalt worden, genauso wie verschiedene Warenhäuser.

Zum Geschäft „Adam & Soehne“ hat Eike Wolf auch gleich wieder eine Geschichte parat: Der Name sei eine Reminiszenz an den James-Bond-Szenenbildner Kenneth „Ken“ Adam, dessen Vater wohl ein Warenhaus mit dem gleichen Namen betrieben habe. „Uli Hanisch, der ja für die ,Neue Berliner Straße’ verantwortlich war, kannte Ken Adam“, erklärt Wolf. Hier habe er dem im letzten Jahr verstorbenen Kollegen ein Denkmal gesetzt. Verzweifelt nach einer Hinterlassenschaft eines Kollegen gesucht habe hingegen der Hund eines dänischen Regisseurs, wie Wolf erzählt: „Wir sind gemeinsam durch die Kulisse gegangen und sein Hund war die ganze Zeit so aufgeregt, weil er keinen anderen Hund riechen konnte, er war eben der erste hier.“ Bei den Besuchern hinterlässt die Kulisse, die den Wedding, Kreuzberg, Charlottenburg und die Friedrichstraße nahe zusammenrücken lässt, großen Eindruck. „Es ist super beeindruckend, wie echt die Straßen und auch die Fassaden wirken“, staunt Lars Wiegelmann aus Woltersdorf und klopft vorsichtig an eine Häuserwand. Auch Inga Grenz aus Berlin ist begeistert: „Ich bin total erstaunt, wie groß die Kulisse ist, toll.“

Und selbst Knut Elstermann, der das Studio bestens kennt, ist hingerissen. „Tatsächlich war ich hier in der ,Neuen Berliner Straße’ noch nie“, sagt er. „Obwohl ich ja immer noch hoffe, mal bei einem Dreh um die Ecke gucken zu dürfen.“ Auch in der berühmten Marlene-Dietrich-Halle, in der unter anderem „Der Blaue Engel“ und Teile von Metropolis“ entstanden sind, wird der Filmexperte immer etwas ehrfürchtig. So weit wie Quentin Tarantino, der dort Szenen für „Inglourious Bastards“ drehte, geht er dann aber doch nicht. Laut Studiosprecher Wolf soll der Kultregisseur nämlich nicht nur vorsichtig die Wände berührt haben, um Inspiration zu finden, sondern auch Zwiegespräche mit dem toten Fritz Lang geführt haben. „Irgendwann, als es in einer Szene nicht mehr weiterging, hat er sich laut und verzweifelt an ihn gewandt“, so der Pressesprecher. Überhaupt fragen alle amerikanischen Filmemacher immer sofort nach der Halle, wie Wolf erzählt. Regisseur und Schauspieler George Clooney habe bei seinem Studioaufenthalt nicht einmal „Hallo“ gesagt, sondern sich gleich nach Marlene Dietrich erkundigt.

Bei den Besuchern Lars Wiegelmann und Inga Grenz weckt die Halle hingegen weniger Ehrfurcht. Dass Tarantino hier gedreht habe, sei schon spannend, so Wiegelmann, ansonsten faszinierten ihn allerdings eher die Anekdoten rund um das Filmstudio. Inga Grenz hingegen sei nun neugierig auf „Metropolis“ geworden und auch die Serie „Babylon Berlin“ wolle sich die 30-Jährige, genauso wie Lars Wiegelmann, unbedingt ansehen. Schließlich wollen sie ja nun auch wissen, welche Rolle der schmutzige Löffel tatsächlich spielt.

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