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Homepage: Zwischen Aufbruch und Konsolidierung

Die beiden ersten Rektoren der Universität Potsdam: Rolf Mitzner und Wolfgang Loschelder

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In diesem Jahr begeht die Uni Potsdam ihr 20-jähriges Jubiläum. Die PNN lassen gemeinsam mit der Hochschule wichtige Erinnerungen aus 20 Jahren wach werden.

Maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung der Universität Potsdam hatten ihre Rektoren. Unterschiedlich im Temperament, glichen sie sich im Willen, die Hochschule voranzubringen. Ein kurzer Rückblick.

„Ich hatte 30 Jahre lang Zeit zu überlegen, wie eine Uni aussehen muss“, antwortet Rolf Mitzner auf die Frage, warum er das Amt des Gründungsrektors 1991 annahm. Studierte und arbeitete der Chemiker doch Jahrzehnte an der Pädagogischen Hochschule Potsdam. Gemeinsam mit dem Gründungssenat stellte er sich in den Um- und Aufbruchzeiten der Herausforderung, ein Konzept für die Entwicklung der Universität Potsdam zu entwickeln.

Mitzner rief damals alle Mitarbeiter und Studierenden auf, „mit ihrer Arbeit, ihren Ideen und ihrer Verbundenheit“ den Aufbau zu fördern. Rolf Mitzner war ein Rektor zum Anfassen. Man kannte ihn, konnte mit ihm sprechen, etwa bei seinen legendären Gängen über den Campus. Dieser Arbeitsstil bescherte ihm Termine im 15-Minuten-Takt. Rolf Mitzner war sich der „Chancen zur Gestaltung neuer Formen und Inhalte“ ebenso bewusst wie der Tatsache, dass Entscheidungen über menschliche Schicksale zu fällen waren.

In der im April 1993 vorgelegten Denkschrift schrieb der Gründungssenat fest, dass die Hochschule die wissenschaftliche Grundversorgung des Landes Brandenburg sichern soll. Als weitere Markenzeichen wurden kleine flexible vernetzte Einheiten, der Aufbau Interdisziplinärer Zentren innerhalb der Hochschule sowie die Kooperation mit außeruniversitären Forschungseinheiten verankert. Damit war der Grundstein gelegt.

Der heute 80-jährige Rolf Mitzner schaut mit Genugtuung zurück. Die damalige Zeit hätte freies Gestalten und offene Diskussionen ermöglicht. „Die Unterschiede zwischen den Fächern waren größer als die zwischen Ost und West“, sagt er. „Die Motive waren verschieden, aber alle wollten etwas Gutes tun.“ Und er erinnert sich gern und dankbar an die kollegiale Zusammenarbeit mit dem damaligen brandenburgischen Wissenschaftsminister Hinrich Enderlein, der heute Rolf Mitzner „zu der menschlich und faktisch beeindruckenden Leistung, mit der er die Universität auf die Erfolgsspur gesetzt hat“, gratuliert. Für Vizepräsident Bernd Walz ist Mitzner das Urgestein und das Herz der Universität. Die allgemeine Wertschätzung der Arbeit des Gründungsrektors führte auch dazu, dass Rolf Mitzner 1994 zum ersten Rektor der Universität Potsdam gewählt wurde.

Ein Brückenbauer, ein großer Rhetoriker, ein Mann, der einen „guten Streit“ zu schätzen wusste, einer, der um die Balance zwischen Geistes- und Naturwissenschaften bemüht war – es verbinden sich sehr unterschiedliche Erinnerungen mit dem Namen Wolfgang Loschelder. Elf Jahre (1995- 2006) stand der gebürtige Römer an der Spitze des Rektorats. Der Verwaltungsrechtler aus Bochum gehörte zu den „Professoren der ersten Stunde“ in Potsdam. Bereits 1991 hatte der Jurist die Ruhr-Uni verlassen und hier eine Professur für Verwaltungs- und Umweltrecht übernommen. Als Rektor verschrieb sich Wolfgang Loschelder vor allem der Ost-West-Integration. Eine Herausforderung, an der anderswo nicht wenige gescheitert sind.

Harmoniestiftend sei er gewesen und stets gesprächsbereit, so berichten Zeitzeugen. Mit Fingerspitzengefühl und eher auf den gesunden Menschenverstand als auf Vorschriften bauend habe Loschelder in den Konsolidierungsjahren viele Entscheidungen getroffen. „Revolution“ – das räumte er einmal ein – sei seine Sache nicht. Das hinderte den zweiten Rektor der Universität Potsdam nicht daran, deutliche Zeichen zu setzen. Unvergessen der Marsch der protestierenden Studierenden und Dozenten zum Potsdamer Landtag im August 1996. In einem Bettlerkostüm steckend führte Rektor Loschelder den Protest gegen Stellenstreichungen, Stellensperren und die drohende Kürzung von Geldern an.

Unter der Führung von Wolfgang Loschelder wurde die Universität Potsdam zu einer Hochschule, die das Land Brandenburg wissenschaftlich, kulturell und wirtschaftlich vorangebracht hat und die weder den nationalen noch den internationalen Vergleich scheuen muss. In seine beiden Amtszeiten fielen unzählige Ereignisse: Der Wissenschafts- und Wirtschaftscampus Golm wurde ausgebaut, die religionsrechtlichen Institute und Professuren errichtet, der erste Sonderforschungsbereich etabliert und die ersten drei Rabbiner nach 1942 graduiert und ordiniert und vieles mehr. Wolfgang Loschelder war für eine lange Zeit das „Gesicht der Universität Potsdam“. So zumindest hat es die frühere brandenburgische Wissenschaftsministerin Wanka einmal ausgedrückt. be/bm

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