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Homepage: Zwischen Bahnhof und Sanssouci

Mittwoch war Anreisetag für den neunten Sommersprachkurs „Sans Souci“ an der Universität Potsdam

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Mittwoch war Anreisetag für den neunten Sommersprachkurs „Sans Souci“ an der Universität Potsdam Es regnet in Strömen. Durch den Park ziehen Nacktschnecken ihre Spuren. Eine Gruppe von jungen Leuten huscht unter Regenschirmen versteckt in das Unigebäude am Neuen Palais. Mittwoch ist Anreisetag. Der „Sommersprachkurs Sans Souci“ beginnt diesmal nicht sehr sommerlich. Fünf junge Leute, zwei davon aus St. Petersburg, zwei aus Kirgisistan und eine Studentin aus Indonesien sind gekommen, um ihre Unterlagen und die Zimmerschlüssel abzuholen. Sie bleiben erst einmal als Gruppe zusammen – alle sind fremd hier und froh darüber, überhaupt jemanden zu kennen. „Ich soll lauter sprechen? In Ordnung“, sagt Rachel Strecker, Studentin der Uni Potsdam und Betreuerin der Teilnehmer des Sprachkurses. Laut und deutliche wiederholt sie langsam: „Für die bessere Orientierung: hier die Fahrpläne!“ und hält die Pläne hoch. 49 Sprachstudenten aus 22 Ländern kommen in diesen Tagen an die Potsdamer Uni, um hier einen Monat lang ihr Deutsch aufzufrischen. Stark vertreten dabei Osteuropa, aber auch weit entfernte Länder wie Bangladesh, Syrien und Indonesien sind dabei. Seit 1997 findet jedes Jahr im August der Internationale „Sommersprachkurs Sans Souci“ statt, in diesem Jahr steht er in Anlehnung an die Kulturland-Kampagne des Landes Brandenburg unter dem Motto „Christianisierung“. Das Thema wird in den kommenden Wochen in der Sprachausbildung, den Seminaren, Übungen, Vorlesungen und auch im Rahmenprogramm im Vordergrund stehen. Jetzt, am Anreisetag sind allerdings noch profanere Dinge zu regeln. Rachel Strecker teilt die Schlüssel für die Zimmer in den Wohnheimen aus. Und einen Zettel, auf dem zu lesen ist, wie das Zimmer am Abreisetag auszusehen hat. Wer mit der Einweisung fertig ist, kann sich an einen der Tische setzen, die mit Keksen, Obst und Mineralwasser liebevoll gedeckt sind. Im Hintergrund schrillt das Telefon. „Wo sind Sie, am Hauptbahnhof?“, ruft Sabine Reinicke, Koordinatorin des Kurses, in den Hörer. „Kein Problem, gehen sie zum Info-Punkt, dort warten Michael und Claudia auf Sie“, instruiert sie einen Neuankömmling. Dann bricht das Gespräch ab. „Zumindest ist er schon am Bahnhof“, quittiert die Koordinatorin gelassen das Gespräch. Am Abend gibt es ein erstes gemeinsames Treffen, zum Abendbrot in der Mensa. Eine Möglichkeit, sich mit den anderen Teilnehmern bekannt zu machen. „Aber kein Pflichttermin“, beteuert Sabine Reinicke. „Wir sind ja schließlich kein Kindergarten.“ Nicht alle Teilnehmer resien an diesem Mittwoch an. Manche sind schon länger da, andere brauchen keinen Zimmerschlüssel, weil sie privat untergebracht sind. So auch Svetlana Southgate aus London. Die gebürtige Russin lebt bei einer Freundin, die in Potsdam Lehrerin ist. Svetlana Southgate möchte ihr Deutsch, das sie noch an der Uni von Tambow gelernt hat, auffrischen. In London arbeitet sie für die Lufthansa. Auf den Potsdamer Kurs hat sie ihre Freundin aufmerksam gemacht, die ebenfalls aus Russland stammt. Auch Marta Camas aus dem spanischen Lugo wohnt für die Zeit des Sprachkurses privat. Sie studiert in Spanien Übersetzung für Deutsch und Englisch, der Potsdamer Kurs ist genau das Richtige für sie. Potsdam kennt sie bereits, vor zwei Jahren kam sie als Erasmus-Austauschstudentin in die Stadt. Damals habe sie viele Kontakte hier geknüpft, so lernte sie etwa ihren Freund kennen, bei dem sie nun wohnt. Am Info-Brett hängen schon die Stundenpläne. Am ersten Tag geht es gleich mit Unterricht los, schließlich will man keine Zeit verlieren. Am Abend dann eine erste Party. Den Hinweis auf die Badestellen rund um Potsdam hat sich Koordinatorin Reinicke allerdings vorerst noch gespart. Man wartet auf den Sommer. Die Hoffnung hat auch Svetlana Southgate noch nicht aufgegeben. Schließlich war am Flughafen in London auch nur Regenwetter. Aber vielleicht wird ja noch ein richtiger „Sommersprachkurs“ daraus. Gestern morgen schien ja wieder die Sonne – teilweise zumindest. Jan Kixmüller

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