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Geo-Team. Andreas Bergner (m.) mit Studierenden aus den USA.

© Andreas Klaer

Homepage: Zwischen Golm und Montana

Austauschstudenten des Studienganges Geosciences kehren in die USA zurück

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Zwei, drei Koffer mit Kleidung und Andenken hat Jenica Andersen während ihres Studienjahres in Deutschland schon angesammelt. Nun ist ihre Zeit als Geologin in Golm beendet, morgen wird sie zurück nach Montana fliegen. Im Gepäck hat die gebürtige Kalifornierin zwei Bachelorabschlüsse des internationalen Studiengangs Geosciences – einen deutschen und einen amerikanischen Abschluss. Jenica Andersen aus Montana ist eine der fünf Austauschstudenten, die in diesem Jahr an dem Programm teilnahmen: Drei Potsdamer Studenten verbrachten ein Jahr an der University of Montana, zwei Montana-Studenten kamen im Gegenzug nach Potsdam. In diesen Wochen kehren alle fünf in ihre Heimat zurück.

Die 27-jährige Jenica Andersen entschied sich für das Studium der Geowissenschaften, weil sie Mathematik und Astronomie mag. Und weil sie gerne draußen arbeiten wollte. Sie hatte bereits in Singapur und Montana studiert bevor sie im Rahmen ihres Studiums ein Jahr nach Potsdam kam. Die Studentin erzählt, dass sie ihr Deutsch verbessern wollte und zugleich die deutsche Kultur und das europäische Studiensystem kennenlernen wollte. In den USA, so die Geologiestudentin, müsse man während des Studiums viel intensiver arbeiten als in Deutschland: „In Montana gibt es bereits während des Semesters mehr Zensuren und es wird strenger auf die Anwesenheit geachtet.“ Da auch die Studienziele in Amerika klarer festgelegt sind, arbeite man dort motivierter.

Am deutschen System hingegen gefällt der Studentin, dass Studienziele nicht so streng geregelt sind und man als Student mehr Entscheidungsspielraum habe. Obwohl sie das deutsche Studiensystem als sehr frei empfindet, stand sie dem Streik der Studierenden im Juni positiv gegenüber: „Ich finde es gut, dass die Leute gegen etwas aufstehen.“ Allerdings erschien ihr der Streik schlecht organisiert. Die Potsdamer Studenten schätzte sie als nicht wirklich überzeugt vom Streik ein: „Viele Studenten sind während des Streiks einfach weiter in den Unterricht gegangen.“

Der Geologe Dr. Andreas Bergner ist der Koordinator des Studienganges Geosciences und betreut von Potsdam aus die Studenten des Programmes. „Potsdam ist die erste deutsche Universität“, so Bergner, „in der Studenten der Geowissenschaften die Möglichkeit haben, international zu studieren und zwei Abschlüsse parallel zu erlangen.“ Geosciences ist besonders auf Erd- und Umweltwissenschaften sowie auf vermehrte Geländearbeit spezialisiert, erklärt Bergner.

Für Felduntersuchungen müssen die Potsdamer Geologen allerdings erst hinter die „Äcker Brandenburgs“ bis ins Elbsandsteingebirge oder in den Harz fahren. Geowissenschaftler untersuchen die Gesetzmäßigkeiten und Prozesse unseres Planeten, um daraus Prognosen und Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. „Wir beschäftigen uns damit, wie Naturkatastrophen und Erdbeben entstehen“, so Bergner. Diese Untersuchungen hätten auch Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, weiß der Experte. Würde heute zum Beispiel ein Erdbeben in San Francisco stattfinden, hätte das fatale weltwirtschaftliche Folgen.

Um die Gegenwart zu verstehen, suchen Geologen nach der Vergangenheit. Bergner deutet auf die grauen Pflastersteine der Straße vorm Nauener Tor: „Für normale Leute“, erklärt der Wissenschaftler, „sind das bloß Pflastersteine. Für einen Geologen aber sind es interessante Untersuchungsobjekte, die etwas über die Vergangenheit erzählen.“ „Geofantasy“ nennt er die Faszination der Geowissenschaftler, die im Kleinen das große Ganze suchen.

Trotz der Möglichkeiten, die der Bachelorstudiengang Geosciences bietet, war es für Bergner nicht einfach, neue deutsche Austauschstudenten für das im August startende Semester in Montana zu finden. Auf Anraten von Jenica Andersen veranstaltete er im Mai eine Infoveranstaltung mit „free Pizza“. Erfolgreich, denn dort entschied sich die 21-jährige Amelie Stolle, die ursprünglich aus Stuttgart kommt, für ein Jahr nach Montana zu gehen. Nachdem sie zwei Semester Geowissenschaften in Potsdam studiert hat, sieht sie das Auslandsjahr in Montana als große Chance: „An der Uni in Montana werden wir viel mehr Exkursionen machen als in Deutschland“, freut sich die Studentin.

Amelie Stolle weiß, dass die Universität in Montana einer kleinen Stadt in der Stadt gleicht. Die Hochschule hat sogar eigene Busse. Zudem sei das Ausbildungssystem dort sehr verschult. Doch eigentlich bemüht sich die Studentin, keine Erwartungen an ihre Zeit in Amerika zu haben. Sie will lieber offen sein für alles, was sie vor Ort erleben wird. Abreisetag nach Montana ist für die Studentin der 24. August. Sie darf nur 40 Kilogramm Gepäck mitnehmen – wie sie das hinkriegen soll, weiß sie bislang noch nicht. Marie Preißler

Marie Preißler

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