Landeshauptstadt: Zwischen Kampfansage und Abwarten
Mitarbeiter vom Waschhaus e.V. wollen für ihren Verein kämpfen / Warten auf den Insolvenzverwalter
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Berliner Vorstadt - Während der Vorstand des Waschhaus e.V. noch in dieser Woche einen Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht in Potsdam stellen wird, geben sich die Mitarbeiter kämpferisch. In einem offenen Brief haben sich 26 Angestellte des Vereins, darunter zehn Auszubildende und zwei Zivildienstleistende, für den Erhalt des Waschhauses ausgesprochen. „Die Arbeit des Hauses muss weitergeführt und geschützt werden. Wird das Waschhaus aufgegeben, gibt es ab dem 1. August einen wichtigen Platz weniger für individuelle und alternative Freizeitgestaltung“, heißt es in dem Schreiben. „Wenn uns die Stadt Potsdam die Möglichkeit gibt, die soeben fertig gestellten Räume zu nutzen und nicht dem Leerstand preiszugeben, dann können wir konzeptionelle Weiterentwicklungen und Problemlösungen in Angriff nehmen. Wir sind bereit und in der Lage, aufzuräumen, uns der schwierigen Situation zu stellen und neue Herausforderungen zu bewältigen.“
Am Dienstag hatten Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bekannt gegeben, dass ab dem 1. August die öffentliche Förderung des verschuldeten Waschhaus e.V. durch Stadt und Land eingestellt werde. Eine Prüfung der Haushaltsführung im Verein hatte ergeben, dass dem Waschhaus schon im Jahr 2004 durch das Finanzamt die Gemeinnützigkeit aberkannt wurde. Darüber hatte der Vorstand, obwohl dazu verpflichtet, weder die Stadt noch das Land informiert. Durch den Verlust der sich auf über 300 000 Euro jährlich belaufenden Förderung ist der Verein zahlungsunfähig. Damit steht nach dem hoch verschuldeten Lindenpark e.V. mit dem Waschhaus das zweite große Zentrum für Soziokultur in Potsdam vor dem möglichen Aus (PNN berichteten).
Wie es jetzt weitergehen soll, kann weder der Verein noch die Verwaltung sagen. „Ein erstes Gespräch mit der Verwaltung hat es zwar schon gegeben“, sagte Katja Dietrich-Kröck vom Vorstand des Waschhaus e.V. den PNN auf Nachfrage. Doch nachdem der Antrag auf Einleitung eines Insolvenverfahrens eingereicht wurde, werde ein Insolvenzverwalter eingesetzt, der dann allein entscheidet, wie es mit den Angeboten des Vereins in der Schiffbauergasse nach diesem Monat weitergehen kann. Gestern erfolgte die Bauabnahme des sanierten Waschhaus-Gebäudes, in dem ab September der Verein wieder sein bekanntes Konzert- und Party-Programm anbieten und das 15-jährige Gründungsjubiläum feiern wollte.
Derweil häufen sich in der Stadt die Stimmen, die einen Erhalt des Waschhauses fordern. So fordert SPD-Fraktionschef Mike Schubert, dass die Stadt definieren müsse, was konkret an den Standorten passieren soll und dafür entsprechende wirtschaftlich tragfähige Strukturen vorschlagen. Ronny Besançon von der Fraktion Die Linke fordert, dass der Erhalt des Waschhauses „ernsthafte Chefsache des Oberbürgermeister“ werden müsse. Auch für den Erhalt des Lindenpark e.V. fordert Besançon von Jann Jakobs „unverzügliches Handeln“. Das Streetwork-Team bezeichnet die möglichen bevorstehenden Insolvenzen der beiden Vereine als „skandalöse Situation“. Denn immer mehr Potsdamer Jugendliche würden durch den Wegfall der Angebote auf der Straße „rumhängen“.
Dirk Becker
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