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Landeshauptstadt: Zwischen Kimme, Korn und Sanssouci
Die Stadt Potsdam empfängt im Jahr 2013 rund 3000 Sportschützen aus Deutschland – ihre Waffen lassen sie aber zu Hause
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Die Schützen kommen, und zwar in Scharen: Im April 2013 werden rund 3000 Sportschützen in Potsdam zum deutschen Schützentag erwartet. Erfolgreich hat sich die Landeshauptstadt um die Veranstaltung beworben, die erstmals in Brandenburg stattfinden wird. Königsschießen, Schützenball und Festumzug zählen zum festen Bestandteil des Tages. Angesichts der zahlreich anrückenden Waffennarren bestehe für die Potsdamer aber kein Grund zur Verunsicherung, sagt Rainer Wickidal, Präsident des Brandenburgischen Schützenbundes. Die Sportler lassen ihre Waffen zu Hause.
„Es braucht sich niemand Sorgen machen, dass zum Schützentag erhöhte Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssten“, so Wickidal. Fast alle Waffen werden vom Brandenburger Schützenverband zur Verfügung gestellt und anschließend wieder verwahrt. Lediglich die 40 Landeskönige dürfen eigene Waffen mitbringen. Außerdem: Geschossen wird auf dem Schützentag nur mit Luftdruckgewehren oder Luftdruckpistolen.
Auch Potsdams Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) sieht deshalb keinen Grund zur Sorge. Im Gegenteil. Sie gerät schon jetzt ins Schwärmen, wenn sie an die zahlreichen Schützen denkt, die durch die Innenstadt ziehen sollen: „Die Uniformen und Fahnenträger, das wird ein absolut farbenprächtiges Bild abgeben.“ Zudem sei die Veranstaltung ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die ansässigen Hoteliers – auch weil viele Schützen ihre Familien mitbringen.
Das kann Jeanett Buck nur bestätigen. Im Rathaus der mecklenburgischen Stadt Neubrandenburg war die Stadtmarketingbeauftragte zwei Jahre für die Organisation des 57. und damit jüngsten Schützentages verantwortlich. Am vergangenen Wochenende fand er statt. „Das war eine große Ehre für uns“, sagt sie. Viele Hotels in Neubrandenburg und Umgebung seien ausgebucht gewesen. „Einige der Schützen waren das erste Mal in Mecklenburg Vorpommern und sie wollen wiederkommen, um hier Urlaub zu machen.“ Auch die Neubrandenburger selbst hätten den Tag begeistert aufgenommen und beim Festumzug die Straßen gesäumt. „Das war ein Highlight für die Stadt.“
Davon konnte sich auch Potsdams Sportbeigeordnete Magdowski überzeugen. Gemeinsam mit Brandenburgs Schützenpräsident Wickidal war sie am vergangenen Wochenende auf dem Schützentag, um für Potsdam zu werben. „Ich denke, dass wir viele Sympathien sammeln konnten.“
Anders als zum Beispiel bei der Vergabe einer Olympiade, wo sich Städte erst präsentieren und dann zum Veranstaltungsort bestimmt werden, wurde Potsdam schon 2009 als Ausrichter des Schützentages 2013 ernannt. Vom 25. bis 28. April findet dieser Schützentag statt.
Neben der Suche nach dem Schützenkönig Deutschlands widmen sich die Delegierten der Landesschützenverbände dann auch ihrer Verbandsarbeit. Es wird eine Delegiertenversammlung und eine Präsidiumssitzung geben, ehe man an den folgenden Tagen zum bunten Rahmenprogramm übergehen kann. Dazu zählen der Bundesschützenball, der in der Babelsberger Metropolis-Halle stattfinden soll, und das Königsschießen. Es soll an mobilen Schießanlagen am Luftschiffhafen ausgetragen werden.
Höhepunkt wird dann der Festumzug: Schützen aus allen Bundesländern werden sich in ihren Trachten präsentieren, musikalisch begleitet von Spielmannszügen. Bis zu 3500 Teilnehmer werden erwartet. Die Strecke steht noch nicht fest.
Bei Potsdams Sportschützen ist die Vorfreude groß, sagt Peter Saffran, Präsident der Potsdamer Schützengilde. „Wir sind stolz, dass der Schützentag bei uns stattfindet. Ich denke, dass sich die Potsdamer dafür begeistern.“ Schon seit 1465 gibt es die Gilde – mit einer Pause: Zu DDR-Zeiten wurden die Schützenvereine aufgelöst. Nur noch unter dem Verbandsdach der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) durfte geschossen werden. Nach dem Fall der Mauer wurden viele Vereine wiederbelebt. 168 Mitglieder zählt die Potsdamer Gilde heute, darunter ein Dutzend Frauen. „Schießen ist eine Männerdomäne“, sagt Saffran. Auch Nachwuchssorgen plagen ihn, nur acht Jugendliche hat er im Verein. Saffran hofft deshalb, dass mit dem Schützentag die Werbetrommel für seinen Sport gerührt werden kann. Nichts wäre wünschenswerter, als ein junger Bundesdeutscher Schützenkönig aus Potsdam. Aber: „Das ist eine große Hürde“, sagt er. Wenn es in die entscheidenden Wettkämpfe um den Titel des Bundeskönigs geht, „flattern vielen Schützen die Nerven.“
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