SV Babelsberg 03: „Zwischen Unesco und 03 passt kein Blatt“
SV Babelsberg 03-Fans sehen keine Probleme zwischen Welterbe-Interessen und „Karli“-Sanierung
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Babelsberg – Aufregung sieht anders aus. Nicht nur die Kicker des Regionalligisten SV Babelsberg 03 spielten am Samstag im „Karli“ gegen die Berliner von Türkiyemspor sehr verhalten. Auch die Fans wollten sich an der aufgekommenen Unruhe um die Sanierung des Karl-Liebknecht-Stadions und der daraus resultierenden „Anfrage“ der Unesco-Frühwarn-Wächter Icomos nicht beteiligen. Im Gegenteil: Die 03- Jünger machten deutlich, dass sie die Umgebung, in der das Stadion liegt, schätzen: „Ich glaube, 95 Prozent der Fans sind stolz, ein Teil dieser Kulturlandschaft zu sein“, sagte Fanbeauftragter Jens Lüscher. Er hielt, wie viele andere auch, die Aufregung „mediengemacht“. Schließlich „müssen erst konkrete Pläne vorhanden sein, um sie mit der Unesco diskutieren zu können.“ Bislang seien nur Ideen und Wünsche geäußert worden.
Immerhin, SVB-Präsident Rainer Speer klingt ziemlich konkret in seinen geäußerten Wunschvorstellungen: Die acht Millionen Euro, die aus dem Konjunkturpaket kommen und für das „Karli“ vorgesehen sind, sollen in die Sanierung des Haupthauses fließen, die Haupttribüne erhält einen Ausbau mit Kiosk, Fanshop und zwei weiteren Umkleiden. Der VIP-Bereich wird vergrößert – laut Speer eine Auflage des DFB – das Dach der Haupttribüne saniert und auf der rechten Seite verlängert. 500 Sitzplätze sollen auf der Gegengerade entstehen. Rasenheizung, ein Kunstrasenplatz statt des derzeitigen Hartplatzes und eine besser steuerbare Akustikanlage sind angedacht. Schließlich soll die Tribüne unter der Anzeigetafel abgetragen und – etwas höher – wiederaufgebaut werden (PNN berichteten).
„Ich sehe keinen Konflikt“, sagt auch 03-Fan Thilo Steinbach. „Wir akzeptieren die Unesco und die Unesco akzeptiert uns“, ist seine Meinung. Wichtig seien bessere Trainingsmöglichkeiten, die durch den Kunstrasenplatz kommen würden. „Die Gebäudesubstanz muss verbessert werden, aber mit einer Sanierung wird ja nichts größer gebaut“, so Steinbach. Ähnlich schätzt es Lutz Boede ein, Potsdamer Stadtverordneter und langjähriger Babelsberg-Fan. „Es ist möglich und notwendig, im Sinne des Fußballs etwas im Bestand zu ändern“, so Boede, der einen Konflikt mit der Unesco „nicht sehen kann“.
Ganz pragmatisch war die Einschätzung von Ariane Grohmann: „Die Diskussion ist affig. Das Stadion steht seit Jahrzehnten hier und stört keinen Park.“ Ein Großteil der Fans wisse zudem sehr genau, welche Wünsche umsetzbar sind und welche den Welterbe-Regelungen zuwiderlaufen würden. „Natürlich wäre es schön, wenn die Gegengerade überdacht werden könne“, so Lüscher. „Aber das würde die Sichtachse zwischen Babelsberger Park und Jagdschloss am Stern beeinträchtigen. Deshalb sind wir damit nie an die Öffentlichkeit gegangen – schließlich würde das die Unesco wirklich auf den Plan rufen.“ Solche Wünsche ließen sich an diesem Standort nicht erfüllen, so Lüscher. Auch wenn Ralf Linke, seit 1972 Fan der 03er, sich eine überdachte Gegengerade durchaus wünscht. „Dieser Konflikt ist überspitzt dargestellt“, glaubte er. Und ein anderer langjähriger Intimus des Babelsberger Fußballs, der Potsdamer Sportmoderator Dirk Thiele, sah das ähnlich: „Die Diskussion ist für mich nicht nachvollziehbar. Mit den derzeitigen Überlegungen wird das Welterbe nicht beeinträchtigt.“ Schließlich, auch das merkte Thiele an, „gehört das Stadion zur Historie der Stadt auch dazu“. Zwar wurde erst 1976 das Stadion in seinem heutigen Erscheinungsbild eingeweiht, doch existiert bereits seit 1924 an jener Stelle ein Sportplatz.
Die Fans von Babelsberg 03 sind indes in ihrer Diskussion schon viel weiter. Emotional wird bereits das Für und Wider eines Umzugs des Fanblocks von der „Nordkurve“ auf die geplante neue Tribüne unter der Anzeigetafel diskutiert. Das Aufstocken des Tribünenbaus soll laut PNN-Informationen schon vor Jahren mit Unesco-Vertretern besprochen worden sein: mit abschließender Zustimmung der Welterbeschützer. Insofern klang die Einschätzung des SVB-Fans Thilo Steinbach durchaus folgerichtig: „Zwischen die Unesco und Babelsberg 03 passt kein Blatt Papier!“
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