zum Hauptinhalt
Theaterfreundinnen. Emma Charlotte Ulrich, Alice Haseloff, Zora Dzykonski, Aglaja Sprengel (Bild oben - v.l.) sind junge Darsteller im Potsdamer T-Werk. In der Jugendtheatergruppe Die Spielwütigen arbeiten sie an einem Stück, das bisher den Arbeitstitel Lost & Wanted trägt. Solche Projekte, aber auch andere Jugendtheater-Aufführungen in dem Theater werden von der Stiftung Großes Waisenhaus gefördert.

© Andreas Klaer (1), Promo (3)

Von Henri Kramer: Zwischen zwei Welten

Am Jugendtheater im T-Werk beginnt die neue Saison: Vier junge Darstellerinnen über die Magie des Schauspiels

Stand:

Alice Haseloff liebt ihr Theater. Das ist der 18-Jährigen anzumerken, wenn sie über das Potsdamer T-Werk spricht. In dessen Jugendtheatergruppe spielt sie seit etwa drei Jahren – und nennt gleich mehrere Gründe, wie sie sich durch das Theaterspiel , vielen Aufführungen und noch mehr Proben, verändert hat. „Man lernt, sensibler mit Menschen umzugehen, die nicht so sind, wie man selbst“, sagt Alice. Außerdem würde sie viele Dinge viel bewusster wahrnehmen. „Diese Selbstfindung ist das Schöne“, sagt sie. Drei andere Mädchen – Emma Charlotte Ulrich, Zora Dzykonski und Aglaja Sprengel –, die mit Alice am T-Werk in der Jugentheatergruppe „Die Spielwütigen“ spielen, nicken zustimmend. Gerade haben sie begonnen, an einem neuen Stück zu arbeiten.

So ist es in jedem Herbst. Dann fängt die „Saison“ für die jungen Darsteller an, wie Leiterin Yasmina Ouakidi erklärt. Bis zum kommenden Sommer soll dann immer ein Stück entstehen. Doch dieses Jahr gibt es dabei Neuerungen, weil das rund 25-köpfige T-Werk-Jugendensemble weiter wachsen soll. So existiert neben den eingesessenen „Spielwütigen“ nun eine zweite neue Gruppe namens „spielwütige Freaks & Friends“ – ein Angebot für Jugendliche, die erst einmal in den Theaterbetrieb hineinschnuppern wollen. „Dabei sind deutlich weniger Proben vorgesehen“, sagt Yasmina Ouakidi. Gleichzeitig gibt es am Ende der Saison aber auch nur eine öffentliche Werkschau und kein zusammenhängendes Stück.

Für Alice Haseloff und die anderen drei „Spielwütigen“ stellt diese Diät-Theatervariante sichtlich keine Option dar. Denn die vier jungen Potsdamerinnen meinen, dass gerade die Proben auf dem Weg hin zu einer fertigen Inszenierung der Grund sind, warum sie Theater spielen. So ist am Anfang der Proben längst ist nicht klar, was in dem Stück passieren soll, dass im nächsten Sommer unter dem Arbeitstitel „Lost & Wanted“ aufgeführt wird. Nur das Grundthema ist vorgeben: Die „Spielwütigen“ sollen sich mit Patchwork-Familien im negativen Sinne beschäftigen, mit verpassten Chancen und fehlenden Bezugspersonen. Dabei bringen die Jugendlichen auch selber Erfahrungen ein, erzählt Aglaja Sprengel: „Das macht die Theaterarbeit hier aus, dass sich alle zuhören und auch persönliche Dinge preisgeben.“ Der Grundsatz dabei sei Verschwiegenheit, dass Privates im Theater bleibt. „Für mich ist es wichtig, dass ich hier ganz offen über meine Erfahrungen und Gedanken reden kann“, sagt die 17-Jährige. Alice Haseloff bestätigt das – doch ein Satz ist ihr dabei wichtig: „Wir sitzen dabei nicht kitschig im Kreis.“ Vielmehr passiere der Austausch untereinander bei Improvisationsübungen und ähnlichem.

Nicht jeder Jugendliche im Teenager-Alter spricht so. Emma Charlotte Ulrich spricht sogar von „zwei Welten“, eine davon im Theater und eine außerhalb. „Die beiden sind manchmal nur schwer zu verbinden“, sagt die 16-Jährige. Zora Dzykonski bestätigt das: „Für Außenstehende ist das, was wir hier machen, manchmal nur schwer nachvollziehbar.“ Vor allem in den letzten drei Monaten vor einer Premiere sei das der Fall, wenn neben der Schule im Schnitt bis zu zwölf Stunden Freizeit in der Woche für Proben eingeplant werden müssen. „Dann gibt es schon einmal Stress“, sagt die 17-jährige und meint Freunde außerhalb des Theaters, die Zora dann nur wenig sieht. Doch solche Probleme nehmen die vier jungen Darstellerinnen gern in Kauf. „Man freut sich so extrem, wenn man lange an einem Stück zusammengearbeitet hat und bei der Premiere alles klappt“, sagt Alice Haseloff. „Das ist so intensiv, dass man nach einer Premiere gar nicht mehr richtig weiß, was man mit der vielen freien Zeit machen soll.“ Alice liebt ihr Theater.

Weitere Informationen zum Jugendtheater T-Werk gibt es im Internet unter www.t-werk.de oder per Telefon unter Tel.: (0331) 74 05 618

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })